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21. Oktober 2010

Belcanto-Wochen an der Hamburgischen Staatsoper

Vor einiger Zeit hatte ich in meinem Beitrag Belcanto-Oper in Hamburg - Ein Trauerspiel die zunehmende Vernachlässigung des Belcanto-Repertoires unter der Intendanz von Frau Simone Young beklagt, nun begann die neue Spielzeit erfreulicherweise mit „Belcanto-Wochen“.

Auf dem Spielplan stehen von September bis in den November hinein Aufführungen der Rossini-Opern Il barbiere di Siviglia und Il turco in Italia, der Donizetti-Opern Lucia di LammermoorL'elisir d'amore und La Fille du Régiment sowie der Verdi-Opern La Traviata und Rigoletto. Es handelt sich dabei um Inszenierungen, die - abgesehen von Lucia di Lammermoor - bereits seit Jahren (Traviata, Barbiere und L'elisir sogar schon seit den 1970er Jahren) im Repertoire stehen und nunmehr teilweise attraktiv besetzt worden sind. Im Mai 2011 wird es eine Neuinszenierung von Rossinis La Cenerentola geben, - schon wieder Cenerentola, muss man leider sagen. Denn die letzte Neuinszenierung war erst 1998, seinerzeit von der Presse zwar überwiegend verrissen, m. E. aber sehr gelungen (was sich auch in Folgeaufführungen, von denen ich wegen Rockwell Blake mehrere besuchte, durch in Hamburg seltenen Szenenapplaus des amüsierten Publikums bestätigte). Leider ist die Spielplanpolitik von Frau Young generell dadurch gekennzeichnet, häufig ausgerechnet solche Werke für die wenigen möglichen Premieren auszuwählen, die vor gar nicht langer Zeit gerade neu inszeniert worden waren (auch wenn das zugegebenermaßen nicht immer eine Bereicherung des Spielplans geworden war). Auf eine opera seria von Rossini oder auf die szenische Produktion einer Oper von Bellini wartet man leider immer noch vergeblich. Auch die Barockoper ist an der Hamburgischen Staatsoper nicht mehr existent, sogar das Händeljahr - Händel hatte immerhin in Hamburg für die Oper am Gänsemarkt seine ersten drei Opern komponiert - wurde schlicht ignoriert, es gab nicht einmal die Wiederaufnahme einer Produktion. Da war es schon sehr peinlich zu erleben, wie Frau Young im Händel-Film des NDR Fernsehens von Hamburg als Händelstadt erzählte und von den schönen Produktionen der Hamburgischen Staatsoper schwärmte!

Nun aber zurück zu den Belcanto-Wochen, in denen ich bisher Aufführungen von Il barbiere di Siviglia, Lucia di Lammermoor und Il turco in Italia besucht habe.


Rossini – Il barbiere di Siviglia (16. September 2010)

Die Belcanto-Wochen begannen für mich am 16. September mit einer sehr enttäuschenden Aufführung des Barbiere di Siviglia. Ausweislich des Programmzettels wurde die 187. Vorstellung seit der Premiere am 29. Dezember 1976 gegeben. Normalerweise steht das Alter dieser zeitlosen Produktion einem vergnüglichen Abend nicht entgegen, wenn die Solisten gut aufeinander eingestellt sind. In dieser Vorstellung wirkten aber insbesondere die Duette und Ensembles auf mich eher distanziert, insbesondere wenn Vesselina Kasarova daran beteiligt war, deren oftmals abrupte Zuckungen – und da meine ich selbstverständlich nicht die Mimik, sondern die Bewegungen des Körpers – nicht gerade Charme versprühten. Sie sang die Rosina, und leider stellte sich heraus, dass die Stimme für das große Haus – jedenfalls für die oberen Ränge – zu klein war. Ob es allein die Abendform war, kann ich natürlich nicht beurteilen. Allerdings war Frau Kasarova die einzige an diesem Abend, die Belcantogesang bot. Der Sänger des Figaro, Massimo Cavaletti, machte darstellerisch gute Figur, war von allen der Lauteste und bot ansonsten verwaschene Koloraturen und ein eher brüchiges Legato. Der Tenor des Abends, Bruce Sledge, sang und spielte eher unauffällig, - die große Arie des Almaviva „Cessa di più resistere“ wurde wieder nicht gesungen (was in diesem Fall aber auch nicht unbedingt zu bedauern war), - natürlich wieder nicht, nachdem sie – trotz freundlichen Mailwechsels mit der Chefdramaturgin und dem damaligen Operndirektor – vorletzte Spielzeit nicht einmal Lawrence Brownlee gesungen hatte; da muss man wohl nach Berlin fahren, dort ist sie Teil der Inszenierung (Video). Die weiteren Solisten der Hamburger Aufführung – Enzo Capuano als Don Bartolo, Tigran Martirossian als Don Basilio und Katja Pieweck als Berta – boten ansprechende Leistungen. Die musikalische Leitung hatte Julien Salemkour, der den Philharmonikern leider kein differenziertes Spiel entlocken konnte; die Ouvertüre erschreckte gar mit Passagen à la „Hau den Lukas“...


Donizetti – Lucia di Lammermoor (17. September 2010)

Am folgenden Abend war dann aber die Opernwelt wieder in Ordnung: Lucia di Lammermoor von Donizetti. Das große Plus dieser Neuproduktion aus Januar 2010 ist, dass – anders als bei der arg amputierten Version der Inszenierung von 1998 - die absolut ungekürzte Fassung gespielt wird, also auch jede Cabaletta mit Wiederholung, und ein besonderer musikalischer Genuss ist es, wenn man dann noch Sänger hat, die bei der Wiederholung den Gesetzen des Belcanto entsprechend Variationen und Verzierungen singen können. Diese Freude machten uns in großem Maße Elena Mosuc in der Titelpartie und Piotr Beczala als Edgardo, beide stimmlich in Höchstform. Artur Rucinski präsentierte in der Partie des Enrico beeindruckendes Stimmmaterial, und Alexander Tsymbalyuk sang einen balsamischen Raimondo, dessen Partie in dieser ungestrichenen Fassung mit zwei Arien bedeutend gewichtiger ist als gewohnt. Hervorragend war Dovlet Nurgeldiyev als Arturo, den er sehr klangschön und mit einem wunderbaren Legato sang. Dieser junge Tenor ist nun aus dem Opernstudio ins Ensemble übernommen worden, sang bereits letzte Spielzeit einen sehr guten Don Ottavio und wird diese Spielzeit Alfredo, Lenski und Cassio singen. Aufhorchen ließ auch der dritte Tenor des Abends, Paulo Paolillo als Normanno, seit Beginn dieser Spielzeit neu im Opernstudio. Ann-Beth Solvang sang Alisa. Das Dirigat von Simone Young war erfreulicher als bei der Premiere.

Es ist auch noch über ein besonderes und einmaliges Vorkommnis bei dieser Aufführung zu berichten, das Piotr Beczala und Elena Mosuc zu verdanken ist, die – wie ich vermuten möchte, eigenmächtig – die Inszenierung in dieser letzten von ihnen gesungenen Aufführung um eine überraschende szenische Einlage bereicherten. Besucher der beiden vorangegangenen Aufführungen dieser Serie wussten nichts davon zu berichten, und auch in der Premiere hatte es diesen Gag nicht gegeben. Ich habe Vergleichbares noch niemals erlebt! Zum Verständnis kurz etwas zur Inszenierung: Nach den Vorstellungen der Regisseurin Sandra Leupold erwachen nachts im Fundus eines Opernhauses die Geister der vom Komponisten zum Singen erfundenen Figuren, sie will uns zeigen, was die Geister dieser Figuren machen, wenn sie die Körper ihrer Sänger nachts verlassen haben. Und was machen sie dann? Offenbar spielen sie „Lucia di Lammermoor“, in ziemlich düsterer Szenerie und die Chormitglieder und einige der Solisten in historischen Kostümen, Lucia und ihr Bruder Enrico seltsamerweise aber in Kleidung von heute, - er im Rautenpullunder und sie zunächst in einem undefinierbaren verknauschten Etwas von weißem Schlabber-Hosenanzug (oder Pyjama?), später dann in einem dunklen kurzen und engen Kleid mit Wollstrümpfen ebenfalls im groben Rautenmuster (das weiße Brautkleid wird später drübergezogen). Edgardo und Raimondo dagegen haben prachtvolle historische Kostüme und sehen hinreißend aus. Ein erheiternder Höhepunkt – und um den geht es jetzt speziell – ist das Liebesduett im ersten Akt. Lucia zieht von der Hinterbühne ein Podest mit zwei Palmen nach vorne (da scheinen sich im Fundus auch die Kulissen zur „Afrikanerin“ oder einer anderen in exotischen Gefilden spielenden Oper zu befinden), Lucia und Edgardo erklimmen jeder den Wipfel einer Palme und singen schaukelnd und sich wiegend ihren Traum von einer glücklichen Zukunft, eben die Utopie auf einer Trauminsel. So taten es denn auch Elena Mosuc und Piotr Beczala, sie schnallte sich an für möglichst weitgreifende Schwingungen, er mal rauf auf die Palme, mal wieder runter und wieder rauf, und – jetzt kommt es endlich! – er hat auf einmal – auch vom 4. Rang aus nicht zu übersehen - etwas in der ausgestreckten Hand. Das kann doch nicht wahr sein! Aber ein Blick durchs Opernglas bestätigt es: Edgardo hat eine Banane in der Hand, die er schält und seiner glücklich lächelnden Lucia hinhält, - „Ich Tarzan, du Jane“? Elena Mosuc hatte übrigens auch eine (ungeöffnete) Banane in der Hand, was jedoch nur bei genauerem Hinsehen zu bemerken war, aber Piotr Beczala hatte offensichtlich keine Hemmungen, sich über die Inszenierung lustig zu machen. Wahrscheinlich werden die meisten Zuschauer diese Protestaktion aber gar nicht als solche wahrgenommen, sondern die Banane für einen Teil dieser unsinnigen Inszenierung gehalten haben, die noch weitere skurrile Szenen zu bieten hat, z. B. eine veritable Kissenschlacht...! Frau Young im Orchestergraben wird Beczalas Aktion aber sicherlich richtig verstanden haben.

Einen kleinen Eindruck von der Inszenierung mit Palmen vermittelt dieses Video:





Rossini – Il turco in Italia (7. und 15. Oktober 2010)

Die Inszenierung des Turco in Italia von Christof Loy ist so gelungen, dass ich sie mir seit der Premiere am 20. März 2005 unabhängig von der jeweiligen Besetzung schon des Öfteren angesehen habe, und auch dieses Mal verließ ich die Vorstelllung am 7. Oktober so beglückt, dass ich mir umgehend eine Karte auch für den 15. Oktober besorgte. Hier wird nicht – wie so oft bei Inszenierungen der Buffo-Opern Rossinis - eine komische Handlung lediglich locker abgespult und das Publikum mit mehr oder weniger gelungenen Gags zum Lachen gebracht, sondern Loy schaut auch unter die Oberfläche dieser Szenen einer Ehe, deren musikalische Krönung die große Arie der Fiorilla ist, eine Arie, die eher in eine Opera seria passt. Und selbst dann, wenn das Publikum herzhaft lachen kann, bleibt man oft nachdenklich.

Im Mittelpunkt dieser Aufführungsserie im Rahmen der Belcanto-Wochen stand das Gastspiel von Sumi Jo, die als Fiorilla alle Register ihres Belcantowissens und Könnens zog und bei dem nicht enden wollenden Beifallssturm nach der mit wunderbaren Verzierungen und Variationen ausgeschmückten großen Arie kurz aus ihrer Rolle trat, als sie die Arme nicht mehr hochhalten konnte, und sich mit einer Kusshand bedankte. Um sie herum wirbelte ein ebenso spielfreudiges wie gesanglich erfreuliches Ensemble, alle Rollen – mit Ausnahme der des Selim - waren neu besetzt und gut geprobt, und die Sänger hatten offenkundig viel Spaß bei dieser Inszenierung. Luciano di Pasquale sang einen ausgezeichneten Don Geronio. Filippo Adami, vielen Rossinanern von den Festivals in Bad Wildbad und in Pesaro in guter Erinnerung, hatte als höhensicherer und koloraturgewandter Don Narciso großen Erfolg. Die beliebten Hamburger Ensemblemitglieder Moritz Gogg (Prosdocimo) und Tigran Martirossian (Selim) sangen solide und spielten ausgezeichnet, ebenso die neuen Opernstudiomitglieder Juhee Min (Zaida) und Paulo Paolillo (Albazar). Für richtig flotte Tempi sorgte Alfred Eschwé.



4. März 2010

Komödie in der Komödie

Il turco in Italia auf DVD


In Memoriam an den vor zwei Jahren verstorbenen Bühnenbildner Emanuele Luzzati brachte 2009 das Teatro Carlo Felice in Genua eine zauberhafte Aufführung von Il turco in Italia auf DVD heraus. Um es gleich vorwegzunehmen: Es ist eine in jeder Hinsicht beglückende Aufnahme geworden, die das Herz nicht nur des Rossini Verehrers höher schlagen lässt. 

Rossini hatte sich mit der Komposition des dramma buffo viel Mühe gegeben, kaum Selbstanleihen gemacht und die Figuren sorgfaltig ausgearbeitet. Dazu lieferte der Librettist Felice Romani einen Text voll Witz und Charme, der sich aufs Schönste mit der sprühenden Musik verband. Heute unverständlich, dass 1814 diese klassische Commedia dell’arte -Buffa vom Mailänder Publikum abgelehnt wurde. Erst durch die aufsehenerregende Inszenierung von Luchino Visconti im Jahr 1950 mit Callas und Bruscantini in den Hauptrollen wurde Il turco in Italia wieder als Meisterwerk gewürdigt. 



Im Stil einer Komödie in der Komödie haben der Regisseur EGISTO MARCUCCI und der Bühnenbilder EMANUELE LUZZATI links und rechts der Szene Opernlogen mit gemalten Masken gebaut. In einer Ecke steht das Pult des die Handlung kommentierenden Dichters, und ein ganz in Weiß gekleideter Pulcinella agiert als stummer Mitspieler. Die stimmungsvollen Bühnenbilder, die Beleuchtung, alles atmet in jedem Moment die Leichtigkeit und Anmut der italienischen Stegreifkomödie. SANTUZZA CALI schuf bildschöne, kostbare Kostüme. Dazu begeistert ein Ensemble von ausgezeichneten Sängern, die auch ihre Rollen überzeugend spielen und deren Mienenspiel in Nahaufnahmen eindrucksvoll gezeigt wird. 



Den reichen Türken Selim, der fremde Sitten – und Frauen – in Italien kennenlernen möchte, singt SIMONE ALAIMO mit machtvollem schwarzen Bass, mal verliebt werbend, mal aufbrausend zornig. Ein imposantes Mannsbild in das sich die kokette Donna Fiorilla sofort verliebt. MYRTO PAPATANASIU prunkt mit ihrem wandlungsfähigen klaren Sopran als dieses flatterhafte Weibchen und begeistert mit geschmeidigen Fiorituren. Glaubhaft klingt ihre Verzweiflung über die angekündigte Scheidung: „Si, mi è forza partir“. Don Geronio, Fiorillas ältlicher geplagter Ehemann, wird von BRUNO DE SIMONE in bester Bass-Buffo Manier gesungen. Im „Frauenkauf-Duett“ mit Selim kann er seiner Wut über den türkischen Verführer eindrucksvoll Luft machen. Mit schmelzendem Tenor und in bester Belcanto-Technik erfreut ANTONINO SIRAGUSA als Don Narciso, Fiorillas cavaliere servente, in der Arie „Se il mio rival deludo“. ANTONELLA NAPPA als verschmähte Zaida besticht mit klangvoll dramatischem Mezzo. Sanft tröstet sie FEDERICO LEPRE als Zigeuner Albazar. VINCENZO TAORMINA in der Partie des Dichters Prosdocimo begleitet mit seinem gut geführten Bariton die quirlige Komödie. Tonschön singt der Chor (Ciro Visco), akrobatisch begabt sind die Tänzer (Giovanni Di Cicco). JONATHAN WEBB am Pult des Orchestra del Teatro Carlo Felice entfacht ein rossinianisches Feuerwerk bereits in der Ouvertüre, besonders schön die Bläser. In den Arien und Ensembleszenen bringt er echte Italianità zu Gehör. 


Eine rundum gelungene Aufnahme.

ARTHAUS Musik DVD 101391. Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch. Laufzeit:162 Min. 



Julia Poser

19. Januar 2010

Ein wahres Feuerwerk: Rossinis "Il turco in Italia" an der Oper Leipzig




Claus und Friederike L. berichten über "Il turco in Italia" in Leipzig:

Höhepunkt einer Stippvisite mit kulturellem Hintergrund in Leipzig war für uns am 17. Januar 2010 eine Aufführung der Rossini-Oper "Il turco in Italia". Um es gleich mit einem Wort zu sagen: Wir waren restlos begeistert und können nur jedem Opernfreund den Besuch einer der beiden noch anstehenden Vorstellungen (28. Januar und 07. Mai 2010) ans Herz legen, sofern er über die nötige Toleranz verfügt, über Kleinigkeiten großzügig hinwegzusehen.

Dass es solche Kleinigkeiten gibt, liegt an der Natur des Theaters und zumal des heutigen. Aus Insiderkreisen hörten wir, dass dies die bislang technisch aufwendigste Inszenierung in Leipzig war. Es grenzt an ein Wunder, dass in unserer Aufführung technisch alles geklappt hat, obwohl der Cheftechniker (im Kostüm sichtbar auf der Bühne agierend) zwischendurch sogar noch Zeit fand, sich genüsslich eine Banane zu schälen. Was mit Technik hier gemeint ist, das muss man gesehen haben. Aber auch wirklich alles, was ein Theater hergibt, kommt hier zum Einsatz, angefangen bei über 300 verschiedenen Lichteinstellungen der 700 Scheinwerfer über Drehbühne, Versenkungen, Unterbühnen-Podeste, die sekundengenau hoch- und runtergefahren werden, bis hin zu dem begehbaren Räderwerk aus Holz, mit dem die Übertitelung von Hand ins Werk gesetzt wird und das fantasievoll ins Spielgeschehen mit einbezogen wird.

Die Kostümierung der Techniker, Choristen und Musikanten, die als Kobolde wuselnd die Bühne bevölkern, kann man als Zugeständnis an den heutigen Trend zur Verhässlichung betrachten, dem anscheinend kaum eine Inszenierung entgeht. Die Überbetonung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale ist sicher nicht nach jedermanns Geschmack, aber die offensichtliche Spielfreude dieser fröhlichen Bande ließ uns mit fortschreitendem Abend lächelnd darüber hinwegsehen.

Musikalisch war noch weniger zu bemängeln. Dass das Gewandhausorchester unter Opernchef Schüller über jede Kritik erhaben spielte, bedarf kaum der Erwähnung. Mit den Sängern konnte man auch durchweg zufrieden sein - einzig dem ansonsten angenehm singenden Narciso hätten wir etwas mehr Volumen gewünscht. Die tiefen Männerstimmen waren exzellent, und auch die beiden Damen waren an diesem Abend gut aufgelegt und haben uns schrille Töne erspart. Dass es winzige Wackeleien zwischen Chor, Solisten und Orchester gab, ist bei solch bewegungsreichem Spiel gar nicht zu vermeiden - immer noch besser, als den Chor bewegungslos auf den Kapellmeister starren zu lassen, wie das an manch renommierterer Bühne geschieht.

Hier aber passierte so viel, dass wir die Inszenierung am liebsten gleich noch mal sehen würden, um alle Gags mitzubekommen. Ein wahres Feuerwerk, ganz wörtlich: sogar die obligate Wasserpfeife des Türken wurde gelegentlich als Flammenwerfer eingesetzt.

Fazit: Wir haben an diesem Abend das Theater glücklich wie selten verlassen, bevor wir uns in Auerbachs Keller einig wurden: Diese Aufführung müssen wir unseren Freunden wärmstens empfehlen. Also: nix wie hin!

Noch ein Tipp: In der Leipziger Oper kann man nicht nur online seine Karten bestellen, sondern es ist auch möglich, sie auf dem heimischen Computer selbst auszudrucken!

Claus und Friederike L.

Besetzung: Prosdocimo Giulio Mastrototaro Fiorilla Viktorija Kaminskaite Geronio Paolo Rumetz Narciso Timothy Fallon Selim Giovanni Furlanetto Zaida Claudia Huckle / Lena Belkina Albazar Dan Karlström Chor der Oper Leipzig Gewandhausorchester
Musikalische Leitung
Andreas Schüller
Inszenierung, Bühne
Michiel Dijkema Kostüme Claudia Damm

Video "Il turco in Italia" an der Oper Leipzig

4. November 2009

"Il turco in Italia" Premiere in Leipzig am 7. November 2009

Die Oper Leipzig informiert:

"Rossinis Belcantofeuerwerk an der Oper Leipzig geht weiter. In der vergangenen Spielzeit sorgte „Der Barbier von Sevilla“ beim Publikum für Furore. Nun legt die Oper Leipzig ein weiteres Werk Rossinis nach, das durch eine ebenso zündende Rhythmik wie perlend-virtuose Musik, aber auch durch raffinierte Orchesterbehandlung und Mozart-Anleihen fasziniert. Hinzu kommt die quirlige Handlung und Rossinis geistreicher Kunstgriff, diese auf zwei Ebenen ablaufen zu lassen:
Der Dichter Prosdocimo hat den Auftrag, ein Opern-Libretto zu schreiben und ersinnt sich dafür ein skurriles Figurengefüge: Fiorilla ist trotz Gatten Geronio und Liebhaber Narciso vom Türken Selim fasziniert und sagt ihrer Rivalin Zaida den Kampf an. Eifersucht, Konkurrenzverhalten, Verzweiflung und ehrliche Liebe treiben die Figuren an. Ein gefundenes Fressen für Dichter Prosdocimo! Sein Opernlibretto sprudelt nur so von Verwirrungen und Verwechslungen. Doch schon bald hat der Dichter Schwierigkeiten zu unterscheiden, ob er die Figuren im Griff hat oder diese ihn...


Das atemberaubende Bühnenbild à la 1814 unterstützt das turbulente Geschehen. Der niederländische Regisseur und Bühnenbildner Michiel Dijkema hat eine weltweit einzige „Librettomaschine“ nachgebaut, die imaginiert, wie Übertitel zur Uraufführung 1814 hätten aussehen können. Mit viel Witz spielt er in seiner Inszenierung mit der Theatermaschinerie der Rossini-Zeit. In dieser Parodie auf die Oper steigen die Figuren quasi aus der kolossalen Librettomaschine, also aus dem Text, heraus auf die Opernbühne. Theatralität und Fiktion verschmelzen immer mehr und halten das Geschehen mit viel italienischem Brio in Schwung. Dafür sorgt auch Andreas Schüller am Pult des Gewandhausorchesters.


INSZENIERUNG
Musikalische Leitung Andreas Schüller Inszenierung,
Bühne Michiel Dijkema Kostüme Claudia Damm Choreinstudierung Stefan Bilz

BESETZUNG
Viktorija Kaminskaite, Claudia Huckle/ Lena Belkina I Giulio Mastrototaro, Paolo Rumetz , Timothy Fallon, Giovanni Furlanetto und Dan Karlström Chor der Oper Leipzig Gewandhausorchester

Aufführungen
Premiere 7. November
13., 21. November 6. Dezember 2009 3., 17., 28. Januar 7. Mai 2010 "

Information der Oper Leipzig

Tickets
Telefon: 0341/1261-261, Online

20. Februar 2009

Neu auf CD und DVD (Teil 2)

Auch im neuen Jahr möchten wir auf interessante Neuerscheinungen aufmerksam machen. Sämtliche CD- und DVD-Tipps sind unter der Rubrik
CD/DVD zu finden.

Aktualisiert am 20. Februar 2009

Pesaro 2007
Turco
Händel "Semele"
Semele
Monteverdi - Teatro d´amore
Pluhar

Nuria Rial (soprano), Philippe Jaroussky (countertenor), Cyril Auvity (tenor), Jan van Elsacker (tenor) & Joaõ Fernandes (bass) L’Arpeggiata, Christina Pluhar
Details und Trackliste

SpiegelOnline: Domina der Alten Musik
Berliner Zeitung: Christina Pluhar swingt mit Monteverdi

Donizetti "Don Gregorio"

Don Gregorio

Eine Aufnahme aus dem Teatro Donizetti Bergamo mit Giorgio Valerio, Giorgio Trucco, Elizaveta Martirosyan, Livio Scarpellini, Gaetano Donizetti Orchestra, Stefano Montanari.

Galuppi "L´Olimpiade"
L'Olimpiade

Mark Tucker, Ruth Rosique, Roberta Invernizzi, Romina Basso, Filippo Adami, Furio Zanasi, Franziska Gottwald, Venice Baroque Orchestra, Andrea Marcon
Videos mit Ausschnitten

Donizetti "Lucrezia Borgia"

Lucrezia Borgia

Eine Aufnahme aus dem Teatro Donizetti November 2007

Donizetti "Maria Stuarda"

Maria Stuarda

Anna Caterina Antonacci, Mariella Devia, Paola Gardina, Francesco Meli, La Scala Orchestra, Antonino Fogliani - Eine Live-Aufzeichnung aus dem Teatro Alla Scala Di Milano; Regie: Pier Luigi Pizzi

Georg Friedrich Händel:
Opern-Duette "Amor e gelosia"
(Neuauflage der Erstveröffentlichung von ca. 2004)

Händel - Ciofi - DiDonato

Bei dem von Stefan Zucker geleiteten Label

Bel Canto Society

sind inzwischen diverse historische Opernfilme (Opernverfilmungen, Spielfilme, Komponistenporträts, Sängerporträts) in ordentlicher Qualität – insbes. in der richtigen Tonhöhe - auch auf DVD erschienen, die großenteils zur Zeit wieder problemlos über jpc zu beziehen sind (als Suchkriterium einfach unter „Label“ in der „Erweiterten Suche“ eingeben: Belcanto).

Hinweis
:
Von den nachfolgenden Titeln kenne ich persönlich nur die ersten drei. Der Rossini-Film ist – und da kann ich mich nur der Rezension im Opernglas 2/2009 anschließen – nur „hartgesottenen Fans“ zu empfehlen, hinreißend ist dagegen der – auf Spielfilmlänge gekürzte - „Elisir d’amore“ (italienischer Opernfilm von 1947), und „Der Zauber der Bohème“ (deutscher Spielfilm von 1936, mit englischen Untertiteln) ist ein Rührstück - aber mit vielen Opernszenen - , der ahnen lässt, warum Jan Kiepura und Martha Eggerth damals insbesondere in Deutschland so ungemein populär waren.
esg


Rossini L'elisir Bohéme

Bellini-Film Glass Mountain Verdi

Don PasqualeSutherland Mozart

Elīna Garanča singt Bellini, Donizetti & Rossini

CD Garanca

Im Gespräch mit Nick Kimberley erläutert die lettische Mezzosopranistin, wie sie Figuren und Musik aus Belcanto-Opern Leben und Farbe verleiht… mehr

"Wie auf meiner neuen CD) widme ich mich in Zukunft stärker dem Belcanto. Ein Rossini, Bellini oder Donizetti kommt meiner Stimme entgegen. Außerdem liebe ich diese Musik, auch wenn diese Opern für jeden Regisseur schwer umzusetzen sind."… mehr

Bellini "La sonnambula"

Sonnambula - Bartoli

Die authentische Fassung


Die beiden führenden Belcanto-Stars unserer Zeit, Cecilia Bartoli und Juan Diego Flórez, haben nichts weniger als die authentische Fassung von Vincenzo Bellinis La Sonnambula gemeinsam im Studio eingesungen!
Neueste, von Cecilia Bartoli angestoßene Forschungen haben belegt, dass die Hauptrolle der Amina nicht, wie heute praktiziert, für Sopran, sondern für Mezzosopran geschrieben wurde. Die vorliegende Rekonstruktion von Bellinis originaler Schöpfung erklingt auf historischen Instrumenten – was ebenfalls ein Novum für dieses Werk darstellt. So vollständig, so richtig haben wir Bellinis Meisterwerk noch nie gehört. (Quelle: jpc)

Sonnambula - Dessay

Ausführliches Video auf der Seite von jpc

Sonnambula - Devia

Sämtliche CD/DVD-Tipps sind unter der Rubrik CD/DVD zu finden

Ein umfassendes Angebot an Opern auf CD und DVD - auch mit Hörproben - gibt es bei http://www.jpc.de/

6. November 2008

Neu auf CD und DVD (Teil 1)


CD Joyce DiDonato
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Händel-Arien aus Xerxes, Teseo, Giulio Cesare, Admeto, Hercules, Imeneo, Ariodante und Amadigi
Ausführliches Video zur CD „Furore“ bei
http://www.youtube.com/watch?v=T_KAnTzIRNE
CD Robert Crowe
Growe-CD

Der Amerikaner Robert Crowe gehört zu den ganz wenigen "Male Sopranos", die an die Aufführungspraxis des Barock anknüpfen, als es Frauen gänzlich untersagt war, in Kirchenräumen singend ihre Stimme zu erheben…..

http://www.br-online.de/bayern4klassik/cd-tipps/klassik-cd-carissimi-motetten-robert-crowe-ID1208268327709.xml
s. auch http://www.robertcrowe.com/

Gluck - Orphée et Euridice - Radio Canada 1961
Gluck - Orphée et Euridice - Radio Canada 1961
Mayr - David in spelunca Engaddi
Mayr - David in spelunca Engaddi
Pacini - Alessandro nell'Indie
Pacini - Alessandro nell'Indie
Florez CD
Arien & Duette von Bellini, Donizetti, Rossini
Juan Diego Florez, Anna Netrebko, Mariusz Kwiecien, Patricia Ciofi
Comunitat Valenciana Orchestra, Daniel Oren


kermes

Der Mozart-Zeitgenosse Joseph Martin Kraus wird längst nicht mehr als »Kleinmeister« gehandelt. Dass seine faszinierenden Solodramen en miniature aber bislang kaum beachtet wurden, dürfte seinen Grund in den halsbrecherischen Schwierigkeiten haben, mit denen Kraus diese Werke nur so gespickt hat. Er komponierte sie nämlich in seiner Eigenschaft als schwedischer Hofkomponist für die dortige Primadonna Fru Augusti, deren Stärke atemberaubende Koloraturen in Schwindel erregender Höhe waren. Simone Kermes steht ihrer berühmten Vorgängerin dabei in nichts nach. Ihre Virtuosität und Musikalität machen aus diesen vergessenen Kantaten musikalische Juwelen. (Textübernahme von jpc)

Turco Pesaro

CD: Rossini "Il turco in Italia"
(Pesaro 2007)

tell




italiana

DVD: Rossini
"L'italiana in Algeri"
(Aix-en-Provence 2006)

opera fanatic


DVD: OPERA FANATIC - A film by Jan Schmidt-Garre Featuring: Anita Cerquetti, Iris Adami Corradetti, Leyla Gencer, Fedora Barbieri, Marcella Pobbe, Giulietta Simionato, Magda Olivero, Carla Gavazzi, Gina Cigna, Gigliola Frazzoni, - Stefan Zucker

"We are living in an era of Barbie doll opera singers who look good and move well but lack expressiveness. What we need are singers with hair under their arms." (Stefan Zucker)


Bianca e Fernando

CD: Bellini "Bianca e Fernando"
Live-Mitschnitt vom Bellini-Festival
Catania 1991 - mit Gregory Kunde



inganno

CD: Rossini "L'inganno felice"
(Bad Wildbad 1. Juli 2005)




donna

CD: Rossini "La donna del lago"
(Bad Wildbad, November 2006)


gazza

DVD: Rossini "La gazza ladra"
(Pesaro 2007)




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"La Cenerentola" von den
Salzburger Festspielen 1988

Nicht neu, aber eine schöne Erinnerung an die
"Cenerentola" in Bremen in der Inszenierung von Michael Hampe





camb Cambiale CD

DVD / CD: Rossini
"La cambiale di matrimonio"
(
Pesaro 2006)

cencic_rossini

CD: Max Emanuel Cencic singt Rossini-Arien
Mehr zur CD im Forum Opéra

Angriff der Unkastrierten
Von Kai Luehrs-Kaiser
Die Stimme des Countertenors Max Emanuel Cencic wird selbst von Stimmkennern für die einer Frau gehalten. Auf seinem neuen Solo-Album mit Rossini-Arien versucht er, Männerrollen zurückzuerobern, die sonst wirklich mit Damen besetzt werden…
... mehr unter www.spiegel.de/kultur

Hier ein Videolink zu Youtube:
Max Emanuel Cencic singt die Arie des Arsace aus “Semiramide”



Rossini_Pietra_v5089

DVD: Rossini, La pietra del paragone (Paris 2007)
mehr in MusicWeb INTERNATIONAL





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Madrid 2007:
Dirigiert von Alberto Zedda -
Inszenierung von Pizzi aus Pesaro

Sämtliche CD/DVD-Tipps sind unter der Rubrik CD/DVD zu finden

Ein umfassendes Angebot an Opern auf CD und DVD - auch mit Hörproben - gibt es bei http://www.jpc.de/