17. Juni 2011

Auf zu 'Les Huguenots' in Brüssel!

Quelle: BRF
Wer eine packend-emotional inszenierte, hinreißend gesungene und prächtig musizierte “Grand Opéra“ erleben will, möge sich auf den Weg nach Brüssel ins Opernhaus “La Monnaie“ machen! Dort feiert momentan Didier Pys Inszenierung von Giacomo Meyerbeers Meisterwerk Les Huguenots mit Marc Minkowski am Pult wahre Triumphe. Durch die Öffnung dramaturgisch relevanter Striche (diese Passagen fielen der Zensur zur Uraufführungszeit 1836 zum Opfer) und durch Hinzufügen der stummen Figur der Caterina de Medici, der politischen Drahtzieherin jener Ereignisse bis zur Bartholomäusnacht 1572, wird die historische Entwicklung transparenter. 

Folglich bildet die für den Plot zentrale Liebesbeziehung zwischen dem Hugenotten Raoul de Nangis und der katholischen Adligen Valentine den bewegenden menschlichen Kontrast zu dieser intriganten politischen Szenerie. Dazu werden wir Zeugen genialer Bühnenbilder (verschiebbare Häuserfassaden der einzelnen Schauplätze), epochenmäßig differenzierter doch immer passender Kostüme, unvergesslicher Details nicht nur in der Personenführung und – last but not least – grandioser Sängerleistungen: In dieser “Nacht der sieben Sterne“ erlebten wir am 14. Juni John Osborn (Raoul), Henriette Bonde-Hansen (Marguerite de Valois), Ingela Brimberg (Valentine), Blandine Staskiewicz (Urbain) und Francois Lis (Marcel). Wie man den geradezu hymnischen Premierenbesprechungen (u.a. bei DLR Kultur, Der Neue Merker, BRF, podcast.de) entnehmen kann, konnte aber auch die Alternativbesetzung  begeistern: Eric Cutler, Marlis Petersen, Mireille Delunsch, Yulia Lezhneva und Jérome Varnier.

Ein ausführlicherer Bericht folgt nach unserem Besuch einer Vorstellung mit der letztgenannten Besetzung.

Weitere Aufführungen  dieses großen Opernereignisses finden noch statt am: 19., 21., 23., 24., 26., 28. und 30. Juni. Außerdem wird diese Inszenierung im März des kommenden Jahres an der Opéra National du Rhin in Straßburg zu sehen sein.

Walter Wiertz (Besuchte Vorstellung am 14.06.11)

4 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für Ihren Bericht. Ich freue mich schon darauf, Les Huguenots an der Opéra National du Rhin zu erleben.

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  2. Oui, das war feinste Brüsseler Spitze! Diese Inszenierung könnte beispielhaft für deutsche Regisseure sein. Sie ist bei allem Historienbezug zeitlos, phantasievoll und hinterleuchtet den Handlungsablauf. Der Dirigent Marc Minkowksi verfügt über das Gespür für die rhythmischen und klanglichen Anforderungen der französischen Oper. Wir können unsere Begeisterung über die Inszenierung in gleichem Maße auf die musikalische Präsentation übertragen. Hoffentlich animiert der Bericht von Walter Wiertz noch manchen Opernfreund, nach Brüssel zu düsen. Es lohnt sich wirklich!

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  3. Als Bewunderer Meyerbeers konnte ich mir sicherlich die aktuelle Aufführung an der La Monnaie in Brüssel nicht entgehen lassen. Erlebt habe ich jedoch eine Katastrophe sondergleichen. Selbst Meyerbeers Neider und Hasser Wagner hätte sich nicht schäbigeres einfallen lassen können, um dieses geniale Werk des Musiktheaters zu diskreditieren! Summa summarum - eine Karikatur. Warum hat bloß so ein seriöser Künstler wie Marc Minkowski mitgemacht? Kopulation auf der Bühne während des sagenhaft schönen Duetts im 2. Akt, Hähnchen-fressende stumme Catherine de Médicis während der Waffenweihe, durchgehend barfüßige Marguerite de Valois im - zuletzt blutigen (Lucia di Lammermoor?) - Nachthemd, halbdunkle Bühne mit sich permanent gegeneinander bewegenden Modulen, Zigeunertanz "oben ohne" usw. Auch die sängerische Leistung mehr als bescheiden: Die mit viel Lob bedachte Marlies Petersen konnte die Partie der Marguerite nur bewältigen, weil sie - wie in einer Probe - mit halber Stimme sang; Mireille Delunsch (Valentine) war offensichtlich total überfordert - ihre Stimme konnte den Orchestergraben kaum überwinden.

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  4. Herzlichen Dank an "anonym" für den Bericht über Meyerbeers Meisterwerk "Les Huguenots" in Bruxelles.
    Als großer Meuerbeer Verehrer hatte ich vor, mir diese Produktion im März nächsten Jahres in Strasbourg anzusehen und dabei auch die schreckliche Mirelle Delunsch als Valentine zu ertragen (muss eine Zumutung gewesen sein).
    Ihr Bericht über diese EuroTrash Produktion hat mich zum Glück rechtzeitig gewarnt.
    ABER: warum verstecken Sie Ihre Identität unter "anomym"? Angst vor der Mehrzahl der Regie-Theater-Befürworter in diesem blog?
    Dieter aus Frankfurt

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