14. Dezember 2009

Montserrat Caballé in Bremen


Dieter berichtet über den Liederabend von Montserrat Caballé am 12. Dezember 2009 in Bremen

„Ich bin keine Primadonna…………….“ Mit diesem viel zitierten Ausspruch leitete die Diva vor etlichen Jahren - angesichts unüberhörbarer, altersgemäßer Vokalprobleme - die Restvermarktung ihrer Persönlichkeit ein. Es folgten unsägliche ,,cross over"- Ausflüge (z. B. mit Freddie Mercury), die ihr gewisse Popularität bei der breiten Masse der Nicht-Opernfans bescherte; der letzte ,,Coup" war die peinliche Einlage in einer Inszenierung von Donizettis „Regimentstochter" in Wien.

Nun also dieses Recital im „Theater am Goetheplatz" mit nostalgischen Anklängen an ihr erstes (deutsches) Engagement vor 50 Jahren. Auf dem Programm standen Lieder von Puccini, Leoncavallo, Niedermeyer, Catalani und Gounod sowie anschließend Ausschnitte aus Zarzuelas. Als einzige Opernarie stand im Programmheft Puccinis als klassische Zugabe-Arie berüchtigtes Stück „O mio babbino caro'. Diesen Programmteil ließ sie jedoch ausfallen. Im Gegensatz zu dem weitgehend unbekannten Liedgut ist die eingängige, schlichte (und vokal relativ anspruchslose) Melodik so populär, dass selbst dem anspruchslosesten Publikum der disaströse Zustand ihrer Stimme aufgefallen wäre. Da blieb keine Note auf der anderen. Farblose, falsche Töne, die einfach nur wehtaten. Nein, eine Primadonna war das nicht (mehr)!

Natürlich erwartet niemand von einer 76jährigen Sopranistin stimmliche Wunder. Aber mit gelegentlichen Anklängen an frühere Stimmschönheit, Gesangs- und Interpretationstechnik hatte ich zumindest gerechnet. Ich habe da die grandiose Magda Olivero im Ohr, die sich mit 83 Jahren noch auf eine (live) Einspielung von ,Adriana Lecouvreur' einließ, bei der immer noch Spuren ihrer einstigen Größe und Gestaltungskunst aufflackerten. Nicht so hier. Das ging einfach nicht mehr, jede Kritik ist überflüssig. Am ehesten fällt mir der Vergleich zu Florence Foster Jenkins ein. Aber die war wenigstens zum Lachen. Über Frau Caballé kann man nur betroffen sein - was veranlasst eine ehemals große Künstlerin zu solchen Auftritten? Materielle Probleme?

Ein wohltuend höfliches Publikum erbrachte Auftritts- und Abgangs-Ovationen und applaudierte jede Nummer herzlich. „Brava"-Rufe oder Bitten um Zugaben blieben wohlweislich aus.

Ein Tipp für hartgesottene Fans: laut Terminplan setzt Frau Caballé diese Konzertreihe 2O10 in verschiedenen deutschen Städten fort.

Dieter (Frankfurt a. M.)

9. Dezember 2009

Ein wichtiges und lesenswertes Buch: "Belcanto" von Peter Berne



Peter Berne: Belcanto - Historische Aufführungspraxis
in der italienischen Oper von Rossini bis Verdi
(mit CD)

2008 Wernersche Verlagsgesellschaft mbH
ISBN 978-3-88462-261-2 (3-88462-261-7)


„Belcanto? Was ist das?“ - „Prima!“ - „Schöne Musik!“ - So oder ähnlich könnten die Antworten von Passanten lauten, die in irgendeiner Fußgängerzone danach befragt werden. Der „Belcanto“ scheint gegenwärtig wieder mehr ins Blickfeld der Opernliebhaber gerückt zu sein. Rührige Gesangssolisten, wie Cecilia Bartoli oder eine Reihe von Sopranisten, haben Arbeitsquellen und persönliche Partituren historischer Gesangsidole aufgespürt und versuchen nun, diese Kunst vergangener Tage nachzugestalten. Auch der Rundfunk liefert hier seinen Beitrag. Mehrfach gab es in der zurückliegenden Zeit Sendungen zu diesem Thema. Die ausgestrahlten Darstellungen fußten dabei auch auf den Erkenntnissen des Buches „Belcanto – Historische Aufführungspraxis in der italienischen Oper von Rossini bis Verdi“ von Peter Berne.

Der Österreicher Peter Berne arbeitete viele Jahre als Dirigent an Theatern seines Heimatlandes und in Deutschland und Skandinavien. Heute leitet er das Internationale Opernstudio Kloster Kirchbach im österreichischen Waldviertel. Als langjährigem Schüler des legendären Repetitors und Gesangslehrers Luigi Ricci ist ihm die Vermittlung von Stil, Interpretation und historischer Aufführungspraxis der italienischen Oper ein zentrales Anliegen.
Mit seiner Untersuchung über die historische Aufführungspraxis in der italienischen Oper richtet sich der Autor zwar vornehmlich an Sänger, Dirigenten und Korrepetitoren. doch schreibt Peter Berne so anschaulich, fesselnd und verständlich, dass auch musikalisch wenig Vorgebildete seine Ausführungen mit Gewinn lesen dürften. Bei musikwissenschaftlichen Themen ist häufig eine mit lateinischen oder griechischen Begriffen gespickte Fachsprache anzutreffen. Dies wird in Bernes Buch weitgehend vermieden.

Naturgemäß ist das Zitat gesangsspezifischer Begriffe in den detaillierten Ausführungen zur Technik unvermeidlich, doch diese werden eingehend erläutert und sind für das Verständnis keine Hemmschwelle. Dazu ist dem Kompendium eine liebevoll aufbereitete CD beigefügt, auf der an 48 Einzelbeispielen die gesangstechnischen Begriffe und Ausführungsmodi auch akustisch dargestellt sind. Somit ist auch hörbar nachvollziehbar, „wie“ und „was“ in der italienischen Oper zu singen ist, denn in der italienischen Gesangstradition der Barockoper gab es viele Interpretationsvorgaben zu beachten und zu berücksichtigen.

Der Inhalt des Buches gliedert sich in zwei Hauptabschnitte. Im ersten Teil werden zunächst Entwicklung und Idee des Belcanto anhand von Quellen, der Überlieferungen bedeutender Gesangslehrer und des Geltungsbereiches dieses Stils aufgezeigt. Der zweite Teil behandelt dann umfänglich die Aufführungspraxis von den Ausdrucksmitteln des Belcanto-Singens über die unterschiedlichen Arten, den Verzierungen bis hin zur Rezitativgestaltung.

Für den Laien besonders faszinierend sind im ersten Teil die Kapitel, in denen Peter Berne von seiner Studienzeit bei Luigi Ricci berichtet. Dieser wurde 1893 in Rom als Sohn eines Kirchensängers geboren. Enthusiasten denken meist an Beschreibungen aus Büchern, wenn Gestaltungsfragen des Belcanto-Gesanges erörtert werden, denn niemand weiß ohne akustische Aufzeichnungen nach fast zwei Jahrhunderten genau, wie Vortrag, Ausgestaltung und Verzierungen einmal geklungen haben. Ist es doch bekannt, dass gerade im ausgehenden 19. Jahrhundert der „schöne Gesang“ durch die neuen Kompositionsweisen nahezu in Vergessenheit geriet.

Luigi Ricci ist das Bindeglied eines Zeitalters mit Möglichkeiten zur Tonaufzeichnung zu den mehr beschreibenden Überlieferungen der Gesangstraditionen des Belcanto. Er begann seine Laufbahn als Mitarbeiter von Antonio Cotogni, der in Rom nach seiner aktiven Zeit als Bariton eine bedeutende Gesangsschule leitete. Cotogni wurde 1831 geboren und verstarb 1918 hochbetagt. Er hat persönlich mit Rossini den Figaro des „Barbiere“ und später mit Verdi die Baritonrollen aus dessen mittlerer Schaffensperiode einstudiert. Er stand mit allen berühmten Komponisten und Gesangsheroen seiner Zeit in engem Kontakt. Die gesangstechnischen Erfahrungen, Traditionen und Gestaltungsmöglichkeiten eines langen Sängerlebens gab er akribisch an seine Schüler weiter. Die frühe „Schellackzeit“ hat den Klang seiner Stimme noch in einigen Aufnahmen festgehalten.

Nach Cotognis Tod arbeitete Ricci als Repetitor, Assistent von Tullio Serafin und als Gesangslehrer. Zu seinen Schülern gehörten die größten Sänger der italienischen Oper im 20. Jahrhundert. Gigli, Lauri-Volpi, Elvira de Hidalgo, Maria Caniglia beispielsweise oder Tito Gobbi und Leontyne Price wurden von ihm unterrichtet. So konnte Ricci all das weitergeben, was er in den 13 Jahren bei Cotogni gelernt hatte.

Ricci hat Beispiele und Vorgaben der gesanglichen Gestaltung Cotognis als Notenbild niedergeschrieben und in Partituren eingearbeitet. Aber nicht nur Technik und Tradition wurden so bewahrt, auch die Unterrichtsmethoden übernahm Ricci von ihm. Die Zusammenarbeit mit berühmten Komponisten wie Mascagni ergänzte und erweiterte dazu sein Wissen um die Gesangskunst. Von der Presse wurde er als „Italy`s greatest coach“ bezeichnet. Viele namhafte Dirigenten haben ihn darum auch als Kenner der Tradition und Repetitor bei ihren Arbeiten hinzugezogen. Vor seinem Tode im Jahre 1981 verkaufte er die Notenbibliothek an seine Schülerin Jane Klaviter. Nach deren Ableben wird diese in den Besitz einer amerikanischen Universitätsbibliothek übergehen. Riccis mündliche Überlieferungen und sein schriftlicher Nachlass bilden zusammen mit den Abhandlungen Manuel Garcias zur Gesangskunst die wichtigsten Quellen für die Aufführungspraxis der Belcantozeit.

Der zweite Teil des Buches wendet sich nun den technischen Einzelheiten der Ausdrucksmittel, den unterschiedlichen Arten des Gesanges, den Verzierungen und Variationen zu. Hierbei bleibt es nicht bei allgemeinverbindlichen Anmerkungen und Ratschlägen. Es wird auch eingehend auf die unterschiedlichen Vorstellungen hingewiesen, die Rossini, Donizetti oder Verdi mit der Reproduktion der Ausdrucks- und Stilmittel ihrer Gesangskompositionen verbanden. Ein Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit Ausführungsfragen des Secco- und Accompagnatorezitativs. Dabei wird deutlich, wie wichtig die genaue textinterpretierende Gestaltung dieses Teils einer Oper für die Aussage der damit verbundenen Musiknummern ist. Rezitative sind somit keineswegs lästige Szenenabschnitte, die der Zuschauer überhören sollte, um schnell zum nächsten Gesangserlebnis zu gelangen.

Alle Details der technischen Möglichkeiten und Voraussetzungen finden eine optische und akustische Verdeutlichung in zahlreichen Notenbeispielen und den gesanglichen Darstellungen der beigefügten CD. Die „rot“ eingetragenen Notenergänzungen geben auch dem Laien eine Anschauung von dem Umfang an Erfordernissen und Voraussetzungen, die ein Sänger mit einzubringen hat, wenn er eine Szene in Aussage und Stil nach den Vorstellungen des Komponisten der Belcantozeit korrekt wiedergeben will. Vor zweihundert Jahren unterließen es die Musiker nämlich, alles das in die Partituren zu schreiben, was auf Grund der Ausbildung eines Sängers und der Traditionen als allgemeingültig und bekannt vorausgesetzt werden konnte. Diese Gepflogenheit wandelte sich dann im Verlaufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erinnert sei in diesem Zusammenhang, dass Rossini als einer der ersten begann, Verzierungen mit ihren Variationen auszuschreiben und den Interpreten vorzugeben.

Den Abschluss des Buches bilden zahlreiche Beispiele für die Praxis zur Einrichtung eines Belcanto-Stückes.

Die Entwicklung der italienischen Oper ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat mit ihrem mehr realistisch geprägten Gesangsverständnis eine Rezeptionsverlagerung der musikalischen Ausdrucksmittel und Darstellungen hervorgerufen. Die interpretatorischen Mittel des Belcantostils waren dadurch den Zuhörern weitgehend unglaubwürdig geworden oder verschwanden gar gänzlich aus dem Bewusstsein der Opernbesucher. Der geänderte Zeitgeschmack reduzierte dazu vielfach diesen Gesangsstil auf ein reines Wohlklangerlebnis. Die Stilmittel der Belcantoepoche weichen zwar von den heute gemeinhin gepflegten ab, sie sind aber deshalb in Wahrheit und Trefflichkeit der Darstellung nicht weniger glaubwürdig oder richtig. Jede Zeit hat nun einmal ihre eigenen Ausdrucksmittel.

Allen, die der Vielfalt, den Eigenarten und den Qualitäten des Belcantostils nachspüren möchten, sei dieses Buch als spannende und anregende Lektüre empfohlen.

Dieter Kalinka (Bochum)

Rossini in Wildbad - Das Programm 2010

Das XXII. Festival ROSSINI IN WILDBAD findet vom 15. bis 25. Juli 2010 statt. Dabei stehen zahlreiche Opern auf dem Programm. Zahlreiche Opern? Na ja, ein bisschen übertrieben ist das ja, aber es sind doch etliche Titel aufgelistet. Zweifellos spielen wir nur drei Opern ganz, davon zwei von Rossini, aber daneben sind – zur Feier seines 200-jährigen Bühnenjubiläums! - auch noch Ausschnitte aus vier frühen Farsen Gioachino Rossinis zu hören, ja selbst Verdi und Donizetti stehen mit Weltklasse-Komikern wie Bruno Praticò und Lorenzo Regazzo auf dem Programm.

Mit La Cenerentola - Aschenputtel spielen wir eine der großen und populären Opern aus Rossinis Römisch-Napolitanischen Meisterjahren erstmals szenisch. Und wir haben dafür eine tolle Besetzung und schöne Ideen. Le Siège de Corinthe - Die Belagerung von Korinth hingegen ist das erste Meisterwerk Rossinis in französischer Sprache. Adelina von Pietro Generali gehört zur Vorgeschichte des kometenhaften Aufstiegs unseres jungen Komponisten. Diese Farsa wurde direkt vor Rossinis Bühnendebüt 1810 am selben Teatro San Moisè in Venedig uraufgeführt.

Und noch eine Premiere: Wir spielen erstmals die Opern in der endlich renovierten Trinkhalle. Dort ist alles ganz anders, als sich das selbst Besucher vorstellen können, die den Saal bei früheren Gelegenheiten schon gesehen haben. Jedenfalls gibt es mehr Platz, bessere Bühnen- und Sichtverhältnisse und dazu noch eine komfortablere Foyer-Situation. Dasselbe gilt ungefähr auch für das Kurtheater, das endlich wieder zur Verfügung steht.

Der nächste Newsletter mit Details folgt demnächst. Aber hier ist schon einmal das Programm, das dieser Tage allen ROSSINI-Interessenten zugestellt wird.

Jochen Schönleber
Intendant

Programm "Rossini in Wildbad" 2010

3. Dezember 2009

"Rossini Opera Festival" Programmvorschau 2010

Das Rossini Opera Festival (ROF) in Pesaro präsentiert das vorläufige Programm für 2010
Hier das Hauptprogramm:

(Zur Vergrößerung bitte ins Bild klicken)

Claqueure und andere Opernbesessene


Als ich neulich bei Dussmann in Berlin stöberte, machte ich eine Entdeckung: „Opernfieber“ gibt es auf DVD! Diese Dokumentation von Katharina Rupp aus dem Jahr 2004 ist schon mehrmals im Fernsehen gezeigt und kürzlich bei 3sat wiederholt worden. Und wer das nicht gesehen bzw. davon keine Aufzeichnung hat, dem sei diese DVD wärmstens empfohlen.

Eine Staunen machende Dokumentation, erhält man doch aus erster Hand Einblicke in das Geschäft der Claqueure. Immer wieder wird unter Opernfreunden gemunkelt und gerätselt, ob es so etwas heute überhaupt noch gibt, organisierter Beifall gegen Bezahlung – oder gar auch bezahlte Pfiffe - wie zu Zeiten von Maria Callas*. Jawohl, das gibt es noch! Jedenfalls in Italien, wenn auch im Aussterben begriffen, denn – wie die Regisseurin zu berichten weiß – hätten Claqueure es schwer, bei jungen Sängern z. B. aus Texas Geld zu machen, die hätten ohnehin nur eine Kreditkarte dabei und würden an ihren Agenten verweisen.

Aber noch gibt es ihn, den gegen Bezahlung organisierten Applaus, der je nach dem gebuchten Tarif von unterschiedlicher Intensität sein kann, und insbesondere zwei Herren aus der Branche erzählen und zeigen uns in dieser Dokumentation ausführlich, wie das so läuft: der durch die Arena von Verona wirbelnde und Anweisungen gebende Capo di Claque Giancarlo, ein durchaus liebenswertes Unikum, und der seine eminente Bedeutung und Notwendigkeit für einen erfolgreichen Opernabend betonende Möchtegern-Dirigent Alfredo in Neapel. Opernbesessen sind sie alle, und wenn jemand so schlecht singt, dass Beifall auch für Claqueure eine Zumutung und gegen ihre Berufsehre wäre, gibt es das Geld zurück. Zum Thema äußern sich aber auch einige von denen, die zahlen sollen und es auch tun, - oder aber auch nicht - : z. B. Giuseppe di Stefano und Gustav Kuhn.

Selbstlose Opernbesessene sind dagegen die Herren vom „Club der 27“ in Parma, ein Verein gestandener Männer mit 27 Mitgliedern auf Lebenszeit, die jeweils den Namen einer Verdi-Oper tragen und gerade intensiv damit beschäftigt sind zu entscheiden, ob Mariella Devia würdig ist, den Preis des Clubs für die bedeutendsten Verdi-Interpreten zu bekommen.

Es gibt noch weitere Begegnungen mit Opernfans aller italienischen Couleurs zu bestaunen, - siebzig informative und vergnügliche Minuten – natürlich auch mit Opernszenen – sind garantiert.

*Maria Callas zum Thema Claque: „Man hat mich seelisch gelyncht“ im Spiegel-Interview (Heft 4/1958), - der gescannte Originalartikel mit Fotos auch als PDF-Dokument


Weitere Informationen zu der Dokumentation "Opernfieber" bei 3sat.online und artfilm.ch.

Zur Geschichte der Claque: siehe Wikipedia - Claqueur und Wikipedia - Claque

Von „Carmen Jones“ bis „General Horne“ - Dokumentation über Marilyn Horne


Endlich auf DVD erschienen ist die 1994 entstandene TV-Dokumentation „Marilyn Horne – A Profile“, ein liebevolles Porträt dieser großen Künstlerin, deren 75. Geburtstag eigentlich ein guter Anlass gewesen wäre, diese Dokumentation im deutschen Fernsehen zu zeigen. Leider ist dieser Geburtstag in der deutschen Fachpresse und bei den Rundfunk- und Fernsehanstalten aber so gut wie unbeachtet geblieben – als rühmliche Ausnahme ist mir persönlich jedenfalls nur die Sendung auf OE1 in Erinnerung -, und das, obwohl am Anfang ihrer Bühnenlaufbahn ein Engagement am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier stand, damals noch als Sopran. Auch hierüber erzählt Marilyn Horne in dieser Dokumentation, die chronologisch und mit vielen privaten Bild- und Tondokumenten den familiären Hintergrund und den Karriereverlauf nachzeichnet, auch ihre Partner – wie Joan Sutherland und Henry Lewis - kommen zu Wort.

Für die ungekürzte Wiedergabe von Arien und Szenen ist allerdings leider kein Raum, - mit Ausnahme einer Szene aus dem Spielfilm „Carmen Jones“, bei dem Marilyn Horne ihre Stimme der Carmen Jones von Dorothy Dandridge lieh, muss man sich mit sehr kurzen Ausschnitten begnügen. Wer aber einen Eindruck von der Persönlichkeit von „General Horne“ (so genannt wegen der vielen militärischen Anführer, die sie in den Opern von Rossini und Händel verkörperte) gewinnen möchte, dem sei diese DVD wärmstens empfohlen, und bei denjenigen, die das große Glück hatten, Marilyn Horne live zu erleben, werden sicherlich wieder Erinnerungen wach, und zwar eben nicht nur an großartige gesangliche Darbietungen, sondern auch an ihren gar nicht primadonnenhaften Umgang mit ihrem Publikum, worüber auch einige Leser dieses Blogs in Kommentaren zu meinem Beitrag Dank an Marilyn Horne - Zu ihrem 75. Geburtstag! berichtet haben.

Hier nun auch mit Bild und Ton:
Von "Carmen Jones"...

... bis "General Horne"!