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25. Juni 2011

La Cenerentola im Theater Aachen

Nein, dieses “Aschenputtel“ hat wahrlich kein einfaches Leben: Umgeben von etwa 60 Waschmaschinen, deren Frontattrappen die gesamten Seitenwände des Bühnenraums zieren, und mit einem Turmbau an Wäschestücken im Hintergrund versucht sie an 3 Bügeltischen mit überdimensionierten Bügeleisen und entsprechenden Wäschekörben ihren Pflichten als “Hausmädchen für alles“ nachzukommen. 
Leila Pfister, Astrid Pyttlik, Rolf A. Scheider, Eva Bernard
Quelle: Theater Aachen © Wil van Lersel
Ihre Blicke wandern häufig zu einem Fernsehapparat, auf dessen Bildschirm permanent Bilder von Traum-Hochzeiten in Adelskreisen ablaufen. Die Bullaugen dieser Waschmaschinen dienen manchmal durchaus ihrem eigentlichen Zweck, wenn Dandini z.B. im 2. Akt seine fürstlichen Gewänder entsorgen muss, bieten aber auch den dann mit Ferngläsern bewaffneten 16 Herren des Theaterchors Guckfenster zur Bühne. 
Der erstmals in Aachen tätige spanische Regisseur Joan Anton Rechi, der u.a. Calixto Bieito als seinen Lehrmeister angibt und der 2007 in Freiburg Rossinis Barbiere auf die Bühne brachte, präsentiert dieses Melodramma giocoso vor allem als Burleske mit viel Schwung (auch in den Interaktionen), mit schlüssiger Personenführung und stimmig in Bewegung und Gesten umgesetzter Musik. Beispielsweise hämmern alle Solisten im berühmten Sextett “Questo è un nodo avviluppato“ pausenlos im Rhythmus der Musik auf ihre Mobiltelephone ein, um vielleicht mit fremder Hilfe – natürlich erfolglos – diesen Knoten in ihren Köpfen lösen zu können. Auch andere Einfälle beweisen des Regisseurs Liebe zu detaillierter musikkonformer Inszenierung. So wird der ersten Begegnung Angelina - Don Ramiro jegliche Steifheit genommen, wenn er ihr, nachdem sie mit dem vor Schreck fallengelassenen Kaffeegeschirr seine Hose beschmutzt hat, in Boxershorts fasziniert beim Reinigen und Bügeln seiner Hose zuschaut. 
Tansel Akzeybek,  Leila Pfister
Quelle: Theater Aachen © Wil van Lersel
Gelegentlich gibt Rechi aber auch seinem Affen zuviel Zucker: So werden “Clorindina“ und “Tisbetta“, wie ihr Vater sie in gewissen Situationen nennt, als kreischende und permanent zankende Schwestern stark überzeichnet, vor allem wenn sie (als Running Gag) in Überraschungsmomenten - an die zehn Mal! – synchron ohnmächtig zu Boden gehen. Allerdings spielen und singen Eva Bernard als Clorinda (mit etwas schriller Mittellage) und Astrid Pyttlik, deren Tisbe ebenso hübsch aussieht wie sie singt, diese weniger bösen als eher streit– und selbstsüchtigen Zicken in diesem Konzept überzeugend. Auch die übrigen Protagonisten sind mit sehr viel Spielfreude bei der Sache und singen gut, ja sogar großartig. Die Angelina der in Basel geborenen Leila Pfister beginnt etwas verhalten und wirkt in Ensembleszenen punktuell etwas leise, läuft aber in ihrem Finalrondo zu grandioser sängerischer Gestaltung auf. Ihr “principe“ Don Ramiro wird von dem u.a. in Bonn engagierten Tansel Akzeybek, einem stimmschönen und höhensicheren tenore leggiero, gesungen – Klasse! Auch bei den drei tiefen Männerstimmen war viel Erfreuliches zu hören: der vor Spiellust fast berstende Hrólfur Saemundsson als Dandini mit baritonalen Höhenflügen, Pawel Lawreszuk als der weise Drahtzieher Alidoro – er sang die von Rossini 1821 nachkomponierte Arie “Tutto cangiò per te“ - und Rolf A. Scheider, der mit wunderbar sonorer Bassstimme der Buffopartie des Don Magnifico vielleicht ein zu junges Profil gab.
Belcanto-Opern sind im Aachener Theater in den letzten Jahren ziemlich stiefmütterlich behandelt worden, und außer einem konzertanten Mosè in Egitto  und einer eher mäßigen Italiana in Algeri (beide 2006) stand Rossini nie auf dem Programm des nach Nürnberg wechselnden GMD Marcus R. Bosch. So war sinnvollerweise die musikalische Einstudierung dieses Meisterwerks dem gerade neu verpflichteten 1. Kapellmeister Péter Halász (bisher am Staatstheater Mainz) anvertraut worden. Er führte das Aachener Orchester zu einer runden Leistung mit Rossinischem Esprit, bei der allerdings das Blech insgesamt etwas grell und zu dominierend wirkte. Das Publikum im sehr gut besuchten Stadttheater – wann gab es zuletzt eine solch lange Schlange vor der Abendkasse?! - war begeistert von diesem gut dreistündigen Genuss (nur die Clorinda – Arie und der Eingangschor zum 2. Akt fehlten) und ließ sich am Ende zu Standing Ovations hinreißen.

Walter Wiertz (Besuchte Vorstellung am 23.06.11)
Weitere Vorstellungen am 1./10./17./20. Juli 2011

17. Mai 2011

Ein Kölner in Hamburg...erlebt eine herzerfrischende Cenerentola

Bildschirmfoto vom Videofilm auf Theater-tv.net
Zum Anschauen des Videos bitte hier klicken oder dort 

Nach der Lektüre der Kritik über Rossinis  "La Cenerentola" des Hamburger Abendblattes hatte ich zunächst gar keine Lust mehr, nach Hamburg zu fahren. Aber dann habe ich mich doch dazu entschlossen und es nicht bereut!

Mein Fazit: Die Cenerentola war sehr, sehr schön!  Kritiken werden ja oft über die Premiere verfasst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, die zweite oder dritte Vorstellung zu besuchen. Dann sind die Künstler viel entspannter als bei der Erstaufführung.

Das unter der Leitung von Antonello Allemandi spielende Orchester der Hamburgischen Staatsoper war hervorragend. Ein Einspringer hat es immer schwer. Allemandi war für den erkrankten  Andrés Orozco-Estrada eingesprungen und bewältigte diese Aufgabe mit Bravour.  Am 17.6.2001 habe ich Allemandi schon einmal in der Oper Marseille als Dirigenten von "Tancredi" erlebt und war von ihm begeistert. Allemandi ist inzwischen einer der führenden Dirigenten des italienischen Faches.

Die spanische Mezzosopranistin Maite Beaumont als Angelina war ein Traum. Der als Rossini-Tenor renommierte Russe Maxim Mironov als Don Ramiro stand ihr in keiner Weise nach. Seine Stimme ist enorm gewachsen, vor allem in der Mittellage und Tiefe. Die Höhe war ja schon immer sehr gut. Ich habe schon vor sechs Jahren, als ich ihn zum ersten Mal hörte, gedacht, wenn Flórez nicht wäre, wäre Mironov die Nummer 1.

Auch die anderen Künstler, Viktor Rud als Dandini und Enzo Capuano als Don Magnifico, waren gut. Die beiden "fiesen" Schwestern, Gabriele Rossmanith und Renate Spingler, beide aus dem Haus der Hamburger Staatsoper, waren einfach köstlich und hinreißend giftig. Eine von ihnen erzählte mir, dass die Ensemblemitglieder sechs Wochen lang geprobt hatten. Da die Kostüme teilweise aus Plastikmaterial gefertigt waren, wurde dabei heftig geschwitzt und die Proben gestalteten sich sehr anstrengend. 

Die Kostüm- und Bühnenbildgestaltung (André Barbe) war mal ganz was Neues, bunt, lebhaft, lustig, ein überwältigender Einfallsreichtum, eine Meisterleistung. Ich habe noch nie so viel gelacht. Dieses Gewimmel, diese Spielfreude, Vergnügen pur! Regisseur des Ganzen war Renaud Doucet, früher Choreograf und Tänzer. Köstlich, wie Don Magnifico in einem riesigen, überdimensionalen Sparschweintresor wohnt, der auf der ersten Etage steht und von dem er mit einem offenen Aufzug nach oben oder unten fahren kann. Und: Es gibt nicht den üblichen Kamin, dessen Feuer Cenerentola zu hüten hat. Vielmehr ist sie eine graue, unterdrückte Büromaus am Schreibtisch, die dann am Ende durch Reinheit und Güte ihren Ramiro erobert. 

Hubert Sieben, Köln

Besuchte Aufführung 15.05.2011

Weitere Vorstellungen in dieser Saison: 20.05.2011, 22.05.2011, 29.05.2011, 02.06.2011, 09.06.2011 und 11.06.2011.
Nach der laufenden Saison sind weitere Aufführungen für den 20.09.2011, 23.09.2011 und 28.09.2011 vorgesehen, 
aber dann singt Kate Aldrich die Angelina.
In den dann folgenden Aufführungen am 09.12.2011, 16.12.2011, 25.12.2011 und 31.12.2011 singt anstelle von Mironov 
Alek Shrader den Don Ramiro und die Angelina wird von Maria Markina gesungen.

8. Mai 2011

'La Cenerentola', fränkisch

Hallo Amici,
am 30. April 2011 besuchten wir eine Aufführung von La Cenerentola im Mainfranken Theater Würzburg, die dort im März Premiere hatte. Es handelt sich dabei um die Kritische Ausgabe von Alberto Zedda. Ein Besuch, der sich mehr als lohnte. Es handelte sich ingesamt um eine sehens-, noch mehr hörenswerte Produktion , nicht ganz frei von üblichen Mätzchen der Dramaturgie (Inszenierung Hermann Schneider), dafür aber mit musikalischen Genüssen (einfühlsames Dirigat von Dirigent Enrico Calesso, er brachte das Philharmonische Orchester Würzburg nach einer Aufwärmungsphase bei der Ouvertüre schnell in Schwung) und sauberen Gesangsleistungen, vor allen in den Ensembleszenen. Im Detail magnifico das Duett Dandini/Magnifico "Un segreto d'importanza". Angenehm überraschten uns die beiden erstmals gehörten Arien des Alidoro "Vasto teatro è il mondo" und die der Clorinda "Sventurata! mi credea", die Luca Agolini für die Urauffühung 1817 in Rom komponiert hat. Diese Clorinda-Arie wird heutzutage so gut wie nicht mehr gespielt und bei der Alidoro-Arie greift man gemeinhin auf die Arie "La del ciel nell'arcano profondo" zurück, die Rossini für eine Inszenierung von La Cenerentola am römischen Tetro Apollo 1821 nachkomponiert hat.  Zusammengefasst ein Rossini, der sichtlich das scheinbar nicht gerade belcantogewohnte fränkische Publikum zusehends begeisterte. Auf die Haben-Seite darf auch das gelungene Programmheft gestellt werden. Übrigens gilt unser Kompliment nicht nur dem Dramma giocoso und dem Triumph der Tugend, sondern auch dem herrlichen und sehenswerten Exfürstlichen Würzburg insgesamt. Einfach magnifico!
Saluti
Edith und Alfred Heierling

Weitere Aufführungen: 26.05./ 17.06./ 25.06./ 02.07./ 07.07./ 13.07./ 15.07./ 20.07.2011
Fotostrecke und weitere Infos unter Mainfranken Theater Würzburg


Vorabdruck aus «Mitteilungsblatt» der Deutschen Rossini Gesellschaft, Nr. 53 (Juni 2011)

1. September 2010

Rossini Opera Festival 2010 in Pesaro - Die Presseschau




1. September 2010 (esg):

Bilder - Bilder - Bilder!!! 
Fotogalerie zu allen drei Opernproduktionen

Video "La Cenerentola"


Die Videos von den beiden anderen Opern dokumentieren leider mehr die schlechte Sicht aus einer seitlichen Loge als die Aufführung selbst: Demetrio e Polibio und Sigismondo


Die - teilweise durchaus konträre - Berichterstattung im Neuen Merker:


Auch Manuel Brug war in Pesaro und berichtet in der "Welt":

Oper als geschlossene Anstalt - Wie das Rossini-Festival in Pesaro der katastrophalen Kulturpolitik von Berlusconi trotzt
Italien ist ein Irrenhaus. Seit einigen Jahren gibt es hier keine Nervenkliniken mehr. Man wird stationär behandelt oder der Obhut der Familie überlassen. Jeder muss sehen, wie er damit klarkommt. Längst ist auch die italienische Kulturpolitik ein Irrenhaus, denn die Regierung Berlusconi entlässt fast alle Institutionen aus ihrer Verantwortung und kappt damit auch die Subventionen. Jeder muss sehen, wie er damit klar kommt. Jetzt steht auch noch im reizend klassizistischen Teatro Rossini in Pesaro ein Irrenhaus auf der Bühne. Wo man doch im Geburtsland der Oper gewohnt ist, dass auf einer Theaterszene dekoriert, aber nicht inszeniert,geschweige denn interpretiert wird. ... mehr
 
Im Online Musik Magazin OMM wird ebenfalls ausführlich berichtet:
 
Phantome der Oper: Demetrio e Polibio
Ein Belcanto-Feuerwerk in der Adriatic Arena: La Cenerentola 
Die Welt als Irrenhaus: Sigismondo
 
Einen weiteren Internetbeitrag gibt es hier ...

... und bei Klassik-info Rosamunde Pilcher an der Adria

Über alle Opernproduktionen, aber auch über die Konzerte des diesjährigen Festivals berichten ausführlich:

Opera Gazet
 (niederländisch): acht Rezensionen (die Links zu den Berichten finden Sie hier)

Forum Opéra
(französisch):
Concerto Pergolesi  -  Concerto Majella Cullagh  -  Kantaten
Zu den vier Berichten über die Opernproduktionen geht es hier.

Hinweis zum Übersetzen mit Google
: Ein Klick genügt! Wenn im Browser die Google Toolbar aktiviert ist, erscheint automatisch bei einer fremdsprachigen Seite das Angebot zur Übersetzung.


15. August 2010 (esg):

Hier eine Fotostrecke von der Eröffnung des diesjährigen ROF mit zahlreichen Szenenfotos von "Sigismondo" (ab Bild 11).

Ein weiterer Bericht über "Sigismondo": Il Resto del Carlino

Eine positive Bewertung der Inszenierung des Sigismondo enthält der die Festivals von Torre del Lago und Pesaro vergleichende Bericht "Schöner leben und neppen: Puccini-Fastfood in Viareggio, Rossini-Perle in Pesaro", der auch kurz auf die beiden anderen Produktionen eingeht:

 Auszug Rossinis „Sigismondo“: ein großer Wurf in Pesaro
Zweihundertfünfzig Kilometer weiter östlich hingegen ließ sich „Rossinis Bayreuth“, das 31. Festival in Pesaro, glänzend an. Damiano Michieletto ist mit seiner Interpretation des an Weihnachten 1814 im Teatro La Fenice erstmals gezeigten „Sigismondo“ ein Wurf gelungen: Er hat den Eifersuchts- und Thronfolge-Konflikt aus dem historisch nicht genau zu verortenden Gesna und den mittelalterlichen Wäldern an der polnisch-böhmischen Grenze in die Zeit der ersten Republik und eine psychiatrische Anstalt verschoben. Das wird in wundersamer Weise der turbulenten Handlung gerecht, die bei der Uraufführung auf vehemente Ablehnung des Publikums und entschiedene Einwände seitens der Fachkritik stieß....mehr


13. August 2010 (rf):
Eine erste deutschsprachige Kritik von Elena Habermann gibt es im Neuen Merker :
"Musikalisch war es eine ganz große Sache,  dieses schon sehr große Werk des erst 22jährigen Rossini zu hören"
"Die Sängerliste war vom Feinsten, besonders die drei großen Hauptrollen waren nahezu unüberbietbar besetzt".
"Aber so eine sängerfeindliche Arbeit sah ich in Italien noch nie, und es wundert mich, dass die Italiener das alles so mitmachen".
"Nun hat der Regietheater-Schmarren leider die Alpen überschritten, und auch im Süden darf man sich über diese Modetrends wie Spitalsbetten etc. freuen".


12. August 2010 (rf):

Zur Oper "Sigismondo" wurde eine Rezension in La Stampa gefunden. Auch für diejenigen, die zur Übersetzung den Google Übersetzer benötigen, wird klar, dass es hervorragende Sänger gab, dass die Inszenierung allerdings Anlass zu Kritik gab.

Hier einige Zitate aus der Google Übersetzung:
"Hervorragende Sänger""Die ganze Gruppe von Performern erhielt begeisteten Beifall"
"Der Regisseur Damiano Michieletto (Bühnenbildner Paul Fantin) erhielt zwischen Genehmigungen und Protesten, sollten wir einen gnädigen Schleier zu ziehen"
"Dieses dekorative Display des menschlichen Leidens geht weit Grenzen des guten Geschmacks und vielleicht sogar die Moral. Dann wird der Vorhang unten, bitte. Doch es gibt diejenigen, die applaudieren."


12. August 2010 (rf):

Unter dem Titel "Ungebremste Entdeckerfreude" berichtet Bernhard Doppler auf der Homepage von Deutschlandradio Kultur über das Rossini Opera Festival 2010 in Pesaro und die Opern "Demetrio e Polibio" und "Sigismondo".
Auf dieser Seite kann auch ein Direkt-Kommentar aus Rossinis Geburtsstadt als Audio-Datei angehört oder heruntergeladen werden.

17. August 2010

TV-Kritik: Rossini reloaded - weitgehend ein Ärgernis



Haben Sie auch am Sonnabend bei 3sat den Film „Gioacchino Rossini – Der Schwan von Pesaro“ mit dem seltsamen Untertitel „Rossini reloaded“ gesehen? Die Vorfreude war groß gewesen, hieß es doch in der Vorankündigung: „In dem Porträt erkundet Filmautor Theo Roos gemeinsam mit Juan Diego Flórez die legendäre Epoche des Belcanto und das komplexe Wesen eines Komponisten, der als musikalischer Spaßmacher galt und dem die Großen seiner Zeit Respekt zollten“. Die Enttäuschung war dann umso größer.

"Rossini reloaded" - was soll das? Rossini neu entdecken? So aber bitte nicht! Der Versuch, Rossinis Musik unter Abspielen von Teilen bekannter schmissiger Ouvertüren in schnellbewegte Bilder unserer Zeit umzusetzen, war einfach nur nervig, - Hektik pur, der ich mich bald entzog und die Augen schloss, solange nicht einer der von Rossinis Musik ansteckend begeisterten und sachkundigen Interpreten zu Worte kam oder der Schnipsel einer Opernszene gezeigt wurde.



Alberto Zedda, Joyce DiDonato, Juan Diego Flórez, Daniela Barcellona u. a. vermittelten lebhaft ihre Freude an der Musik Rossinis, ihnen zuzuhören war ein Vergnügen, unerfreulich war z. B. „Di tanti palpiti“ als Hintergrundmusik zu einem gesprochenen Zitat (Stendhal, Heine, Schopenhauer, Richard Wagner u. a. wurden von Schauspielern reichlich unglaubhaft "verkörpert").

Schade um die vertane Chance, Rossini auch über seinen "Barbiere di Sevilla" und "La Cenerentola" hinaus wieder ins Bewusstsein des operninteressierten Publikums zu rücken! Bei einer derart sprunghaften und teils hektischen Machart bleibt nicht viel in Erinnerung.

Der Film ist zur Zeit in der  Mediathek von 3sat zu sehen. Im September wird er an mehreren Sendeterminen beim ZDFtheaterkanal gezeigt.

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Im Anschluss an diesen Film gab es in einer Aufzeichnung aus Barcelona „La Cenerentola“ mit dem Rossini-Traumpaar DiDonato und Flórez. Am kommenden Sonnabend wird „La pietra del paragone“ in einer eigenwilligen, aber m. E. äußerst unterhaltsamen (und durchweg gut gesungenen) Inszenierung aus Paris gezeigt.

3sat sei Dank für diese außergewöhnliche Rossini-Fülle! Dass diese beiden Opern aber unter „Festspielsommer“ gezeigt werden, ist allerdings doch etwas irritierend, geht es bei dieser Sendereihe nach der Ankündigung von 3sat doch um: "Renommierte Festivals – internationale Stars. Zu sehen sind Aufführungen aus ... aus Schwetzingen und vielen anderen Festspielorten mehr. Konzerte, Opern und Tanz, live oder in aktuellen Aufzeichnungen.“ Da hatte ich doch tatsächlich – jedenfalls solange die Besetzungen noch nicht auf der Internetseite von 3sat standen - auf (ggf. auch ältere) Aufzeichnungen der RAI vom Rossini Opera Festival in Pesaro gehofft. Festivals in Paris oder Barcelona sind mir jedenfalls nicht bekannt, vielmehr handelt es sich um Aufzeichnungen „normaler“ Produktionen, die auch bereits auf DVD im Handel sind. Warum also diese völlig überflüssige Falschdeklaration? Programmfüller aus Mangel an (finanzierbaren) Übertragungen von anderen diesjährigen Festivals? Wie auch immer – genießen wir das seltene TV-Vergnügen mit Opern unseres geliebten Rossini! Am kommenden Sonnabend also "La pietra del paragone" in einer Inszenierung, die auf dem Bildschirm vielleicht sogar besser zur Geltung kommt als im Theater, - ein neuer Zug der Zeit?


Fotos: Bildschirmfotos 3sat / YouTube

8. August 2010

Solisten von "Rossini in Wildbad" 2010 in Bild und Ton

Auch dieses Jahr gab es beim Festival „Rossini in Wildbad“ eine interessante Mischung von bekannten und neuen Stimmen zu hören.




An erster Stelle ist Michael Spyres zu nennen, ein Tenor mit fulminanter Höhe und baritonaler Tiefe und mit einem vorbildlichen Legato, der eine viel versprechende internationale Karriere gestartet hat (aktuelle Informationen auf seiner Homepage und hier). Dieses Jahr sang er in Bad Wildbad den Néoclès in den konzertanten Aufführungen von Rossinis „Le Siège de Corinthe“:





(leider stellenweise sehr leise)

Es lohnt sich immer wieder, auch die Videos (in guter Tonqualität!) von seinen früheren (szenischen) Auftritten in Bad Wildbad zu bestaunen:
Rossini "La gazzetta" 2007
Rossini "Otello" 2008


Auch mit Lorenzo Regazzo gab es in „Le Siège de Corinthe“ (und bei den Duetti buffi mit Bruno Praticò) ein sehr erfreuliches Wiedersehen und Wiederhören in Bad Wildbad, leider aber (noch) kein Video davon. Aber ansehen sollte man sich dieses Video hier, - da ist er mal nicht auf Anhieb zu erkennen.

Videos von weiteren Solisten dieser Produktion, die auf CD erscheinen soll:
Majella Cullagh (Pamyra)
Marc Sala (Cléomène) (auch zu erleben im Wildbad-Video hier im Blog)
Silvia Beltrami (Ismène)

Auch von der diesjährigen „Cenerentola“ gibt es bei YouTube ein Video:


Wie man sieht und hört, war auch dieses Jahr Bruno Praticò wieder in Bad Wildbad dabei, diesmal als Don Magnifico. Von dessen Arie gibt es ein wunderbares Video von einem Konzert in St. Petersburg, interessanterweise dirigiert von dem international als Tenor bekannten Giuseppe Sabbatini:




Mir hat besonders der erst 22 Jahre alte Bernhard Hansky als Dandini gefallen: klangvolle Stimme, koloratursicher und von erstaunlicher Bühnenpräsenz. Auf seiner Homepage gibt es ein Audio von seiner Auftrittsarie, aufgenommen in Bad Wildbad:
Arie des Dandini



Die Cenerentola sang die bereits für Wien und Zürich engagierte Serena Malfi (Videos) - Auch von dem Sänger des Ramiro, Edgar Ernesto Ramirez, gibt es Videos bei YouTube.


Szenen-Fotos von "Rossini in Wildbad" 2010:


Insbesondere wegen der zahlreichen Fotos und für diejenigen, die des Niederländischen bzw. des Französischen mächtig sind (oder die die oft bizarren Google-Übersetzungen enträtseln mögen) hier als Ergänzung zur Presseschau die Rezensionen von „Opera gazet“ und „Forum Opéra“

Opera Gazet: alle drei Opernrezensionen hier

Forum Opéra:
Le Siège de Corinthe
La Cenerentola
Adelina
Duetti buffi

Neugierig geworden, wer in früheren Jahren bei "Rossini in Wildbad" gesungen und wer von dort aus eine internationale Karriere gestartet hat? Das steht im Einzelnen hier im Belcantoblog im Beitrag Junge Karrieren - Karrierestart in Bad Wildbad und Pesaro und in der Diskographie im Beitrag "Rossini in Wildbad" 2008 - Das Jubiläum. Weitere Beiträge finden Sie über die Rubriken in der rechten Spalte  "Rossini in Wildbad" und "Junge Karrieren".

1. August 2010

"Rossini in Wildbad" 2010 - ein Rückblick

Wieder ist ein Rossini-Festival in Bad Wildbad vorüber, aber in der Erinnerung lebt es fort.


Umschalten in den Vollbildmodus ist möglich

Rossinis Oper „Cenerentola“ machte in der neuen Spielstätte, der umgebauten Trinkhalle im Kurpark, den Anfang. Hier wurde auch „Le Siège de Corinthe“, Rossinis erste große französische Oper, konzertant mit großem Erfolg aufgeführt und vom SWR aufgezeichnet. Das Königliche Kurtheater im Kurpark wiederum bildete den schmucken Rahmen für kleinere Inszenierungen wie die „Malibran-Kadenzen“, Klavierstücke unter anderem von Ignaz Moscheles mit den „Gems à la Malibran.“ Außerdem wurde hier die modern und ironisch inszenierte kleine Oper „Adelina“ von Pietro Generali gegeben. Letzterer war ein Zeitgenosse Rossinis, daher lag es nahe, einen Prolog „Rossini erobert die Oper“ mit Auszügen aus Gioachino Rossinis frühen Opern zu entwerfen, szenisch einzurichten und der „Adelina“ voranzustellen. So wurde Rossinis Eroberung der italienischen Opernwelt und seine Auseinandersetzung mit damaligen Erfolgskomponisten wie Generali deutlich. Die Veranstaltung wurde am gleichen Tage zeitversetzt im Radio übertragen.


Alle Aufführungen wurden freundlich aufgenommen, zum Teil enthusiastisch vom Publikum gefeiert. Weitere Programmpunkte des unter dem Motto „200 Jahre im Rampenlicht – Gioachino Rossini“ stehenden Festivals waren „Duetti Buffi: Unsterbliche Buffoszenen“ und ein „Chopin-Zyklus III“. Über die einzelnen Produktionen soll noch in diesem Blog berichtet werden. (Wir freuen uns über weitere Beiträge, die an die Adresse rf@belcantoblog gesendet werden können. Auch Kommentare zu diesem Festival sind sehr willkommen).


Aber das Festival lebt nicht nur von seinen Aufführungen, sondern auch durch die Mitwirkenden und treuen Besucher. Einige Sänger waren sehr jung, wenn auch schon bei Gesangswettbewerben ausgezeichnet, mit Bühnenerfahrung und bei Intendanten europaweit, teils weltweit, begehrt. Auf der anderen Seite standen erfahrene und berühmte Solisten wie Bruno Praticò, Lorenzo Regazzo und Michael Spyres, deren Unterstützung für die Jüngeren wichtig ist. Eine „Masterclass“, diesmal wieder unter der Leitung von Raúl Giménez, und andere Formen der Zusammenarbeit zwischen den Künstler-Generationen haben Tradition in Bad Wildbad, ein Verdienst des langjährigen Festival-Chefs Jochen Schönleber, dem man auf Schritt und Tritt begegnete, oft in Eile, mit dem Fahrrad unterwegs und stets im Einsatz, auch wenn es darum ging, sich persönlich um einzelne Mitglieder des künstlerischen Stabes zu kümmern. Die Mannschaft besteht ja nicht nur aus den im Rampenlicht stehenden Sängern, sondern es gehören Chor- und Orchestermitglieder, technische Mitarbeiter, Kameramänner auf wackligen Tischen balancierend, Beleuchter und andere Theaterschaffende dazu – vor und hinter der Bühne.

Staunt ein Gast über das herrliche, 1864 erbaute und in den letzten Jahren restaurierte Kurtheater, kann er sich hilfesuchend an den Vorsitzenden des „Fördervereins Kurtheater Bad Wildbad e. V.“ Herrn Dr. Peterson wenden, der alles über die Geschichte dieses Kleinods weiß.


Mittendrin und überall präsent: die Besucher. Sie kommen aus Deutschland, England, Frankreich, den Niederlanden, Italien und sonst woher. Viele kennen sich seit Jahren. Es gibt herzliche Begrüßungen, wenn man sich im Theater, im Kurpark, auf dem Sommerberg oder im Wildbader Hof begegnet, wo der Wirt sich umsichtig um seine Gäste kümmert, gelegentlich auch ein uriges Gewölbe für die fröhliche Schar öffnet und ungemein heiße Teller mit wahlweise sehr großen oder großen Portionen auf den Tischen ablädt. Technisch ist das Publikum bestens ausgestattet und meist mit kleinen Digitalkameras ausgerüstet, die hochgereckt werden und um die Wette zu blinken scheinen - natürlich nicht während der Aufführungen.


Fast bilden die Künstler und ihr Publikum eine Einheit in Bad Wildbad. Jedenfalls kann diese Illusion entstehen, begegnen sie sich doch auch – zufällig - in gemeinsamen Hotelunterkünften oder – geplant – bei gastronomischen „Events“, wenn beispielsweise nach der Opern-Vorstellung im schmucklosen Pausenraum der Neuen Trinkhalle flugs ein Büffet aufgebaut wird, nach dem Essen dann plötzlich das Piano erklingt und ein Sänger nach dem anderen eine kleine improvisierte Gala-Einlage gibt: Da erklingt schon mal ein im Finale mehrstimmig geschmettertes „O sole mio“. Aber das ist noch nicht alles: Animiert von diesen Klängen wollen die Besucher nicht nachstehen und versuchen sich an deutschem Volksliedgut, was noch am nächsten Tag für viel Spaß sorgt – ein Beweis dafür, dass das „Festival“ zu Bad Wildbad gehört und sich eigentlich um seine Zukunft keine Sorgen machen müsste, jedenfalls was das Interesse der Belcanto-Liebhaber angeht. Der Kreis dieser Opernfreunde wird ständig erweitert, man informiert „Neue“ über Aufführungen und Komponisten, weckt deren Interesse und darf manchmal sogar damit rechnen, dass der eine oder andere Kunstsinnige aus Baden-Baden, Rastatt oder einem nördlichen Bundesland nach dem ersten Kennenlernen nicht genug hat, sondern im nächsten Jahr mit seinen Freunden oder seiner Belegschaft wiederkommen möchte.


Der große Einsatz auch der Deutschen Rossini Gesellschaft, insbesondere durch deren kompetenten Geschäftsführer und anerkannten Rossini-Spezialisten Reto Müller darf nicht unerwähnt bleiben, besonders was das diesjährige Festival angeht. Er hielt den „Festvortrag“ über den Namensgeber des Festivals, schrieb oder übersetzte viele Beiträge in den Programmheften, besorgte die Auswahl der Musikstücke in „Rossini erobert die Oper“ und schuf nicht zuletzt mit einer zweisprachigen Übertitelung der Opern etwas vollkommen Neues. Hier fand der Opernfreund nicht nur eine spannende wörtliche Übersetzung des Librettos vor, sondern konnte sich auch in den Urtext einlesen – das war selbst für diejenigen lohnend, die zwar häufig italienischen oder französischen Arien lauschen, diese Sprachen aber nicht beherrschen.


Vor dem Palais Thermal steht jetzt die Bronzestatue des alternden, in Bad Wildbad Heilung suchenden Rossini. Viele Gäste lassen sich mit Rossini fotografieren, einer der „Beweise“, dass der Italiener in Bad Wildbad „angekommen“ ist. Andere schlemmen Eis oder genießen die Schwarzwälder Kirschtorte, die es besonders köstlich im Café Winkler gibt. Bei den beliebten Damen- und Herren-Ausstattern gibt es ein Wiedersehen, im Thermalbad oder oben auf dem Sommerberg. Regelmäßig kommt die Stadtbahn aus Karlsruhe oder Pforzheim auf lärmgedämmten Schienen „eingeschwebt“ und spült einen Besucherschwarm in das verträumte Städtchen, das während des Festivals aufzublühen scheint, trotz unübersehbarer Leerstände in einigen Geschäften, wohl bedingt durch die Wirtschaftskrise. Morgens läuten sanft die Kirchenglocken, langsam ziehen die Dunstschleier himmelwärts und geben die Sicht auf die Berge frei. Dem Genuss konnte das diesjährige Regenwetter nichts anhaben. Bis zum nächsten Mal!


Astrid Fricke (Text); Reiner Fricke (Video)

29. Juli 2010

Presseschau "Rossini in Wildbad" 2010 - aktualisiert am 31. Juli

Zehn gute Gründe, „Rossini in Wildbad“ zu besuchen
In knapp drei Wochen hebt sich der Vorhang: Das Festival Rossini in Wildbad zeigt im 22. Jahr seines Bestehens zum ersten Mal eine der populärsten Opern Rossinis, La Cenerentola. Pressereferentin Ulrike Albrecht nennt zehn triftige Gründe, warum man die Veranstaltungen in Bad Wildbad keinesfalls verpassen sollte:... mehr


Rossini in Wildbad: Anspruchsvolle Pläne trotz Finanznot
Trotz Finanznot hat Jochen Schönleber, Intendant von „Rossini in Wildbad“, anspruchsvolle Pläne für das Festival ... mehr


Klein aber fein: Rossini in Wildbad
Nicht nur in Bayreuth, sondern auch anderswo in Deutschland gibt es spannende Opern-Festivals. So wie in Wildbad, wo auch seltene Rossini-Stücke aufgeführt werden.... mehr


 

Bad Wildbader Trinkhalle wird zum Opernhaus
90 Meter lang und 16 Meter breit: Die Trinkhalle in Bad Wildbad ist ein Raum mit ungewöhnlichen Proportionen. Ein langer Schlauch, schlicht und streng im Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten; Nüchtern, weiß und vor allem licht durch die elf raumhohen Fenster rechts und links. All das prädestiniert das denkmalgeschützte Gebäude von 1933/34 nicht unbedingt zum Theatersaal: Denn ein Theater muss dunkel sein – und irgendwie auch überschaubar. Doch Bühnenbildner Anton Lukas ist es gelungen, die historische Trinkhalle in ein Festspielhaus zu verwandeln....mehr

s. auch hier im Blog den Beitrag zu
Rossini und die Freude am Leben


Ein Bericht über alle drei Opern:

Rossini in Wildbad 2010 - 23.-25.7.2010:

Auch im 22. Jahr des Bestehens ist das nach Pesaro bedeutendste Rossini-Festival im Nordschwarzwald noch nicht auf Werk-Wiederholungen angewiesen, bietet das Oeuvre des Bonvivants doch immer noch neue Anreize, vor allem auch von kritisch revidierten Neuausgaben und Original-Rekonstruktionen....mehr


Rossini - La Cenerentola:




«Rossini in Wildbad» überzeugt mit Neuentdeckungen
Bad Wildbad (dpa) Eine Aufführung von Gioacchino Rossinis komischer Oper «La Cenerentola» (Aschenputtel) sollte am Sonntag die 22. Auflage des Belcanto-Festivals «Rossini in Wildbad» beschließen. Stürmischer Beifall der aus ganz Europa angereisten Fan-Gemeinde begleitete die 18 musikalischen Veranstaltungen. ...mehr

Aschenputtel ohne Fee in Bad Wildbad
Aufregende Musik, eine stimmige, unaufwendige Inszenierung, Festspiel-Stimmung ohne Stars: „Rossini in Wildbad“, das unter Kennern hoch gehandelte Belcanto-Festival, startete am Donnerstagabend mit einem der gelungensten Werke des Meisters der Opera Buffa....mehr

Kündet vom Glück wahrer Liebe: "La Cenerentola" bei "Rossini in Wildbad"
Der tief gestaffelte Zuschauerraum der Neuen Trinkhalle in Bad Wildbad war gut gefüllt, als diese bislang ungenutzte Spielstätte jetzt für das Belcanto-Festival „Rossini in Wildbad“ mit einer Inszenierung der komischen Oper „La Cenerentola“ eingeweiht wurde. Um das (gegenüber dem Kurhaus) deutlich erhöhte Fassungsvermögen des Raumes auslasten zu können, wählten die Veranstalter ein „sicheres“ Stück....mehr

Mit Rossini auf du und du
Wildbad: "La Cenerentola" und "Die Belagerung von Korinth".
Wieder also bei "Rossini in Wildbad", dem kleinen, aber feinen Festival im Nordschwarzwald. Wieder also auch unter den vielen beschlagenen Rossinianern, die jede seiner Noten zu kennen scheinen, die mit Gioachino Rossini sozusagen auf du und du sind.....mehr


Rossini - Le Siège de Corinthe



Unbändiger Freiheitswille: Rossinis französische Oper "Le Siège de Corinthe"
Eines selten gespielten Werkes Giacchino Rossinis widmete man sich bei „Rossini in Bad Wildbad“ in der kaum zu hörenden Pariser Originalfassung: „Le Siège de Corinthe“ – „Die Belagerung von Korinth“– in Bad Wildbad konzertant aufgeführt, ist eine Tragische Oper von beachtlichen Dimensionen, welche eine wechselvolle Aufführungsgeschichte erfuhr.....mehr

Belcanto Opera Festival in Bad Wildbad: “Le siège de Corinthe” von Gioacchino Rossini (Aufführung: 23. 7. 2010)
Das 22. Rossini-Festival in Bad Wildbad vom 9. – 25. Juli 2010 hatte auch in diesem Jahr eine Rarität des großen Belcanto-Komponisten auf dem Spielplan: „Le siège de Corinthe“ („Die Belagerung von Korinth“)....mehr

Ein "Meilenstein im Schaffen Rossinis"
Das diesjährige BelCanto Festival "Rossini in Wildbad" hat mit der konzertanten Aufführung von Gioachino Rossinis Oper "Le Siège de Corinthe" –– die Belagerung von Korinth –– ein umfangreiches und schwieriges Werk gemeistert. ....mehr
 

Generali - Adelina:
   


Pforzheimer Regisseur Kay Link inszeniert bei "Rossini in Wildbad"
 „Als ich den Text von Generalis Oper ,Adelina’ gelesen hab, war ich mir anfangs etwas unsicher, ob die Geschichte für den heutigen Zuschauer von großem Interesse ist“. Kay Link, der die Opernrarität bei „Rossini in Wildbad“ inszeniert, hat aber schnell erkannt, dass neben dem historischen Interesse an dieser Oper auch die Handlung die Besucher ansprechen kann. „Die schweizerische Idylle, die im Libretto beschworen wird, hat mich von Anfang an stutzig gemacht. ....mehr

Generalis unbekannte Oper "Adelina" in Bad Wildbad
Dem Tragischen können – Aristophanes wusste das bereits und hat das vor zweieinhalbtausend Jahren virtuos in die Tat umgesetzt – durchaus auch komische Seiten abgewonnen werden. Dass durch Veralberung, ja durch puren Klamauk vieles überdeckt wird, manche Regung des Herzens völlig unverdient der Lächerlichkeit preisgegeben, das gehört manchmal zu den Schattenseiten unserer auf Comedy-Flachheiten abonnierten Zeit. Keine geschliffene und durchaus angemessene Ironie war es, sondern reichlich überdrehte „Lustigkeit“, die der Aufführung der Oper „Adelina“ im restaurierten Königlichen Kurtheater Bad Wildbad ihr Gepräge gab....mehr


Duetti buffi - Bruno Praticò und Lorenzo Regazzo:




Übersprudelnde Sangesfreude Minutenlanger Jubel um Bruno Praticò und Lorenzo Regazzo zum Abschluss des Rossini-Festivals in Bad Wildbad ....mehr

Bestechende Mimen Sie sind nicht nur die großartigen Komödianten, sondern auch außergewöhnliche Sänger, denn beide haben einen wunderbaren Bass. Und die Kenner wissen: Bruno Praticò und Lorenzo Regazzo im Doppelpack auf der Bühne sind nicht zu überbieten....mehr

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Rossini verleiht Belcanto-Preis

Mit einem überfüllten Abschlusskonzert im Kurtheater endete beim Festival „Rossini in Wildbad“ die Arbeit der diesjährigen Akademie Belcanto unter Leitung des Startenors Raúl Giménez....mehr



Fotos: "Rossini in Wildbad"

2. Februar 2010

"La Cenerentola" mal ganz anders - Sternstunde im Théâtre des Champs Elysées in Paris


Claus und Friederike L. berichten aus Paris:

Kann man sich so etwas vorstellen: Die Oper ist zu Ende, die Sänger verbeugen sich unter großem Applaus, da erscheint die Regisseurin auf der Bühne und ein einziger Schrei der Begeisterung kommt aus 2000 Zuschauerkehlen, dass man Angst hat, das Haus bricht zusammen.

Doch – wirklich! Wir haben es erlebt am 30. Januar im Pariser Théâtre des Champs Elysées. „Cenerentola“ wurde gegeben, aber keineswegs auf die etablierte und liebgewonnene Weise, sondern ganz, ganz anders und doch sooo toll! Verbeugen wir uns als erstes vor der Regisseurin: Es ist Irina Brook, Tochter des großen englischen Schauspielregisseurs Peter Brook, der in den 60er Jahren mit seinen revolutionären Inszenierungen Theatergeschichte schrieb. Wir sollten diesen Namen nicht vergessen!

Dabei waren wir zunächst recht skeptisch: Der Vorhang war offen und wir hatten Zeit, ausgiebig das erste Bühnenbild zu studieren, bevor es losging. Eine billige Kneipe oder Bar mit allen dazugehörigen Accessoires, “Bar Magnifico“ in Leuchtschrift über der Theke, Bilder von den Größen der 60er Jahre an der Wand: Elvis und Sofia Loren (aha: italienische Bar, vielleicht in New York?). Wird wohl wieder so ein abgedroschener Regieeinfall sein, einfach alles in andere Zeit und Ort zu versetzen.

Aber da schau her – was ist denn das für ein Bild, das sich da verschämt halb hinter einem Filmstar versteckt? Nein, wirklich: Rossini’s Konterfei hängt da an der Wand! Wie tröstlich,
dass er auch mit von der Partie ist – das lässt uns hoffen.

Die Ouvertüre beginnt und mit dem Allegro wird ein szenisches Feuerwerk gezündet, dass uns Hören und Sehen vergeht. In der Tat: Magnifico (Pietro Spagnoli) ist der Kneipenwirt mit den drei Töchtern, zwei von ihnen herrliche Zicken (Carla di Censo und Nidia Palacios) und die dritte erstmal wunderbar als graue Maus gespielt, zwar keineswegs märchen-konform in der Asche sitzend, aber doch schon recht interessiert ein Magazin studierend, auf dessen Titelseite das Bild von „Ramiro, the sexiest man in the world“ prangt.

Vivica Genaux, hinreichend Rossini-erfahren, singt diese Angelina mit samtweicher mezzo-grundierter Stimme, die aber auch keine Mühe hat, ins Sopranregister überzugehen und uns mit zum Teil noch nie gehörten Koloraturen einzuwickeln. Genau die Art von Stimme, die für Rossini selbst das Ideal war, wie man weiß.

Absolut unmöglich, den Einfallsreichtum dieser Inszenierung auch nur annähernd zu schildern. Trotz der Umsetzung in ein anderes Milieu und eine andere Zeit hat man keinen Augenblick das Gefühl, dass dem Stück Gewalt angetan wird. Alles ist absolut stimmig
und nichts wird gegen die Musik inszeniert. Im Gegenteil: Die Choreographie des Männerchors etwa ist in umwerfender Weise aus dem darunterliegenden Rhythmus entwickelt und kommt mit jener Leichtigkeit daher, die nur durch harte Probenarbeit erreicht werden kann.

Natürlich ist Ramiro hier kein Märchenprinz, sondern so etwas wie ein großer Filmstar mit der entsprechenden Entourage, aber das passt vorzüglich ins Konzept. Antonino Siragusa singt ihn mal zart, mal mit strahlendem Tenor und holt sich am Ende seiner Arie im zweiten Akt frenetischen Applaus mit einem lang gehaltenen hohen C, das Rossini allerdings vergessen hatte hinzuschreiben.

Überhaupt wurde nicht nur hinreißend komödiantisch agiert, sondern auch von allen auf höchstem Niveau gesungen. Stéphane Degout als Dandini hatte keine Mühe mit den intriganten Koloraturen und Parlandostellen, die man von anderen schon so oft verwaschen gehört hat. Und Ildebrando D’Arcangelo als Alidoro machte während des Umbaues zum zweiten Bild vor dem Vorhang ein Kabinettstück aus der langen Fassung seiner Szene mit Angelina, wobei ihm im Allegro der erwähnte Männerchor zur Seite stand, der am Ende das Mädchen buchstäblich auf Händen von der Bühne ins Glück trug.

Vor der Bühne agierte als Orchester das „Concerto Köln“ mit anerkennenswerter Präzision unter der bemühten Leitung des jungen Michael Güttler aus Dresden. Die Anhänger der „Historischen Spielweise“ hatten da Gelegenheit, sich an vibratolosen Streicherpassagen zu erfreuen und den Kampf der Bläser mit den Tücken ihrer auf dem technischen Stand von vor 200 Jahren nachgebauten Instrumente zu erleben. Konsequenterweise sollte man dann auch den Tenor seine hohen Töne mit Kopfstimme singen lassen, denn das „Do di petto“, das hohe C mit Bruststimme, das wir heute so bewundern, war ja bekanntlich für Rossini ein Graus. Hoffen wir, dass die armen Musikanten nicht auch noch im Sinne der historischen Treue mit der Kutsche von Köln anreisen mussten.

Doch davon abgesehen: Wir haben uns köstlich amüsiert – und das wollte Rossini ja wohl auch. Und dankbar haben wir vermerkt, dass bei aller Heiterkeit noch genügend Ernsthaftigkeit im Spiel war, um dem Schluss gerecht zu werden, wo sich die Komödie unversehens zum Hohen Lied der Humanität wandelt. Natürlich immer mit einem verstohlenen Augenzwinkern – dafür sorgten schon die Männer vom Chor im Hintergrund, die einfach nicht still stehen konnten. Köstlich!

Leider gibt es, wie an diesem Theater üblich, nur ganz wenige, in diesem Fall insgesamt vier Vorstellungen, die letzte am 5.Februar. Aber dieser schöne Abend wird uns doch dazu animieren, in Zukunft das Programm des Théâtre des Champs Elysées etwas genauer zu verfolgen, zumal es hier leichter ist, über das Internet an Karten zu kommen, als an den anderen Pariser Häusern. (Hier direkt zum Opernhaus, zur Buchungsmöglichkeit und zu einem Video)

Claus und Friederike L.

6. November 2008

Neu auf CD und DVD (Teil 1)


CD Joyce DiDonato
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Händel-Arien aus Xerxes, Teseo, Giulio Cesare, Admeto, Hercules, Imeneo, Ariodante und Amadigi
Ausführliches Video zur CD „Furore“ bei
http://www.youtube.com/watch?v=T_KAnTzIRNE
CD Robert Crowe
Growe-CD

Der Amerikaner Robert Crowe gehört zu den ganz wenigen "Male Sopranos", die an die Aufführungspraxis des Barock anknüpfen, als es Frauen gänzlich untersagt war, in Kirchenräumen singend ihre Stimme zu erheben…..

http://www.br-online.de/bayern4klassik/cd-tipps/klassik-cd-carissimi-motetten-robert-crowe-ID1208268327709.xml
s. auch http://www.robertcrowe.com/

Gluck - Orphée et Euridice - Radio Canada 1961
Gluck - Orphée et Euridice - Radio Canada 1961
Mayr - David in spelunca Engaddi
Mayr - David in spelunca Engaddi
Pacini - Alessandro nell'Indie
Pacini - Alessandro nell'Indie
Florez CD
Arien & Duette von Bellini, Donizetti, Rossini
Juan Diego Florez, Anna Netrebko, Mariusz Kwiecien, Patricia Ciofi
Comunitat Valenciana Orchestra, Daniel Oren


kermes

Der Mozart-Zeitgenosse Joseph Martin Kraus wird längst nicht mehr als »Kleinmeister« gehandelt. Dass seine faszinierenden Solodramen en miniature aber bislang kaum beachtet wurden, dürfte seinen Grund in den halsbrecherischen Schwierigkeiten haben, mit denen Kraus diese Werke nur so gespickt hat. Er komponierte sie nämlich in seiner Eigenschaft als schwedischer Hofkomponist für die dortige Primadonna Fru Augusti, deren Stärke atemberaubende Koloraturen in Schwindel erregender Höhe waren. Simone Kermes steht ihrer berühmten Vorgängerin dabei in nichts nach. Ihre Virtuosität und Musikalität machen aus diesen vergessenen Kantaten musikalische Juwelen. (Textübernahme von jpc)

Turco Pesaro

CD: Rossini "Il turco in Italia"
(Pesaro 2007)

tell




italiana

DVD: Rossini
"L'italiana in Algeri"
(Aix-en-Provence 2006)

opera fanatic


DVD: OPERA FANATIC - A film by Jan Schmidt-Garre Featuring: Anita Cerquetti, Iris Adami Corradetti, Leyla Gencer, Fedora Barbieri, Marcella Pobbe, Giulietta Simionato, Magda Olivero, Carla Gavazzi, Gina Cigna, Gigliola Frazzoni, - Stefan Zucker

"We are living in an era of Barbie doll opera singers who look good and move well but lack expressiveness. What we need are singers with hair under their arms." (Stefan Zucker)


Bianca e Fernando

CD: Bellini "Bianca e Fernando"
Live-Mitschnitt vom Bellini-Festival
Catania 1991 - mit Gregory Kunde



inganno

CD: Rossini "L'inganno felice"
(Bad Wildbad 1. Juli 2005)




donna

CD: Rossini "La donna del lago"
(Bad Wildbad, November 2006)


gazza

DVD: Rossini "La gazza ladra"
(Pesaro 2007)




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"La Cenerentola" von den
Salzburger Festspielen 1988

Nicht neu, aber eine schöne Erinnerung an die
"Cenerentola" in Bremen in der Inszenierung von Michael Hampe





camb Cambiale CD

DVD / CD: Rossini
"La cambiale di matrimonio"
(
Pesaro 2006)

cencic_rossini

CD: Max Emanuel Cencic singt Rossini-Arien
Mehr zur CD im Forum Opéra

Angriff der Unkastrierten
Von Kai Luehrs-Kaiser
Die Stimme des Countertenors Max Emanuel Cencic wird selbst von Stimmkennern für die einer Frau gehalten. Auf seinem neuen Solo-Album mit Rossini-Arien versucht er, Männerrollen zurückzuerobern, die sonst wirklich mit Damen besetzt werden…
... mehr unter www.spiegel.de/kultur

Hier ein Videolink zu Youtube:
Max Emanuel Cencic singt die Arie des Arsace aus “Semiramide”



Rossini_Pietra_v5089

DVD: Rossini, La pietra del paragone (Paris 2007)
mehr in MusicWeb INTERNATIONAL





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Madrid 2007:
Dirigiert von Alberto Zedda -
Inszenierung von Pizzi aus Pesaro

Sämtliche CD/DVD-Tipps sind unter der Rubrik CD/DVD zu finden

Ein umfassendes Angebot an Opern auf CD und DVD - auch mit Hörproben - gibt es bei http://www.jpc.de/