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12. September 2010

'Demetrio e Polibio' beim Rossini Opera Festival 2010

Das diesjährige ROF war eigentlich für die Rossini-Freunde besonders attraktiv, weil es gleich zwei Neuigkeiten gab, nämlich Sigismondo (der wegen der italienischen Finanzpolitik im letzten Jahr ausgesetzt werden musste) und Demetrio e Polibio, die beide im stilgerechten Teatro Rossini aufgeführt wurden. (Daneben konnte man, wenn man dafür die Fahrt in die Adriatic Arena in Kauf nehmen wollte, mit La Cenerentola auch noch die Wiederaufnahme einer „Ronconiana“ von 1998 sehen.) Weniger attraktiv und stilgerecht erwiesen sich wie befürchtet die Neuinszenierungen, derentwegen laut der irrigen Meinung des ROF-Intendanten (vgl. Interview mit Gianfranco Mariotti in «La Gazzetta» 2009) die Leute zu einem Festival reisen würden; zumindest bei den Rossini-Festivals ist es aber so, dass der Hauptteil des Publikums wegen der Werke und der Sänger herkommt, und zwar leider immer öfter trotz der Inszenierungen.


Die Inszenierung von Demetrio e Polibio zeigte schon während der Ouvertüre eine offene Bühne – die selbst eine Bühne darstellt, auf der gerade ein Dirigent (alias Michele Mariotti?) den Applaus entgegen­nahm: Theater im Theater also, einmal mehr – immer ein untrügliches Zeichen, dass der Regisseur mit dem Stück nicht viel anzufangen wusste. Hier ist es immerhin ein „Thema mit Vari­ationen“, denn gezeigt wird der Schluss einer Aufführung, der Umbau der Bühne für die nächste Vorstellung und das Lichterlöschen – worauf in dem Theater die alten Opernphantome erwachen, vier Sänger in Kostümen der Rossinizeit: Das soll wohl die Mombelli-Familie sein, die das Erstlings­werk des Pesaresen Revue passieren lässt. Dabei bleiben einige Theaterkniffe ein Rätsel: Wieso die Verdoppelung der Personen? Vielleicht wegen der doppelten Identitäten? Aber die betreffen doch nur Siveno, der sich als Königssohn Demetrio jun. erweisen wird, und Demetrio sen., der in der Verkleidung seines eigenen Botschafters Eumene auftritt; Polibio, der Ziehvater von Siveno, und Lisinga, seine Tochter, sind und bleiben, wer sie sind und haben hier dennoch ihre Doppel­gänger. Was bedeuten die Flämmchen, die fast alle immer wieder aus ihren Handflächen auflodern lassen? Dank der klassischen Kostüme (und nur dank derer) entstanden einige schöne Bilder, aber das Ganze blieb auf dem Niveau einer schwer verständlichen Metatheatralität, die die Geschichte in keiner Weise plausibel machte. Dabei sollte der Stoff, der für Rossini persönlich von so zentraler Bedeutung ist und ihn von Demetrio bis Tell und darüber hinaus begleitete, nämlich jener der Familienbande und der Elternliebe, eigentlich nicht so schwierig zu vermitteln sein.

Bühnebildentwurf aus Urbino

Anzumerken ist noch, dass es sich um eine Zusammenarbeit des ROF mit der Bühnenbildnerklasse der Akademie der Schönen Künste aus Urbino handelte, deren Absolventen mit der Produktion ein gutes handwerkliches Geschick bewiesen, während der Regisseur Davide Livermore mehr die Insze­nierung der Inszenierung inszenierte, statt das Stück selber. Die ganze Entstehung der Pro­duktion wurde in einem separaten Programmheft dokumentiert.

Besetzungszettel

María José Moreno bot eine gut zwischen zärtlicher Liebe und kämpferischem Elan agierende Lisinga, auch wenn ihre Stimme nicht immer ganz richtig intoniert war. Shi Yijie bewies eine gewisse Unerschrockenheit gegenüber seinen tenoralen Herausforderungen, aber der Stimme mangelt es an einem gewissen Schmelz und der ganzen Person an Autorität für diese Rolle, die immerhin für einen gestandenen Mann wie Domenico Mombelli konzipiert wurde. Mirco Palazzi brachte dagegen die stimmliche und darstellerisch passende Präsenz für den Polibio mit, und auch Victoria Zaytseva konnte in der Hosenrolle des Siveno mit ihrer angenehmen Mezzostimme überzeugen. Die Herren des Prager Kammerchors entledigten sich unter der Leitung ihres Altmeisters Lubomír Mátl wie immer gekonnt ihrer Aufgabe. Corrado Rovaris entlockte dem gut disponierten Orchestra Sinfonica G. Rossini eine symphonische Klanglichkeit, die den im ausgehenden 18. Jahrhundert verankerten Stil auf anmutige Weise unterstrich.


Reto Müller

(Auszug aus dem «Mitteilungsblatt» der Deutschen Rossini Gesellschaft, Nr. 51-September 2010)

1. September 2010

Rossini Opera Festival 2010 in Pesaro - Die Presseschau




1. September 2010 (esg):

Bilder - Bilder - Bilder!!! 
Fotogalerie zu allen drei Opernproduktionen

Video "La Cenerentola"


Die Videos von den beiden anderen Opern dokumentieren leider mehr die schlechte Sicht aus einer seitlichen Loge als die Aufführung selbst: Demetrio e Polibio und Sigismondo


Die - teilweise durchaus konträre - Berichterstattung im Neuen Merker:


Auch Manuel Brug war in Pesaro und berichtet in der "Welt":

Oper als geschlossene Anstalt - Wie das Rossini-Festival in Pesaro der katastrophalen Kulturpolitik von Berlusconi trotzt
Italien ist ein Irrenhaus. Seit einigen Jahren gibt es hier keine Nervenkliniken mehr. Man wird stationär behandelt oder der Obhut der Familie überlassen. Jeder muss sehen, wie er damit klarkommt. Längst ist auch die italienische Kulturpolitik ein Irrenhaus, denn die Regierung Berlusconi entlässt fast alle Institutionen aus ihrer Verantwortung und kappt damit auch die Subventionen. Jeder muss sehen, wie er damit klar kommt. Jetzt steht auch noch im reizend klassizistischen Teatro Rossini in Pesaro ein Irrenhaus auf der Bühne. Wo man doch im Geburtsland der Oper gewohnt ist, dass auf einer Theaterszene dekoriert, aber nicht inszeniert,geschweige denn interpretiert wird. ... mehr
 
Im Online Musik Magazin OMM wird ebenfalls ausführlich berichtet:
 
Phantome der Oper: Demetrio e Polibio
Ein Belcanto-Feuerwerk in der Adriatic Arena: La Cenerentola 
Die Welt als Irrenhaus: Sigismondo
 
Einen weiteren Internetbeitrag gibt es hier ...

... und bei Klassik-info Rosamunde Pilcher an der Adria

Über alle Opernproduktionen, aber auch über die Konzerte des diesjährigen Festivals berichten ausführlich:

Opera Gazet
 (niederländisch): acht Rezensionen (die Links zu den Berichten finden Sie hier)

Forum Opéra
(französisch):
Concerto Pergolesi  -  Concerto Majella Cullagh  -  Kantaten
Zu den vier Berichten über die Opernproduktionen geht es hier.

Hinweis zum Übersetzen mit Google
: Ein Klick genügt! Wenn im Browser die Google Toolbar aktiviert ist, erscheint automatisch bei einer fremdsprachigen Seite das Angebot zur Übersetzung.


15. August 2010 (esg):

Hier eine Fotostrecke von der Eröffnung des diesjährigen ROF mit zahlreichen Szenenfotos von "Sigismondo" (ab Bild 11).

Ein weiterer Bericht über "Sigismondo": Il Resto del Carlino

Eine positive Bewertung der Inszenierung des Sigismondo enthält der die Festivals von Torre del Lago und Pesaro vergleichende Bericht "Schöner leben und neppen: Puccini-Fastfood in Viareggio, Rossini-Perle in Pesaro", der auch kurz auf die beiden anderen Produktionen eingeht:

 Auszug Rossinis „Sigismondo“: ein großer Wurf in Pesaro
Zweihundertfünfzig Kilometer weiter östlich hingegen ließ sich „Rossinis Bayreuth“, das 31. Festival in Pesaro, glänzend an. Damiano Michieletto ist mit seiner Interpretation des an Weihnachten 1814 im Teatro La Fenice erstmals gezeigten „Sigismondo“ ein Wurf gelungen: Er hat den Eifersuchts- und Thronfolge-Konflikt aus dem historisch nicht genau zu verortenden Gesna und den mittelalterlichen Wäldern an der polnisch-böhmischen Grenze in die Zeit der ersten Republik und eine psychiatrische Anstalt verschoben. Das wird in wundersamer Weise der turbulenten Handlung gerecht, die bei der Uraufführung auf vehemente Ablehnung des Publikums und entschiedene Einwände seitens der Fachkritik stieß....mehr


13. August 2010 (rf):
Eine erste deutschsprachige Kritik von Elena Habermann gibt es im Neuen Merker :
"Musikalisch war es eine ganz große Sache,  dieses schon sehr große Werk des erst 22jährigen Rossini zu hören"
"Die Sängerliste war vom Feinsten, besonders die drei großen Hauptrollen waren nahezu unüberbietbar besetzt".
"Aber so eine sängerfeindliche Arbeit sah ich in Italien noch nie, und es wundert mich, dass die Italiener das alles so mitmachen".
"Nun hat der Regietheater-Schmarren leider die Alpen überschritten, und auch im Süden darf man sich über diese Modetrends wie Spitalsbetten etc. freuen".


12. August 2010 (rf):

Zur Oper "Sigismondo" wurde eine Rezension in La Stampa gefunden. Auch für diejenigen, die zur Übersetzung den Google Übersetzer benötigen, wird klar, dass es hervorragende Sänger gab, dass die Inszenierung allerdings Anlass zu Kritik gab.

Hier einige Zitate aus der Google Übersetzung:
"Hervorragende Sänger""Die ganze Gruppe von Performern erhielt begeisteten Beifall"
"Der Regisseur Damiano Michieletto (Bühnenbildner Paul Fantin) erhielt zwischen Genehmigungen und Protesten, sollten wir einen gnädigen Schleier zu ziehen"
"Dieses dekorative Display des menschlichen Leidens geht weit Grenzen des guten Geschmacks und vielleicht sogar die Moral. Dann wird der Vorhang unten, bitte. Doch es gibt diejenigen, die applaudieren."


12. August 2010 (rf):

Unter dem Titel "Ungebremste Entdeckerfreude" berichtet Bernhard Doppler auf der Homepage von Deutschlandradio Kultur über das Rossini Opera Festival 2010 in Pesaro und die Opern "Demetrio e Polibio" und "Sigismondo".
Auf dieser Seite kann auch ein Direkt-Kommentar aus Rossinis Geburtsstadt als Audio-Datei angehört oder heruntergeladen werden.