Giacomo Meyerbeer ist in erster Linie als Meister der französischen Grand Opéra bekannt: Robert le Diable, Les Huguenots, L'Africaine u. a. - alles Werke, die heutzutage nur noch äußerst selten auf den Spielplänen erscheinen. Noch vergessener waren aber seine italienischen Opern, die für Rossinianer von besonderem Interesse sind, stehen sie doch unter dem nicht zu überhörenden Einfluss des damals alles beherrschenden Opernstils von Rossini.
Giacomo Meyerbeer lebte von 1791 bis 1864 und war somit ein Zeitgenosse von Gioachino Rossini (1792 – 1868). Ende 1815 ging Meyerbeer nach Italien und schrieb für die dortigen Bühnen sechs dramatische Opern:
Romilda e Costanza (Teatro Nuovo, Padua 1817)
Semiramide riconosciuta (Teatro Regio, Turin 1819)
Emma di Resburgo (Teatro San Benedetto, Venedig 1819)
Margherita d’Anjou (Teatro alla Scala, Mailand 1820)
L’esule di Granata, (Teatro alla Scala, Mailand 1822)
Il crociato in Egitto (Teatro la Fenice, Venedig 1824)
Er stand damit in Konkurrenz zu den großen dramatischen Werken Rossinis von Otello (1816) über Mosè in Egitto (1818) und Maometto secondo (1820) bis zur letzten großen opera seria Rossinis, der Semiramide von 1823. Emma di Resburgo wurde am 26. Juni 1819 in Venedig am Teatro San Benedetto uraufgeführt, also am selben Theater, an dem zuvor am 24. April 1819 Rossinis Eduardo e Cristina in Szene gegangen war.
1824 ging Meyerbeer nach Paris, ebenso wie Rossini, der dort im selben Jahr die Leitung des Théâtre italien übernahm, an dem 1825 Meyerbeers Il crociato in Egitto in einer für Paris umgearbeiteten Fassung aufgeführt wurde. Als mit Robert le Diable 1831 die erste eigentliche französische Oper Meyerbeers zur Uraufführung kam, hatte Rossini seine Tätigkeit als Opernkomponist mit dem 1829 uraufgeführten Guillaume Tell allerdings bereits beendet.
Die italienischen Opern Meyerbeers haben in den letzten Jahren wieder etwas mehr Beachtung gefunden, was nicht zuletzt den unermüdlichen „Schatzgräbern“ des Labels OperaRara zu verdanken ist, die bereits 1987 eine Gesamtaufnahme von Emma di Resburgo herausgebracht hatten(s. Anm.*). Margherita d'Anjou wurde 2003 bei OperaRara auf CD veröffentlicht und in Leipzig 2005 konzertant aufgeführt, was meine erste wunderbare Begegnung mit dem italienischen Meyerbeer war. Das Festival "Rossini in Wildbad" brachte – ebenfalls 2005 – unter der Leitung von Richard Bonynge eine szenische Aufführung der Semiramide (Mitschnitt auf CD bei Naxos erschienen). Auch beim Festival in Martina Franca gab es 2005 eine Produktion dieser Oper (Mitschnitt auf CD bei Dynamic). Der monumentale Crociato in Egitto kam 2007 am Teatro La Fenice in Venedig zur Aufführung (Mitschnitte auf CD bei Naxos und auf DVD bei Dynamic, von 1991 stammt eine bei OperaRara erschienene Gesamtaufnahme). 2004 sind Ausschnitte aus L'esule di Granata bei OperaRara erschienen. Die CD „Meyerbeer in Italy“ (OperaRara) bringt Auszüge aus allen sechs italienischen Opern Meyerbeers.
*Nachprüfungen haben ergeben, dass es sich bei der auf der Seite von operone genannten Aufnahme nicht um eine Gesamtaufnahme von Emma di Resburgo handelt, sondern nur um einen Ausschnitt daraus, enthalten in dem die Jahre 1810 - 1820 behandelnden Teil der Anthologie "A HUNDRED YEARS OF ITALIAN OPERA"(Opera Rara ORCH 103) (Insgesamt erschienen sind über die italienische Oper der Jahre 1800 - 1830 drei Kassetten mit jeweils 3 CDs).
Hier die Besetzung der Wiener Aufführung von Emma di Resburgo:
Simone Kermes (Emma),
Vivica Genaux (Edemondo),
Thomas Walker (Norcesto),
Manfred Hemm (Olfredo),
Martin Vanberg (Donaldo) und
Lena Belkina (Etelia);
Wiener Singakademie; moderntimes_1800,
Dirigent: Andreas Stoehr
Vivica Genaux (Edemondo),
Thomas Walker (Norcesto),
Manfred Hemm (Olfredo),
Martin Vanberg (Donaldo) und
Lena Belkina (Etelia);
Wiener Singakademie; moderntimes_1800,
Dirigent: Andreas Stoehr
Ein Libretto war im Internet nicht zu finden, hier aber
zur besseren Orientierung eine kurze Inhaltsangabe:
(Quelle: Reiner Zimmermann - Giacomo Meyerbeer, Berlin 1991)
(Quelle: Reiner Zimmermann - Giacomo Meyerbeer, Berlin 1991)
(Zum Vergrößern bitte ins Bild klicken)
Und zur „Einstimmung“ zwei Aufführungsberichte
sowie ein Musikbeispiel:
Das ist eine große Rarität! Vielen Dank für den Tipp!
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