Posts mit dem Label Fedra werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Fedra werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

8. April 2008

Fedra erhält deutlich positives Zuschauer-Urteil

Die Braunschweiger Zeitung veröffentlichte am 8. April 08 deutlich positive Zuschauer-Urteile zur Fedra. Durchschnittsnote 1,37.

"Musikalisch fantastisch - Bühne zu modern"
Deutlich positives Zuschauer-Urteil über die deutsche Erstaufführung der Oper "Fedra" von Johann Simon Mayr
Nach zwei Vorstellungen der Oper "Fedra" von Johann Simon Mayr im Braunschweiger Staatstheater sammelten wir zahlreiche Zuschauerstimmen.
"Großartige Erstaufführung eines vergessenen bayerischen Komponisten." Renate Dierl

"Bühnenbild modern, aber super. Stimmen sehr schön - eine gelungene Inszenierung." Heike Herrmann

"Wieso war dieses Füllhorn großartiger Musik bislang unbekannt? Ein Lob dem Staatstheater Braunschweig." Gerd Bessai

"Großartige sängerische Leistungen. Ich hätte mir eine arschaisch anmutende Inszenierung gewünscht. Zeitlosigkeit hätte dem Ausdruck der starken Gefühle, der Schuld und Rache mehr Raum gelassen." Christine Schrader

"Die zahllosen Selbstbefragungen und Kommentare der Vorlage wurden in einprägsame Bilder und melodiöse, oft monologische Klangfolgen übersetzt." Heino Bartels

"Eine Symbiose zwischen Altertum und Moderne, falls beabsichtigt, misslingt." Gopal Kripalani

"Toller Chor, sehr gute Solisten und eine stimmlich farbige Aufführung. Ein schlichtes und stimmiges Bühnenbild." Johannes Thormeier

"Stimmen sowie Orchester einfach herrlich. Toller Opernabend." Margrit Lemke

"Sehr schöne Musik, grandiose Arien und in der szenischen Umsetzung von Frau Pöhler auch optisch ein Vergnügen." Hannelore Schmidt

"Muss man einen antiken Stoff immer modern verunstalten? Diese Kostüme! Dieses unpassende Bühnenbild! Schade nur um die schönen Stimmen." Josef Essler

"Hervorragende Sänger, leidenschaftliches Orchester, interessante Musik - leider sehr wirrer Inhalt, den die Regie nicht erhellt." Marianne Thier-Englisch

"Musikalisch und von der Inszenierung her ausgezeichnet. Eine lohnende Ausgrabung dieser Oper." Rolf Schneider

"Ein Kompliment an die Regie; sie verstand es, durch Effekte ohne Übertreibung mitleben zu lassen." Brigitte Böhnke

"Musikalisch phantastisch - Bühnenbild für meinen Geschmack viel zu modern." Dörie Baumann

"Bühnenbild und Beleuchtung schufen eine tiefe Atmosphäre, stimmungsvoll untermalt durch das sehr überzeugende Orchester. Die Darsteller überzeugten in großen Teilen. Leider galt dies in meinen Augen für den Darsteller des Theseus nur partiell. Eine gelungene Inszenierung, der es aber stellenweise an stimmlicher Fülle fehlte." Devid Wilde

"Ein starker Eindruck. Ohren- und Augengenuss." Renate Sauer

"Wie konnte so eine Perle nur 200 Jahre schlummern?" Christine Liehn

"Exzellente Inszenierung und an Mozart erinnernde Musik. Man wünscht dieser Oper eine Zukunft auch an anderen Häusern." Jens Henschel

"Orchester und Sänger waren großartig. Mayrs absolute Musik hatte wenig Beziehung zum Inhalt der Oper." Dr. Manfred Seidel

"Inszenierung, Dramaturgie, Bühnentechnik - spitze." Margarete Pohl
(Braunschweiger Zeitung, 8. April 2008, Kultur, Seite 14)

7. April 2008

Andere sahen ein Meisterwerk

Leserbriefe zur Fedra-Kritik in der BZ vom 1.4.08

Die Oper Fedra in Braunschweig ist ein Ohrenschmaus

Die Braunschweiger Fedra-Aufführung wird sich nicht zu einer bloßen Fußnote entwickeln. Das großartige Werk wird sich nach seiner triumphalen Premiere am Staatstheater rasch in den Opernspielplänen etablieren und Braunschweig wird als Mutter einer Mayr-Renaissance in die Geschichte eingehen können, wenn es das Werk des Komponisten weiter pflegt. Wieso der Rezensent in seiner Kritik mehrfach von "Papa Mayr" schreibt, um ihm anschließend die musikalische Güte abzusprechen, bleibt seltsam und unergründlich. Das sind Mätzchen, die Rezensenten sonst bei Regisseuren kritisieren. Wenn der Rezensent später der Regisseurin Kerstin Maria Pöhler Librettofehler vorwirft, wirft das kein gutes Licht auf seine Librettokenntnisse. (Almut Carlitscheck-Müller und Sven-David Müller, Berlin)

Andere sahen ein Meisterwerk

Ich weiß, dass Kritiken über künstlerische Ereignisse immer subjektiv sind. Wenn man aber die Kritik zu Fedra von Andreas Berger mit dem vergleicht, was sein Kollege Stefan Arndt in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung schreibt, kann man auf die Idee kommen, die Herren seien auf unterschiedlichen Veranstaltungen gewesen. Während Herr Berger die Oper als Fußnote abtut und den Komponisten als Vorläufer der Belcanto-Meister bezeichnet, spricht Stefan Arndt von einem Meisterwerk und feiert die Erstaufführung als großes Ereignis. Ich finde es nur schade, wenn ein kulturelles Ereignis von überregionalem Interesse ausgerechnet in der Stadt, in der es stattfindet, derart abqualifiziert wird. (Werner Schildt, Braunschweig) Braunschweiger Zeitung, 4. April 2008, Leserseite, Seite 28

Zuschauer sollten sich selbst überzeugen

Zu "Eine brillant gesungene Fußnote", Kultur-Seite vom 1. April:
Durch den Anstoß der Internationalen Simon Mayr Gesellschaft - und das lobenswerte Engagement des hiesigen Staatstheaters - gelangte Simon Mayrs Oper Fedra mit großem Erfolg zur Aufführung.

Warum Andreas Berger, der sich wohl zu wenig mit dem Werk und speziell mit der Musik beschäftigt hat, so negativ urteilt, bleibt mir und auch vielen anderen ein Rätsel.

Über die Inszenierung kann man geteilter Meinung sein, aber die Musik ist ein Meisterwerk ihrer Zeit und sollte unbedingt auch an anderen Bühnen gespielt werden. Äußerst positiv der Einbau der stummen Rolle der "Aricia" durch Regisseurin Pöhler. Dadurch wurde die Handlung verständlicher.

Ich hoffe auf regen Besuch, damit sich die Zuhörer selbst ein Bild von dem großartigen Werk machen können. (Horst-Henning Albrecht, Braunschweig, BZ vom 7.4.2008, Seite 40)

4. April 2008

Fedra-Premiere in Braunschweig


Die Titelrolle in Braunschweig singt Capucine Chiaudani. - Foto: Bort
Am 30. März 2008 fand am Staatstheater Braunschweig die deutsche Erstaufführung der Oper "Fedra" von Johann Simon Mayr (1763-1845) statt, also 188 Jahre nach der Uraufführung am 26. Dezember 1820 am Teatro alla Scala in Mailand.

Hier ein Videoclip zur Fedra entweder auf dem Kulturatlas oder auf Theater-tv

Die Aufführung fand bei den Braunschweiger Rossinifreunden, den aus Ingolstadt angereisten Mitgliedern der Internationalen Simon-Mayr-Gesellschaft und dem Braunschweiger Publikum sehr große Zustimmung. Oper "Fedra" erhält deutlich positives Zuschauer-Urteil. Gesamtnote 1,37"


Kritiken in den Medien

"Wiener Zeitung" vom 3.4.08:

Johann Simon Mayrs Oper "Fedra" erlebt nach fast 200 Jahren ihre deutsche Erstaufführung in Braunschweig - Bayer als Lehrmeister von Donizetti (Von Ernst Scherzer)

Den zweifachen Mut des Braunschweiger Staatsintendanten möchte man manchem seiner gerade prominenteren Kollegen wünschen: Wolfgang Gropper hat nicht nur seinen bereits fertigen Spielplan geändert, sondern dabei den "Idomeneo" Wolfgang Amadeus Mozarts gleich gegen ein Werk von dessen weitaus unbekannterem Zeitgenossen Johann Simon Mayr ausgetauscht.
"Fedra", die vorletzte Oper des gebürtigen Bayern, erlebte ihre deutsche Erstaufführung. Gropper gebührt für seine Entscheidung der fünfte Stern dieser Kritik; noch dazu, wo mit dem Stoff ein aktuelles Thema aufgegriffen wurde.

Antikes Rache-Drama
Die antike Geschichte von Fedra (oder Phaedra), der Gattin des Athener Königs Theseus, die an ihrer unerwiderten Liebe zum Stiefsohn Hippolytos verzweifelt, wurde erst kürzlich wieder von Hans Werner Henze vertont – die Oper steht bereits auf dem Programm der Wiener Festwochen. Johann Simon Mayrs 1820 an der Mailänder Scala uraufgeführtes Stück konfrontiert den Zuschauer mit Rache, Eifersucht und Selbstauslöschung.
Die Dramatik des Werks lässt schon an Giuseppe Verdi denken und seine melodische Erfindungskraft kann neben den besten musikalischen Eingebungen eines Gioacchino Rossini, Vincenzo Bellini oder Gaetano Donizetti bestehen. Hinzu kommt, dass sie, wie in Braunschweigs repräsentativem Theaterbau geschehen, überzeugend, ja geradezu leidenschaftlich dargeboten wird.
Das gilt zunächst einmal für das von Gerd Schaller geleitete Staatsorchester und den von Georg Menskes einstudierten Chor. Rebecca Nelsen, die in Wien ausgebildete und dort bei Aufführungen der Neuen Oper schon aufgefallene Sopranistin, machte den aufmüpfigen Hippolytos zur eigentlichen Hauptfigur, obwohl Capucine Chiaudani in der Titelrolle stimmlich und darstellerisch ganz aufging. Beachtliche tenorale Qualitäten zeigte Tomasz Zagorski als Theseus, mit kleinem Abstand gefiel auch Dae-Bum Lees Theramenes.

Leben in zwei Welten
Auf der Bühne von Frank Fellmann haben sich die von Dietlind Konold eingekleideten Darsteller in zwei Welten zu bewegen: In der geschäftstüchtigen von heute und in einer eher idealisierten für das Paar Hippolytos-Aricia. Dazwischen stehend scheint der Weg für Fedra aussichtslos zu sein. Kerstin Maria Pöhlers Inszenierung ist vielleicht kein ganz großer Wurf. Die Nachzeichnung der ausweglosen Situationen der handelnden Personen, die von höheren Mächten zur Erduldung ihrer Schicksale gezwungen werden, war der Regiearbeit freilich glänzend gelungen.
Jubelnder Beifall belohnte eine Aufführung, deren Spannung in zweieinhalb Stunden stetig im Steigen war und nur von der Pause unterbrochen wurde.


Die Titelrolle in Braunschweig singt Capucine Chiaudani. - Foto: Bort
Weitere Kritiken in:
Leserbriefe zur Kritik in der BZ

Weitere Vorstellungen
am 5./10./13./20./29. April; 2./25. Mai; 17./25. Juni
jeweils 19:30 Uhr, am 25.Mai schon um 18 Uhr

Zur Vorbereitung auf die Oper
ist das Programmheft u.a. mit Originalbeiträgen sehr hilfreich.

Iris Winkler
"JOHANN SIMON MAYR - GIOVANNI SIMONE MAYR EINE BIOGRAPHISCHE SKIZZE"

Kerstin Maria Pöhler
"CEST VÉNUS TOUT ENTIÈRE
DIE DESTRUKTIVE GEWALT DER LIEBE"

Geerd Heinsen
"JOHANN SIMON MAYRS FEDRA
EINE SPÄTE OPER EINES REIFEN MEISTERS"


Im Radio:
Übertragung der Aufführung vom 30.3. auf
NDR Kultur am 10. April, 20 - 22 Uhr.

Garantiert ungekürzte Fassung:
Sa, 10. Mai, 19.05 - 22.30 Uhr - DLR Kultur

13. März 2008

"Fedra" bei den Staatstheater-Freunden

Am Dienstag, den 11. März 2008 waren wir wieder bei den Staatstheaterfreunden zu Gast. Anwesend: die Regisseurin Frau Pöhler sowie unsere junge texanische Sopranistin Rebecca Nelsen, die ihre erste Hosenrolle, die des Ippolito, verkörpern wird, ferner der an diesem Abend eingesprungene Halberstädter Pianist Daniel Linton-France , dortiger Kapellmeister, gebürtiger Australier, der mit 18 Jahren seine Ausbildung in Salzburg begann. Frank Fellmann (Bühnenbild) sowie Christin Marstall (Regieassistenz) vervollständigten die Runde.

Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Kirchner, Gesellschaft der Staatstheater-freunde in Braunschweig e.V.


v.r.: Frank Fellmann, Bühnenbild; Kerstin Maria Pöhler, Regie; Rebecca Nelsen, Christin Marstall, Regieassistenz
Nach einigen Einleitungssätzen, die für uns nichts Neues brachten, sang Frau Nelsen eine herrliche Arie des Ippolito und bemühte sich sehr um der Rolle entsprechendes "männliches" Auftreten, wie es die Regie verlangt. Obwohl sie, durch Grippe angeschlagen, nur "mezza voce" singen konnte, war das zumeist ältere Publikum, das sie nach ihren furiosen Auftritten in "La Bohème" und in der "Czardasfürstin" regelrecht anbetet, mit Recht hingerissen und der kongeniale Begleiter gab sein Bestes. - Bei den Proben spielen sie immerhin vierhändig als Begleitung! -

Die Inszenierung gestaltete sich schwierig, da Frau Pöhler mit einem unvollständigen Klavierauszug und textlich ziemlich alleingelassen mit den Proben beginnen musste. Inzwischen sind alle Mitwirkenden von der Musik begeistert. Frau Nelsen musste während ihrer häufigen Auftritte in den anderen Stücken diese Musik einstudieren, von der es keine CDs gibt, was die Aufgabe erschwert. Die Musik strotzt von Anleihen an Mozart (Don Giovanni!), Beethoven, Rossini, Donizetti (nicht wirklich, da Simon Mayr den jungen Donizetti beeinflusste, nicht umgekehrt). Mayr, der "Vater der italienischen Oper", der immerhin 60 Bühnenwerke neben seinem umfänglichen kirchenmusikalischen Werk verfasste, ist heute fast vergessen, umso schöner, dass wir demnächst die Fedra erleben dürfen, die immerhin Verdi in seinem Nachlass aufbewahrte, was dann zu weiteren Nachforschungen und letztlich zu dieser Aufnahme oder Wiederaufnahme führte.

Inzwischen weiß Frau Pöhler auch, dass das Libretti auf Racine zurückgeht, nicht auf Euripides oder andere, die sich ebenfalls des antiken Stoffes annahmen. Das Libretto ist in schwer verständlichem Italienisch abgefasst und weist Lücken auf, die sich nur mit Kenntnis der Racineschen Fassung erklären lassen. Es kann also nicht schaden, sich mal den Racine zu Gemüte zu führen. Es gibt bei Reclam eine zweisprachige Fassung französisch und deutsch, auch eine Übersetzung von Schiller usw. Was es nicht gibt - ein vollständiges Libretto in deutscher oder meinetwegen auch italienischer Fassung, die übrigens selbst Italiener heute nur mit Mühe verstehen. Aber die von den Theaterfreunden gestiftete neue Übertitelungsanlage wird eingesetzt und uns hoffentlich das Verständnis erleichtern.

Der Kapellmeister aus Halberstadt hatte am letzten Dienstag auch seinen großen Auftritt, als er anhand der Ouvertüre die vielen überraschenden Wendungen der Musik verdeutlichte, ebenso wie die vielfältigen "Zitate" der Komponistenkollegen. Am Ende wurde dann noch auf den Höhepunkt der Oper verwiesen, ein dramatisches 10-minütiges Duett zwischen zwei Frauen, zwischen Fedra, einer Tosca-Sängerin, und der schon erwähnten Rebecca Nelsen. Man darf also gespannt sein und sich freuen!

Wir hatten übrigens im vollbesetzten Saal des "Lindenhofs" - über einem italienischen Restaurant gelegen und für solche Anlässe von den Theaterfreunden gerne genutzt - den Vorteil, dass uns eine freundliche Dame am besten Tisch rechtzeitig Plätze reserviert hatte. Wir hatten also einen prima Überblick. Anschließend dann noch ins Restaurant. Frau Nelsen und die anderen Eingeladenen saßen auf den Ehrenplätzen der Staatstheaterfreunde und speisten, was die Karte an Köstlichkeiten so bot, zum Nachtisch ein kleines „Tiramisuchen“. Diese kleine Freude habe ich der blassen und noch leicht unter Grippemedikament-Einfluss stehenden Frau Nelsen von Herzen gegönnt.

5. März 2008

Wer war Johann Simon Mayr?


Rainer Rupp, Präsident der Internationalen Mayr-Gesellschaft, berichtete am 3.3.08
engagiert im Braunschweiger Theater über Leben und Werk Simon Mayrs, des Vaters der italienischen Oper, und stimmte die Zuhörer auf die Premiere der Fedra ein. 57 Mitglieder der Simon Mayr-Gesellschaft werden zur Premiere aus Ingolstadt anreisen. Die Radioübertragung wird vermutlich am 10.April stattfinden.

Die Braunschweiger Zeitung vom 5.3.08 schrieb:
Der vergessene Papa Mayr
Deutsche Erstaufführung der "Fedra" in Braunschweig nach 188 Jahren

Von Andreas Berger
Dass Rossini, Bellini und Donizetti einen Deutschen als "Vater der italienischen Oper" anerkannten, mag verblüffen. Johann Simon Mayr, 1763 bei Ingolstadt geboren, gehörte seinerzeit zu den erfolgreichsten Opernkomponisten. Regelmäßig wurden seine Werke an der Mailänder Scala aufgeführt, so 1820 seine "Fedra", die am 30. März im Staatstheater Braunschweig ihre späte deutsche Erstaufführung erlebt.
Die Grabrede für den 82-Jährigen hielt kein Geringerer als Giuseppe Verdi. Die Stadt Bergamo ließ den Leichnam ihres Wahlbürgers später an der Seite seines Schülers Donizetti in der Hauptkirche begraben. Doch Mayrs Nachruhm war kurz. Kein Werk überdauerte im Repertoire, nur selten wird eines seiner 600 Sakralstücke oder eine seiner 60 Opern noch aufgeführt. Es scheint, als sei Mayr aus der Musikgeschichte gefallen.
"Te Deum" für Napoleon
Wacker arbeitet die Simon-Mayr-Gesellschaft gegen dieses Vergessen an. Ihr Vorsitzender Rainer Rupp rührte jetzt auch in Braunschweig die Werbetrommel. Durch seinen Orgellehrer war er schon als Kind auf Mayr aufmerksam gemacht worden. Und schon galt es, eine Aufführung zum 200. Geburtstag in Ingolstadt zu organisieren. In München gab es immerhin eine konzertante "Medea". "Und in Bergamo ist Mayr noch sehr präsent", erzählt Rupp.
Er kann die wesentlichen Stationen von Mayrs Leben einfach so aufzählen. "Gelernt hat er bei seinem Vater, einem Dorf-Organisten. Doch statt die Freistelle in Wien zu nutzen, musste er zu den Jesuiten nach Ingolstadt. Gönner war ihm Baron de Bassus, ein bekannter Anhänger der aufklärerischen Sekte der Illuminaten. Als die verboten wurde, flohen beide nach Bergamo." Unterbrochen von wenigen Jahren in Venedig, bleibt Mayr dort ein Leben lang, nennt sich fortan Giovanni Simone und wird Kapellmeister der Hauptkirche.
"Dabei hätte er Direktor der Pariser Oper werden können", sagt Rupp. Napoleon hatte Mayrs zu seiner Krönung komponiertes "Te Deum" so gut gefallen, dass er ihm den Posten anbot. Doch der gemütliche Mann blieb lieber in Bergamo. Und dann kam Donizetti, ein armer kränklicher Knabe, der eigentlich nicht gut genug singen konnte für Mayrs Collegium, aber durch Gehörbildung auffiel. So wurde er denn sein Schüler, hielt seinem väterlichen Freund stets ehrendes Angedenken. Trotzdem: Mayr starb 1845 blind und verarmt. 1847 wurde zum letzten Mal eine Oper von ihm aufgeführt - in New York.
Wieso wurde Mayr so schnell vergessen? "In Italien stand er als Napoleon-Freund politisch auf der falschen Seite. Angesagt war die nationalromantische Strömung Verdis, die sich für die Befreiung Italiens einsetzte. Und für die Anhänger der neuen deutschen Musik etwa Wagners galt er als welscher Tüftler", erklärt Rupp.
Auch die Besetzung ist nicht einfach. "Für die Fedra braucht es eigentlich eine satte Mezzostimme, aber mit großer Höhengeläufigkeit", sagt Braunschweigs Operndirektor Jens Neundorf. Eine Tosca-Sängerin wird hier die Partie übernehmen. Neundorf hat motivische Parellelen zu Mozarts "Don Giovanni" entdeckt. Die Verspieltheit der Stimmführung und der Orchesterbegleitung lassen freilich vor allem an Rossini und Donizetti denken.
"Fedra" in Verdis Nachlass
Im Zuge der Belcanto-Renaissance der 80er gab es wenige konzertante Wiederbelebungen. Die Mayr-Gesellschaft bemüht sich um Neu-Editionen der Werke, die oft nur in alten Abschriften erhalten sind. "Eine ,Fedra?-Kopie fand sich übrigens in Verdis Nachlass", erzählt Rupp. Braunschweig sollte also einen guten Griff getan haben.
Premiere am 30. März im Großen Haus. Karten: (0531) 1 23 45 67.
Braunschweiger Zeitung, 5. Maerz 2008, Kultur, Seite 16, (Original-Zeitungsseite im pdf-Format)

25. Januar 2008

Deutsche Erstaufführung von Johann Simon Mayrs Oper Fedra in Braunschweig

Dem Staatstheater Braunschweig ist es gelungen, Johann Simon Mayrs Oper „Fedra“ im März dieses Jahres zur deutschen Erstaufführung zu bringen. Mayrs Oper aus dem Jahr 1820 wurde an der Mailänder Scala uraufgeführt, jedoch noch nie im deutschsprachigen Raum gespielt. Aus diesem Grund verändert das Staatstheater kurzfristig seinen Opernspielplan und zeigt die Deutsche Erstaufführung dieser Oper des bayerischen Komponisten erstmalig im Großen Haus statt der geplanten Premiere von Mozarts Oper „Idomeneo“. Mehr Informationen

Weitere Termine in 2008 (ohne Gewähr):
5./10./13./20./29. April; 2./25. Mai; 17./25. Juni

Weitere Veranstaltungen zur Fedra:
Donnerstag 31. Jan 08 20.00
Kerstin Maria Pöhler, Frank Fellmann Kann Liebe Sünde sein? Die deutsche Erstaufführung der Oper »Phädra« von Simon Mayr (1820)Braunschweiger Ästhetik-Kolloquium »RESONANZ-RÄUME«Großer Musiksaal der TU Braunschweig, Pockelsstr. 11, 5. OG (Eintritt frei)

Freitag 22. Febr. 08
17:30 Einführung
18:00 Uhr ÖFFENTLICHE PROBE ZU »FEDRA«von Johann Simon Mayr Zählkarten erhältlich an der Theaterkasse

Montag 3. März 08
20:00 Uhr Staatstheater Foyer 3. Rang: Vortrag von Rainer Rupp, Präsident der Internationalen Mayr-Gesellschaft:
Johann Simon Mayr - Der deutsche Vater der italienischen Oper
(Theaterkasse, freier Verkauf)

Dienstag 11. März 08
19:30 Uhr Theaterkreis der Gesellschaft der Staatstheaterfreunde e.V. im Theatersaal des Lindenhofes: Thema Fedra (Eintritt frei)

Sonntag 16. März 08
18:00 Uhr Extra-Die Einführung zu "Fedra" von Johann Simon Mayr mit Mitwirkenden des Ensembles im Kleinen Haus. Der Eintritt ist frei.

Donnerstag 27.3. 08
17 Uhr Musikpädagogik: Extraeinführung mit Probenbesuch zur Oper Fedra (Anmeldung für Lehrer und andere Interessierte bis 25.3.08 unter AnnetteBrunk@staatstheater-braunschweig.de )