29. Dezember 2008

Rossini und die Eisenbahn

Ergänzt am 30. Dezember!

Foto: rm
Rossini-Konzert im Straßenbahnmuseum
Thielenbruch (1.6.2007)
Rossini-Projekt des WDR









Nicht erst Arthur Honegger beschrieb mit
"Pacific 231" (1923) musikalisch eine Eisenbahnfahrt, sondern auch schon Gioachino Rossini in seinem Klavierstück Un petit train de plaisir comico-imitatif, enthalten im Band 7 der Péchés de vieillesse (Sünden des Alters). Die ab 1857 entstandenen Péchés de vieillesse sind eine Sammlung von mehr als 160 Kompositionen (Klavierstücke, Lieder, Chorwerke und Kammermusik), - darunter zahlreiche Parodien, die alles Mögliche und Unmögliche in Musik setzen: von kulinarischen Köstlichkeiten(z. B. vertonte Vorspeisen) über Hygieneverrichtungen und gymnastische Übungen, über den hinkenden Walzer und den Walzer des Rhizinusöls zum herrlich lautmalerischen Chanson du Bébé. Un petit train de plaisir schildert mit viel Lautmalerei und schwarzem Humor ein Eisenbahnunglück, - der Vergnügungszug entgleist, und es gibt sogar Tote, von denen einer in die Hölle (absteigendes Arpeggio), ein anderer ins Paradies (aufsteigendes Arpeggio) kommt. Nach einem ernsten Trauergesang steht am Ende ein fröhlicher Walzer zum angeblich heftigen Schmerz der Erben. Rossini selbst hat die Zwischentexte, die im folgenden Beitrag als Kapitelüberschriften dienen, in die Noten eingefügt. Der im Text erwähnte Ferdinand Hiller war ein deutscher Komponist, Dirigent und Musikschriftsteller. Seine „Plaudereien mit Rossini“ sind als Band 1 der Schriftenreihe der Deutschen Rossini Gesellschaft erschienen.
esg


Rossini und die Eisenbahn

En avant la machine (Vorwärts marsch)

Für Rossini war die Eisenbahn der Inbegriff der modernen Zeit, deren Ideale ausschließlich auf Dampf, auf Raub und auf Barrikaden ausgerichtet waren. Doch dem war nicht von Anfang an so. Seine erste (und einzige nachgewiesene) Bahnfahrt unternahm er 1836 auf der neuen Linie zwischen Antwerpen und Brüssel in Begleitung der Bankiersfamilie Rothschild, die zu den frühesten Financiers der Eisenbahnen in Frankreich gehörte. Im Gegensatz zur Legende, wonach er durch die Schrecknisse der Fahrt mehrere Tage an nervöser Erschöpfung gelitten haben soll, zeigte er sich seiner Freundin und späteren zweiten Frau Olympe Pélissier gegenüber in einem Brief beeindruckt über die kurze benötigte Reisezeit und fügte an, keinen Augenblick lang Angst verspürt zu haben!

Terrible Deraillement (Schreckliche Entgleisung)

Die späteren Dokumente belegen aber eindeutig seine Abneigung gegen die Eisenbahn. Wir wissen nicht, ob ein besonderes Ereignis oder sein desolater psychischer Zustand der 1840er- und 1850er-Jahren dazu führten. Möglicherweise hatte das schwere Eisenbahnunglück von 1842 bei Meudon (Versailles), dessen Bilder durch die Presse gingen und sogar in Öl gemalt wurden, seine Wirkung auf ihn nicht verfehlt: Allein der fiktive Gedanke, selbst in diesem Zug mitgefahren zu sein, hätte den hypersensiblen und ängstlichen Kranken schockiert.
Als Rossini 1855 nach Frankreich aufbrach, nahm er sich vier Wochen Zeit und einen eigenen Wagen und Postpferde, um von Florenz nach Paris zu reisen. Spöttisch vermerkte die von Robert Schumann geleitete «Neue Zeitschrift für Musik»: „Eigensinnig, wie Rossini immer gewesen, habe er erklärt, weder zu Schiff, noch mit der Eisenbahn zu reisen, sondern sich nur einem ‘Hauderer’ [Lohnfahrer] anzuvertrauen!“ Rossinis Abneigung gegen den Zug wurde dermaßen sprichwörtlich, dass er selbst sich seinem Freund Hiller gegenüber empörte: „Diese Journalisten! Da hat einer drucken lassen, als ich kürzlich von Paris abreiste, mir sei die Eisenbahn fast ebenso zuwider als die deutsche Musik! Was meinen Sie dazu?“ „Dass Sie viel auf der Eisenbahn reisen würden, wenn es wahr wäre, lieber Maestro“, erwiderte Hiller. Demselben Hiller schrieb Olympe bezüglich der Durchreise über Frankfurt folgenden Satz, der Rossinis (und ihre eigene?) Angst vor der Bahn verdeutlicht: „Man sagt, dass es von Köln nach Frankfurt nur wenige Stunden sind; Sie, der Sie die Eisenbahn nicht fürchten, könnten Sie nicht herkommen, um Ihren Rossini zu umarmen?“.
Dem Fotografen Nadar in Paris erteilte der Komponist die schriftliche Erlaubnis, sein Konterfei für Karikaturen zu Pferd, im Wagen, sitzend, stehend usw. zu verwenden, „aber ich schließe die Eisenbahn und den Luftballon ausdrücklich aus, da man mich darin nicht erkennen würde.“
Seinem Lieferanten von Gorgonzola-Käse, dem Marchese Antonio Busca in Mailand, schrieb Rossini aus Paris: „Wenn der Fortschritt der Beleuchtung (aus Öl) nicht die Pferde und die Kutscher überflüssig gemacht hätte, ich würde per Post zu Ihnen fahren und Ihnen persönlich danken.“ „Ach verfluchte Eisenbahnen! Ihr verhindert es, mich nach meinem Herzenswunsch nach Mailand zu begeben, um die Hände und Füße meines geliebten Marchese Busca zu küssen!“

Douce mélodie (Sanfte Melodie)

Wenn verbal und praktisch die Ablehnung der Eisenbahn offensichtlich ist, so war sein Verhältnis in finanzieller Hinsicht ein ganz anderes. Der Geschäftsmann Rossini scheute sich nicht, die von ihm verhasste technische Erfindung zu fördern, wenn sie Gewinn abwarf. Sein beträchtliches Vermögen legte er teilweise in Obligationen der Chemins de fer d’Orléans sowie der Chemins de fer Paris-Lyon-Méditerranée an. Das mochte freilich auch damit zusammenhängen, dass zahlreiche seiner einflussreichen Freunde aus Adels- und Finanzkreisen, in Italien wie in Frankreich, zu den Promotoren, Förderern und Geldgebern der gesellschaftlich und ökonomisch so folgeträchtigen Erfindung gehörten. Dem Advokaten Leopoldo Pini in Florenz vermittelte er als Dank für seine Treuhandtätigkeit den Sekretärenposten bei der Toskanischen Eisenbahn. Im Gegensatz zu seiner eigenen Person vertraute er die wertvollen Umzugsgüter, die er nach Paris kommen ließ, dem Dampfschiff und der Eisenbahn an - freilich nicht ohne vorher eine Versicherung abgeschlossen zu haben.

Sifflet satanique (Teuflisches Pfeifen)

Als sich Rossini ein Grundstück für den Bau einer Villa in Passy aussuchte, fiel die Wahl auf ein Terrain in der Form eines Flügels; er nahm dabei sogar die angrenzende Eisenbahnlinie Paris-Auteuil in Kauf, deren gebogene Linienführung überhaupt erst zur Form des Tasteninstruments führte. Als ihn 1867 Max Maria von Weber, der Sohn des berühmten Komponisten des Freischütz, dort besuchte, kam das Thema fast zwangsläufig auf die Eisenbahn. Weber berichtete: „Mehrmals unterbrach der grelle Pfiff der Lokomotive, der von der nahen Station Passy herüberschallte, schneidend unser Gespräch, so daß ich zuletzt ausrief: ‘Wie peinlich muß dieser modernste aller Mißtöne Ihr musikalisches Ohr berühren.’ ‘Oh, glauben Sie das nicht’, erwiderte er mit leisem Kopfschütteln, indem ein bis dahin noch nie von mir gesehenes, wehmütiges Lächeln über seine Züge glitt; ‘dieses Pfeifen erinnert mich stets an meine goldenste Jugendzeit. Mein Gott, was habe ich in meinen ersten Opern, in der Cenerentola und Torwaldo und Dorliska pfeifen hören.’“ Vielleicht hätte Rossini bei dieser Gelegenheit gerne auf die Eisenbahn losgewettert, aber er hatte es bei seinem Gast mit einem weltweit anerkannten Spezialisten für Eisenbahnwesen zu tun!

On ne m’y attrapera pas (Darauf fall' ich nicht herein)

So blieb denn Rossinis Verhältnis zur Eisenbahn zwiespältig und ebenso janusköpfig wie sein komisch-imitierender Vergnügungszug in der musikalischen Fassung: Tout cela est plus que naïf, mais c’est vrai! (Das ist alles mehr als naiv, aber es ist wahr!).

Reto Müller
Geschäftsführender Vorsitzender
Deutsche Rossini Gesellschaft

Überarbeitete Fassung des im Programmheft Auf den Schienen der Poesie, Literarisch-musikalische Soirée. Melodien und Texte zur Eisenbahn (Bad Wildbad, Rossini in Wildbad, 1993) erschienenen Artikels. Ich danke für die freundliche Genehmigung des Verfassers zur Veröffentlichung in unserem Belcantoblog.

Ergänzung!
Hartmut hat auf folgende Verhaltensregeln für Bahnbenutzer hingewiesen, die der im Artikel genannte
Max Maria von Weber, Eisenbahningenieur und sächsischer Eisenbahndirektor, 1854 verfasst hat:

„Ein sehr guter allgemeiner Grundsatz ist, seinen Sitzplatz inne zu behalten, um ihn nicht eher zu verlassen, bis man am Orte seiner Bestimmung angelangt ist. Wenigstens steige man so selten wie möglich aus.
Man wähle sich seinen Platz wo möglich in einem Wagen in oder doch wenigstens so nahe als möglich an der Mitte des Zuges.
Im Wagen sitzend hüte man sich, die Beine unter den gegenüberliegenden Sitz zu stecken oder sonst ein Glied des Körpers an seiner Beweglichkeit zu hindern. Erläuterung: Bei jedem raschen Geschwindigkeitswechsel kann es geschehen, dass der Körper nach vorn oder rückwärts im Wagen geworfen wird. Dies wird meist harmlos vorübergehen, wenn er sich frei vom Platze bewegen kann, während im Gegenteile Knochenbrüche oder Quetschungen die Folge sind.
Während der Fahrt halte man keine Stöcke oder Schirme vor sich im Wagen, noch weniger bringe man sie an den Mund oder stütze den Kopf darauf. Erläuterung: In Folge rascher Verminderung der Geschwindigkeit ist ebenfalls schon oft Einstoßen von Zähnen, Gaumen etc. herbeigeführt worden. Ebenso ist es nicht rätlich, auf der Reise aus Pfeifen zu rauchen, die ähnliche Vorfälle herbeiführen können.
Man meide das Fahren in Coupés mit bloß einer Reihe von Sitzen, die den Reisenden gegenüber Glasfenster haben, damit der Reisende nicht an die Scheiben geworfen werde.“

Quelle: Texte und Bilder zur Eisenbahn

Dieses Buch von Max Maria von Weber ist bei Google
komplett digitalisiert: Die Schule des Eisenbahnwesens (1862)







Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des Belcantoblogs einen guten Start ins neue Jahr!

23. Dezember 2008

21. Dezember 2008

London: "Les Contes d'Hoffmann"

Foto: Intermezzo


Dieter berichtet aus London:



JACQUES OFFENBACH:
„Les Contes d`Hoffmann“
Herrliche Repertoire-Aufführung des ROH Covent Garden, London

John Schlesingers berühmte, auch auf DVD festgehaltene Produktion von 1980, die sowohl den 100. Todestag des Komponisten als auch das 100. Jahr der Uraufführung des Werkes zelebrierte, ist nach der sechsten Wiederaufnahme (1982, 1986, 1991, 1992, 2000 und 2004) immer noch von unvergleichlicher Faszination. Die verschwenderische, dem wundervollen Werk angemessene Ausstattung wirkt auch nach fast drei Jahrzehnten kein bisschen verstaubt.

Hinzu kommt eine musikalische Fassung, die alle Opernfreunde kennen und lieben. Ohne pseudo-intellektuellen Schnick-Schnack wie Oeser-Fassung, später entdeckte angebliche Original-Partituren oder die Eliminierung der vertonten Guiraud-Rezitative. Dappertuttos Diamanten-Arie und das wunderbare Sextett „Hélas! mon coeur s`égare encore!“ sind an ihrem Platz und der Giulietta-Akt kommt vor dem Antonia-Akt.

Das Orchester des ROH unter Antonio Pappano musizierte in schwelgerischer Schönheit. Vokal blieben keine Wünsche offen. Vassiliki Karayanni ist eine grandios-virtuose Olympia, komplett mit Variationen in der zweiten Strophe ihrer Arie. Das Video bei YouTube vermittelt einen Eindruck von ihrer Interpretation vor vier Jahren. Inzwischen hat sie die Partie präziser und mit gesteigerter Virtuosität im Griff. Christine Rice gibt eine äußerlich und stimmlich verführerische Giulietta. Katie Van Kooten ist als todgeweihte Primadonna eine Wucht im finalen Terzett des Antonia-Aktes. Schönstimmig und sympathisch die Muse/Nicklausse von Kristine Jepson. Die „Bösewicht“-Rollen verkörpert Gidon Saks mit dem passenden Stimm-Timbre. Alle Comprimarii-Partien sind adäquat besetzt.

Und der Titelheld? Rolando Villazón war für mich die größte Überraschung. Sein Pop-Star-Status und seine übertriebenen Grimassen waren mir immer unsympathisch. Jedoch sang und spielte er in dieser Produktion einen fantastischen Hoffmann, der seinesgleichen sucht. Lediglich beim Schluss-Applaus kam das zappelige Rumpelstilzchen wieder durch – aber da war die Oper ja zum Glück schon vorbei.

Besuchte Vorstellung: 07.12.08 – Matinee

Dieter (Frankfurt a. M.)

Hinweise von esg:

Zwischen Deutsche Rossini Gesellschaft und Jacques Offenbach Gesellschaft ( s. auch Offenbach Festival Bad Ems) besteht gegenseitige Vereinsmitgliedschaft.

Literatur:
Hans Rudolf Huber: Rossini zitiert Offenbach in „La Gazzetta“ 1999
Ralf-Olivier Schwarz: Offenbach zitiert Rossini in „La Gazzetta“ 2007

13. Dezember 2008

Donizettis "Parisina" in London

Abb.: Il sogno di Parisina
(Andrea Gastaldi, 1867)
- zum Vergrößern Bild anklicken -




Dieter berichtet aus London:



Donizettis Parisina

Glanzlose Wiederbelebung 06.12.08 in London
(Southbank Centre´s Royal Festival Hall)

Besetzung

Azzo, Herzog von Ferrara………………………………..Dario Solari
Parisina, seine Gattin………………………………………Carmen Giannattasio
Ugo,später als ein
Sohn von Azzo identifiziert………………………………José Bros
Ernesto, Azzos Minister…………………………………..Nicola Ulivieri
Imelda, Parisinas Hofdame……………………………..Ann Taylor
Chor……………………………………………………………..Geoffrey Mitchell Choir

LONDON PHILHARMONIC ORCHESTRA
DAVID PARRY

Felice Romanis Libretto basiert (leicht abgewandelt) auf Lord Byrons Poem „Parisina“: Die Gattin Azzos, Parisina, liebt Ugo und verrät sich im Schlaf, was von Azzo belauscht wird. Er schwört Rache und beharrt auf seinem Todesurteil auch, als sich herausstellt, dass Ugo sein Sohn aus erster Ehe ist. Als er Parisina den enthaupteten Kadaver Ugos zeigt, bricht diese tot zusammen – natürlich erst nach einer Cabaletta.

Zum Glück wurde die Oper konzertant dargeboten. Nicht auszudenken, was ein Euro-trash-Regisseur mit Realschulabschluss und Aktualisierungswahn daraus gemacht hätte. Die Oper läuft manchmal auch unter dem Titel „Parisina d´Este“, um sie von der erfolglosen „Parisina“ Mascagnis zu unterscheiden.

Das Programmheft ließ sich bedauernd über die Vernachlässigung des Werkes aus und begründete diese damit, dass es – bis dato – keine Nachfolgerin von Donizetti-Spezialistinnen wie Maria Callas und Joan Sutherland gäbe.

Von der Prima Donna der Aufführung, Carmen Giannattasio, wurde eine staunenswerte Rollenbiographie angeführt: das dramatische Verdi-Fach (Desdemona, Amelia/Boccanegra, Leonore/Trovatore) sowie Rossinis „Ermione“ und unter anderem auch „Carmen“. Man durfte also auf einen großen Stimmumfang plus Belcanto-Technik einer Giannina Arrangi-Lombardi, Maria Vitale, Leyla Gencer… gespannt sein.

Die Wirklichkeit war dann ernüchternd. Zuerst ließ sie sich als unter „fatigue“ leidend ansagen. Diese Methode, sich „carte blanche“ für das Wohlwollen des Publikums zu verschaffen, finde ich unsäglich. Zu hören war dann eine weder schöne noch interessante Stimme und schon gar nichts von Belcantogesang wie Trillern, Ornamenten, Pianissimo, messa di voce oder brillanten Spitzentönen. Von Bühnenpräsenz keine Spur, sie sang die Partie nicht frei, sondern klammerte sich ständig mit Augen und Händen (zum Umblättern) an die Partitur. Ihrer Leistung „ebenbürtig“ war der junge Bariton Dario Solari mit stumpfer uninteressanter Stimme. Schade, die Baritonpartie ist in dieser Oper bedeutend.

Die mit Abstand beste stilistische Leistung erbrachte José Bros. Wie ich der Literatur entnahm, schrieb Donizetti dem Tenor etliche hohe C und D in die Partie – davon ließ er leider kein einziges vernehmen. David Parry dirigierte Orchester und Chor mit zackig-rhythmischem Gestus, und so klangen sie auch über weite Strecken.

Ich möchte die Aufführung nicht als grottenschlecht bezeichnen. Immerhin wirkte ein als „Startenor“ anerkannter Künstler mit, und die London Philharmonic gelten als Spitzenorchester. Eben nur sehr mäßig/durchschnittlich und meiner Meinung nach nicht geeignet, der Oper zu einem neuen „Durchbruch“ zu verhelfen.

Anlass des Konzertes war die vorher erfolgte Studio-Einspielung des Werkes durch OperaRara mit identischer Besetzung. Möglich, dass die CD besser klingt, man kann ja heute mit technischen Mitteln sehr viel „mogeln“. Trotzdem halte ich diese CD nicht für habenswert, auch angesichts der Hochpreispolitik von OperaRara.

Ich habe zwei Live-Mitschnitte, auf denen die Protagonistin mit zwei exquisiten Sopranistinnen - Montserrat Caballé und Mariella Devia - besetzt ist. Schon deswegen vorzuziehen, außerdem ist Zancanaro der Partner von Devia.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es kaum mehr als eine Handvoll von Aufführungen der Parisina. Laut CLOR discography und anderen Quellen sind folgende Live-Mitschnitte dokumentiert:

1964/Siena: Bruno Rigacci – Marcella Pobbe/Renato Cioni/Giulio Fioraventi
1974/N.Y.: Eve Queler - Caballé/Jérome Pruett/Quilico (nur Caballé ist gut)
1990/Florenz: Bartoletti – Devia/Gonzales/Zancanaro (Tenor furchtbar!)
1997/Lugo: Carignani – Sonia Dorigo/Amadeo Moretti/C.C. Caruso
1997/Lugano: E.Plasson - Pendatchanska/Amadeo Moretti/de Andrès

Auf den mir vorliegenden Mitschnitten ist die Ouverture verkürzt; OperaRara bringt sie vollständig.

Dieter (Frankfurt a. M.)

8. Dezember 2008

Gioacchino qua! Gioachino là! - Rossinis Vorname

Abb.: NYPL Digital Gallery





Gioacchino oder Gioachino – welche Schreibweise ist denn nun die richtige? Beide sind richtig! Und es gibt für Rossinis Vornamen noch weitere – heute nicht mehr gebräuchliche - Varianten.










Getauft wurde Rossini auf die Namen „Giovacchino Antonio“, und diese Schreibweise findet man auf alten Theaterplakaten, Porträts von Rossini und Büchern.






Abb.re.: esg


Im Laufe der Zeit ist dann das „v“ abhanden gekommen, und die auch heute allgemein übliche Schreibweise dieses italienischen Vornamens wurde „Gioacchino“. Wie zahlreiche Autographen belegen, hat Rossini selbst seinen Vornamen allerdings überwiegend – insbesondere in seinen späteren Jahren – als „Gioachino“ geschrieben, hier als Beispiel eine Auszahlungsquittung aus dem Jahre 1860:


Abb.: Der neue Merker - Bildergalerie - Rossini

Für diese von Rossini persönlich bevorzugte Schreibweise haben sich nicht nur beispielsweise sein Verleger Ricordi, der Reclam-Opernführer von 1957 und die Rossini-Biografen Herbert Weinstock (1968) und Richard Osborne (1986) entschieden, sondern auch das Rossini Opera Festival und die Fondazione Rossini in Pesaro, das Festival "Rossini in Wildbad" und die Deutsche Rossini Gesellschaft.

Als Rossini sich im Jahre 1866 an Papst Pius IX. mit dem Ersuchen wandte, den Gebrauch von Frauenstimmen im Kirchengesang zu genehmigen, unterzeichnete er allerdings sein ins Lateinische übersetztes Schreiben mit „Ioachim Rossini“:



Abb.: Archiv des Vatikan
- Bild zum Vergrößern anklicken -




“Ioachim“ ist die lateinische Form des hebräischen Namens Yohaqim/Jojakim /Jojachin, unverkennbar der Ursprung auch des deutschsprachigen Vornamens Joachim und zahlreicher ähnlicher Vornamen in den verschiedensten Sprachen. Und in deutschen Landen bekam Rossini auch den Vornamen “Joachim”, wie beispielsweise dieses Theaterplakat aus Braunschweig aus dem Jahr 1828 belegt (auffallend ist, dass der Name des Übersetzers fett gedruckt ist und damit seinerzeit wohl wichtiger war als der Name des Komponisten, also nicht: prima la musica, poi le parole?- aber das wäre ein anderes Thema):


Abb.: rf

Und noch eine Variante – ebenfalls aus dem deutschsprachigen Raum - gibt es: “Gioachimo”, - zu finden beispielsweise bei Sittard, Josef: „Gioachimo Antonio Rossini“ (In der Reihe: Sammlung musikalischer Vorträge - Leipzig, Breitkopf, 1882), in einem Opernführer aus dem Jahre 1913, aber überraschenderweise auch im Jahresbericht Theater Basel 2004/05.pdf (S.5).
Das vielleicht schönste Beispiel findet sich im Faksimile-Nachdruck des Buchs von Stendhal / Amadeus Wendt „Rossini’s Leben und Treiben“ aus dem Jahr 1824 (erschienen 2003 als Band 5 der Schriftenreihe der Deutschen Rossini Gesellschaft e.V.):
Gioachimo (Joachim) Rossini wurde am 29. Febr. 1792 zu Pesaro, einem niedlichen Städtchen des Kirchenstaates am Meerbusen von Venedig geboren….“.








Es ist also so ziemlich alles möglich, - nur nicht „Giacomo“, ein Lapsus, den man leider immer wieder zu lesen bekommt. Als ich vor Jahren gar eine Rezension über Puccinis "Barbier von Sevilla" las, konnte ich mir eine sarkastische Mail an den Verfasser über diese aufregende Neuigkeit allerdings dann doch nicht verkneifen.
Abb.: esg

3. Dezember 2008

Kleine Geschichten rund ums Opernpublikum

In diesem Beitrag geht es – ich muss es vorweg sagen - nicht um Belcanto-Oper, nicht einmal vorrangig um das Geschehen auf der Bühne, sondern sozusagen um die andere Seite.

Was wäre die Oper ohne ihr Publikum und dessen Reaktionen? Ich meine jetzt nicht die Bravo-, Brava-(etc.)Rufe und auch nicht die Buhstürme, sondern die kleinen Begebenheiten am Rande, die die Erinnerung an bestimmte Vorstellungen würzen und von denen ich einige erzählen möchte.

Vor vielen Jahren in einer Aufführung von Verdis „Otello“: Neben mir sitzt ein etwa 12 Jahre altes Mädchen und verfolgt gebannt das Geschehen auf der Bühne. Vierter Akt – Desdemona legt sich nach dem Ave Maria ins Bett – , da flüstert mir das Mädchen zu: „ Die hat sich gar nicht abgeschminkt“.

Eine Aufführung von Verdis „Un ballo in maschera“: In die Schluss-Szene des Tenors mit den zahlreichen Addios tönt es deutlich vernehmbar von einer der Beleuchterbrücken: „Nun stirb doch endlich! Ich will nach Hause!“.

Ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums bei „Le Grand Macabre“ von Ligeti: Als jemand auf der Bühne fragt, wie spät es sei, kommt die Antwort aus allen Ecken des Hauses. – Es wurde die Erstfassung der Oper gespielt: Die „Ouvertüre“ war ein Stück für Autohupen; als nach der Pause im Vorspiel zum nächsten Akt Fahrradklingeln ertönten, kamen aus dem Publikum Zwischenrufe wie: „Wir wollen wieder die Autohupen“, – vielleicht war es aber auch umgekehrt, ich meine das mit den Klingeln und den Hupen.

Voraufführung der „Zauberflöte“ 1982 in der Inszenierung von Achim Freyer: Die drei Knaben, die in Handwerkerkluft gewandet als eine Art Reparaturtrupp eingreifen, wenn es brenzlig wird, bringen Pamina gute Nachricht und haben zum fröhlichen Tänzeln Flachmänner in den Händen. Heftige lautstarke Zwischenrufe aus dem Publikum: „Kinder und Alkohol! Unverantwortlich!“. Ab der Premiere waren es dann Kakaotüten (die sind inzwischen aber auch verschwunden).

“Cendrillon“ von Massenet am Theater Lübeck: Nach der bejubelten Koloraturarie der Fee verkündet das kleine Mädchen neben mir voller Stolz: „Das ist meine Mama!“

“Der Freischütz“ in der Hamburgischen Staatsoper in der Inszenierung von Peter Konwitschny: Bei der Szene in der Wolfsschlucht ein Zwischenruf vom 4. Rang: „Jetzt brauch ich nicht mehr auf den Dom zu gehen“ (Erläuterung für Nichtnorddeutsche: Der Hamburger Dom ist der dreimal jährlich stattfindende große Jahrmarkt auf dem Heiligengeistfeld). Ein weiterer Zwischenruf dieses Herrn im 4. Rang hat übrigens eine kleine szenische Änderung bewirkt: Der Eremit tritt in dieser Inszenierung nicht erst im letzten Bild auf, sondern schaut sich – gekleidet wie ein normaler Opernbesucher - die ganze Vorstellung von der 1. Reihe aus an und mischt sich dann auch ein, indem er die bewussten weißen Rosen – laut Bravo rufend – auf die Bühne schleudert. Ursprünglich und damit auch in dieser Vorstellung geschah dies nach der ersten Arie des Ännchen. Nach der wundervoll gesungenen Arie der Agathe tönt es vom 4. Rang: „Jetzt hättest du deine Blumen werfen sollen“, - seitdem kommt der Blumenwurf nach dem Duett der beiden Damen, was beweist: Peter Konwitschny hört auf sein Publikum!

Premiere der „Frau ohne Schatten“ in der Hamburgischen Staatsoper: In die leise verklingenden letzten Takte eines langen Abends tönt von oben ein lautstarkes „Gott sei Dank!“. Berichtet wird über einen Besucher im Parkett, der heftig buhte und dafür von seinem Hintermann einen Schlag auf den Kopf bekam - mit dem dicken Programmheft!

Ein Mitglied der Deutschen Rossini Gesellschaft berichtete aus Pesaro: In der Pause der Aufführung von „La Cenerentola“ mit Kasarova in der Titelpartie fragt eine Besucherin: „Warum singt die Sängerin so tief?“ – „Weil Rossini das so komponiert hat“ – „Und warum hat er das so gemacht?“ – „Das müssen Sie schon den Komponisten fragen“ – „Ach, ist der auch hier?“.

Und die Oper gewinnt neues Publikum, - daran sind Tourneeproduktionen in Arenen und der bewusste Telekom-Werbespot im Fernsehen vielleicht doch auch etwas beteiligt. Dass die Jugend ihre Begeisterung auch in der Oper durch Pfiffe zum Ausdruck bringt, ist ja nicht mehr neu. Etwas ungewöhnlich – jedenfalls im Opernhaus - dürfte aber das Verhalten des jungen Mannes sein, der in einer Aufführung von „Carmen“ neben mir saß: Als das Vorspiel einsetzte, riss es ihn vom Sitz und er klatschte im Rhythmus laut mit, - allerdings nicht lange, und von da an war er ein aufmerksamer stiller Zuhörer. Und neulich bei der „Turandot“ im Pausengespräch einer Gruppe Jugendlicher: „Das Lied aus der Werbung kommt jetzt gleich“.

Und dass Oper zum aktiven Wortschatz auch schon von Schulkindern gehört, zeigt diese kleine Begebenheit in der U-Bahn: Mittagszeit, die Schule ist aus, und die Schulkinder vertreiben sich die Zeit mit Aufsagen von Reimen zu rhythmischem Händeabklatschen. Auf einmal höre ich: "Dann kommt ein Opernsänger, da dauert's immer länger"!

Eine besondere Publikums-Spezies wird im Beitrag Frühklatscher gewürdigt.

Ich wünsche allen Lesern und Leserinnen eine schöne Adventszeit!

25. November 2008

Oper live - Videos im Internet




Es muss nicht immer nur YouTube sein. Auch Opernhäuser nutzen zunehmend das Internet, wo man jetzt sogar auch Videos von kompletten Inszenierungen erleben kann:

Kostenlos anzusehen – und auch im Vollbild in guter Qualität – sind zur Zeit:

Mozart, Don Giovanni – ROH Covent Garden London
Aufführung vom 8. September 2008
http://www.roh.org.uk/video/index.html?bcpid=1733261711&bclid=1780606125&bctid=18
– englische Untertitel sind zuschaltbar


Janacek, Das schlaue Füchslein – Opéra National de Paris
Aufführung vom 4. November 2008 (bis 31. Dezember 2008)http://www.operadeparis.fr/Accueil/Actualite.asp?id=726
– wahlweise mit französischen oder englischen Untertiteln

Wer von weiteren Videos von kompletten Opern im Internet weiß, den bitte ich herzlich um einen Hinweis , - entweder in einem Kommentar zu diesem Post oder per E-Mail.

Im Auge behalten sollte man die Seite von http://www.myclassicworld.com/, auf der bisher „Salome“ aus Aachen und „La Périchole“ aus Dresden kostenlos gezeigt wurden; für das Frühjahr ist eine Übertragung aus einem – namentlich noch nicht genannten - deutschen Opernhaus angekündigt.

Als – allerdings kostenpflichtiges – Video soll es auf der Seite von www.classiclive.com demnächst die Neuinszenierung der „Zauberflöte“ aus dem Theater am Goetheplatz in Bremen geben; Premiere ist dort am 30. November.


Video-Clips von ihren aktuellen Inszenierungen bieten jetzt fast alle Opernhäuser auf ihren Internetseiten. Auf der Seite von http://www.theater-tv.com/ kann man sich einen guten Eindruck von Inszenierungen folgender deutscher Opernhäuser verschaffen (die Links führen nicht zu den Seiten der Opernhäuser, sondern zu den jeweiligen Videos von theater-tv):

Staatsoper Hamburg
Theater Bremen
Staatsoper Hannover
Staatstheater Braunschweig
Theater für Niedersachsen
Nationaltheater Weimar
Oper Leipzig
Semperoper Dresden
Theater Dortmund
Theater Erfurt

13. November 2008

Javier Camarena und Charles Castronovo - Zwei Belcanto-Tenöre zu Gast in Hamburg

Es war schon eine etwas seltsame Veranstaltung – das von Marko Letonja dirigierte Konzert der Hamburger Symphoniker „Die Kunst des Belcanto“ am 6. November 2008 im Großen Saal der Laeiszhalle in Hamburg, zu dem als Solisten Jane Archibald (Sopran), Javier Camarena (Tenor) und Christoph Hartmann (Oboe) aufgeboten waren.

Zur Einstimmung war auf der Internetseite der Hamburger Symphoniker in schön gesetzten Worten zu lesen:

“Belcanto bedeutet ‚Schöngesang’ und dann wieder auch nicht. Belcanto ist Repertoire. Belcanto ist aber auch eine Technik, eine Attitüde. Belcanto ist eine geheimnisvolle Welt, die nach Zitronen duftet und so faszinierend schimmert, wie das Wasser in den Grotten der Amalfiküste, eine Welt, die wie der Ruf "Bravo" klingt und wie ein hohes C oder ein noch höheres Es. All das entdecken Sie an diesem Abend zusammen mit den fabelhaften Künstlern, die wir Ihnen präsentieren.“

So blumig und fabelhaft war die Realität dann allerdings nicht. Die Moderation durch Hans-Jürgen Schatz entpuppte sich als Verlesen längerer belehrender Texte, die eher ins Programmheft gehört hätten, in dem aber außer Biographien der Mitwirkenden überhaupt nichts zum Nachlesen stand. Aber vielleicht benötigt das belcantoentwöhnte und auch nicht sehr zahlreich erschienene Hamburger Publikum einen solchen persönlichen Wegweiser durch terra incognita.

Auf dem Programm standen populäre Arien und Duette von Händel, Rossini, Donizetti, Bellini und – etwas überraschend - auch von Verdi (Duett aus„Rigoletto“), - also Belcanto im doch eher allgemeineren Sinne. Den Gesangsdarbietungen der Sopranistin Jane Archibald fehlte leider so ziemlich alles, was Belcantogesang ausmacht, - da gab es keine messa di voce, kein echtes Legato, keine Auszierungen durch Appoggiaturen und Fiorituren, es reichte gerade mal zu den vorgeschriebenen Koloraturen. Mit den Regeln der Belcanto-Technik ist dagegen der Tenor Javier Camarena hörbar vertraut, der insbesondere mit der Arie des Ramiro aus Rossinis „La Cenerentola“ und der Arie des Tonio aus Donizettis „La Fille du Régiment“ begeisterte und die Duette dominierte, auch was die szenische Präsenz anbelangte.

Von ihm hätte man gerne mehr gehört, aber überraschenderweise bestritt der Oboist einen großen Teil des Programms mit drei Instrumentalstücken für Oboe und Orchester von Pasculli. Wer ist Pasculli? Nie gehört, ich jedenfalls nicht! Im Programmheft war übrigens – wie bei den anderen Komponisten auch - nicht einmal der Vorname angegeben, den und weitere Details erfuhr man erst durch Herrn Schatz und – da auf Mitschreiben nicht eingerichtet - musste man sich das dann zuhause irgendwo heraussuchen. Laut Wikipedia war Antonio Pasculli, geboren 1842, ein im ausgehenden 19. Jahrhundert in Italien sehr populärer Oboist, der Fantasien für Oboe über Themen aus Opern insbesondere von Bellini, Donizetti, Rossini und Verdi komponierte und aufführte.

Lohnend war der Abend wegen der Begegnung mit Javier Camarena, der - wie seine Biografie zeigt – bereits auf dem Weg nach ganz oben ist und den man hoffentlich auch bald einmal an der Hamburgischen Staatsoper erleben kann.

Hier ein Video mit der Arie des Ramiro aus "La Cenerentola" (Brüssel - Oktober 2008):




Die Hamburger Symphoniker waren auch das Orchester der Repertoireaufführung von Donizettis „L’elisir d’amore“ in der Hamburgischen Staatsoper am 31. Oktober 2008. Den Nemorino sang Charles Castronovo (Biografie). Ich hatte ihn bereits einmal im November 2005 als Alfredo in „La Traviata“ gehört, wovon mir aber – abgesehen von seiner attraktiven Erscheinung – nichts Besonderes in Erinnerung geblieben war. Diesmal aber war er wirklich großartig. Das Timbre ist zwar nicht einzigartig, aber seine Gesangstechnik ist Belcanto pur. Einen derart gekonnten Einsatz der voix mixte mit Crescendi und Decrescendi (messa di voce) habe ich lange nicht mehr - jedenfalls nicht in Hamburg - hören dürfen, was mich denn auch – und nicht nur mich! – zu Bravorufen hingerissen hat. Auch seine szenische Darstellung war ein großes Vergnügen.

Hier ein Video der Arie des Nemorino aus dem Jahre 2006 (Konzert in Moskau) - wenn auch noch etwas weniger ausgefeilt als in der Hamburger Vorstellung:



Anna Samuil, die als Adina eingesprungen war, dürfte diesem Repertoire schon fast entwachsen sein, so sehr scheint sich die Stimme verändert zu haben. Ich hatte sie im November 2006 bereits einmal in dieser Partie gehört und war begeistert. Diesmal tat ihr Gesang fast weh, – zu laut und zu hart und zu ungenau im Tonansatz, aber als sie nach der Pause die Stimme etwas zurücknahm, konnte ich mich doch wieder an Verzierungen erfreuen, die an die frühere Aufführung erinnerten. Die Solisten aus dem Hamburger Ensemble – Tigran Martirossian als Dulcamara und Moritz Gogg als Belcore - boten Einsatz, Spielfreude und soliden Gesang. Das Dirigat von Florian Csizmadia bewies eine eingehende Beschäftigung mit der Partitur und sorgfältige Probenarbeit, - abgesehen von einigen für meinen Geschmack zu lauten Tutti hat alles gestimmt: Tempi, Freiraum für die Sänger und Balance der Instrumente, wunderbar waren viele Streicherpassagen, - es war ein „beschwingter“ Abend.

12. November 2008

ROF Pesaro aktuell


ROF im November 2008:

Unsere Freunde von der Japanischen Rossinigesellschaft, von denen Sommer für Sommer immer einige die weite Reise nach Pesaro unternehmen, haben einen besonderen Grund zur Freude: Maestro Alberto Zedda ist für die Zeit vom 15. bis 23. November 2008 u. a. mit zwei Produktionen des Rossini Opera Festivals - „Otello“ und „Maometto II“ – und mit erstklassigen Besetzungen in Japan und dirigiert dort auch („Maometto II“). Die Einzelheiten sind hier auf der Internetseite des ROF nachzulesen.Aus Japan hier ein Bericht. Auf der Seite http://www.japantimes.co.jp/ werden wohl auch Berichte über die Aufführungen zu finden sein, - mit dem Stichwort „Rossini“ sind über die Suchfunktion bereits jetzt diverse aktuelle Artikel zu finden.

ROF im August 2009:

Das ROF hat im Internet die für die stagione-2009 vorgesehenen Besetzungen veröffentlicht.

6. November 2008

Neu auf CD und DVD (Teil 1)


CD Joyce DiDonato
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Händel-Arien aus Xerxes, Teseo, Giulio Cesare, Admeto, Hercules, Imeneo, Ariodante und Amadigi
Ausführliches Video zur CD „Furore“ bei
http://www.youtube.com/watch?v=T_KAnTzIRNE
CD Robert Crowe
Growe-CD

Der Amerikaner Robert Crowe gehört zu den ganz wenigen "Male Sopranos", die an die Aufführungspraxis des Barock anknüpfen, als es Frauen gänzlich untersagt war, in Kirchenräumen singend ihre Stimme zu erheben…..

http://www.br-online.de/bayern4klassik/cd-tipps/klassik-cd-carissimi-motetten-robert-crowe-ID1208268327709.xml
s. auch http://www.robertcrowe.com/

Gluck - Orphée et Euridice - Radio Canada 1961
Gluck - Orphée et Euridice - Radio Canada 1961
Mayr - David in spelunca Engaddi
Mayr - David in spelunca Engaddi
Pacini - Alessandro nell'Indie
Pacini - Alessandro nell'Indie
Florez CD
Arien & Duette von Bellini, Donizetti, Rossini
Juan Diego Florez, Anna Netrebko, Mariusz Kwiecien, Patricia Ciofi
Comunitat Valenciana Orchestra, Daniel Oren


kermes

Der Mozart-Zeitgenosse Joseph Martin Kraus wird längst nicht mehr als »Kleinmeister« gehandelt. Dass seine faszinierenden Solodramen en miniature aber bislang kaum beachtet wurden, dürfte seinen Grund in den halsbrecherischen Schwierigkeiten haben, mit denen Kraus diese Werke nur so gespickt hat. Er komponierte sie nämlich in seiner Eigenschaft als schwedischer Hofkomponist für die dortige Primadonna Fru Augusti, deren Stärke atemberaubende Koloraturen in Schwindel erregender Höhe waren. Simone Kermes steht ihrer berühmten Vorgängerin dabei in nichts nach. Ihre Virtuosität und Musikalität machen aus diesen vergessenen Kantaten musikalische Juwelen. (Textübernahme von jpc)

Turco Pesaro

CD: Rossini "Il turco in Italia"
(Pesaro 2007)

tell




italiana

DVD: Rossini
"L'italiana in Algeri"
(Aix-en-Provence 2006)

opera fanatic


DVD: OPERA FANATIC - A film by Jan Schmidt-Garre Featuring: Anita Cerquetti, Iris Adami Corradetti, Leyla Gencer, Fedora Barbieri, Marcella Pobbe, Giulietta Simionato, Magda Olivero, Carla Gavazzi, Gina Cigna, Gigliola Frazzoni, - Stefan Zucker

"We are living in an era of Barbie doll opera singers who look good and move well but lack expressiveness. What we need are singers with hair under their arms." (Stefan Zucker)


Bianca e Fernando

CD: Bellini "Bianca e Fernando"
Live-Mitschnitt vom Bellini-Festival
Catania 1991 - mit Gregory Kunde



inganno

CD: Rossini "L'inganno felice"
(Bad Wildbad 1. Juli 2005)




donna

CD: Rossini "La donna del lago"
(Bad Wildbad, November 2006)


gazza

DVD: Rossini "La gazza ladra"
(Pesaro 2007)




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"La Cenerentola" von den
Salzburger Festspielen 1988

Nicht neu, aber eine schöne Erinnerung an die
"Cenerentola" in Bremen in der Inszenierung von Michael Hampe





camb Cambiale CD

DVD / CD: Rossini
"La cambiale di matrimonio"
(
Pesaro 2006)

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CD: Max Emanuel Cencic singt Rossini-Arien
Mehr zur CD im Forum Opéra

Angriff der Unkastrierten
Von Kai Luehrs-Kaiser
Die Stimme des Countertenors Max Emanuel Cencic wird selbst von Stimmkennern für die einer Frau gehalten. Auf seinem neuen Solo-Album mit Rossini-Arien versucht er, Männerrollen zurückzuerobern, die sonst wirklich mit Damen besetzt werden…
... mehr unter www.spiegel.de/kultur

Hier ein Videolink zu Youtube:
Max Emanuel Cencic singt die Arie des Arsace aus “Semiramide”



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DVD: Rossini, La pietra del paragone (Paris 2007)
mehr in MusicWeb INTERNATIONAL





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Madrid 2007:
Dirigiert von Alberto Zedda -
Inszenierung von Pizzi aus Pesaro

Sämtliche CD/DVD-Tipps sind unter der Rubrik CD/DVD zu finden

Ein umfassendes Angebot an Opern auf CD und DVD - auch mit Hörproben - gibt es bei http://www.jpc.de/

5. November 2008

Nicht nur Primadonnen-Theater - Aspekte einer Opernreise nach Wien

Warum reist der Opernliebhaber nach Wien? Ein Grund ist natürlich die Wiener Staatsoper, um dort internationale Stars einmal live zu erleben, die man am heimatlichen Opernhaus nicht zu hören bekommt und nur aus Funk und Fernsehen kennt.

So erlebten wir in der Staatsoper zwei Primadonnen, die sich „standesgemäß“ selbst inszenierten, - zum einen Renée Fleming rollenangemessen kapriziös als Capriccio-Gräfin, zum anderen völlig rollenunangemessen mit gekünsteltem Gehabe Angela Gheorghiu als tief dekolletiertes Gretchen mit Ehemann Roberto Alagna als Faust in einer Nicht-Inszenierung (rudimentär wegen Todes des Bühnenbildners und Erkrankung des Regisseurs). Frau Gheorghiu musste natürlich auch beweisen, dass sie bestimmt, wieviel sie zu singen hat, und leider hat sich die Intendanz dem gebeugt. Da legt Bertrand de Billy im Programmheft in seinem Beitrag "Kürzer ist meist nicht besser" u.a. ausführlich dar, warum es eine schlimme Tradition sei, die erste Szene des 4. Aktes - Gretchen am Spinnrad - zu eliminieren, und im Anschluss an den Beitrag ist dann eine Anmerkung abgedruckt: "Die Neuproduktion von Gounods Faust an der Wiener Staatsoper wurde in der vollständigen Form geprobt und einstudiert. Auf Wunsch der Sängerin der Marguerite wird in der Premierenserie das 1. Bild des IV. Aktes jedoch nicht gespielt werden. In den späteren Vorstellung wird dies wieder stattfinden. Die Direktion". Wer diese Premierensängerin ist, ist aufgrund der Besetzungsangaben bei den Fotos im Programmheft auch künftig nachlesbar, - schön, dass sich die Direktion nicht mit einem Einlagezettel begnügt hat!

Eine ungekürzte Fassung und intensives Musiktheater mit Singschauspielern im Totaleinsatz gab es dagegen bei der Aufführung der „Pique Dame“ von Tschaikowsky in einer Inszenierung von Vera Nemirova und unter der spannungsvollen musikalischen Leitung von Seji Ozawa. Insbesondere die Szene zwischen Hermann (Neil Shicoff) und Gräfin (Anja Silja) ging unter die Haut, ein Meisterstück sowohl der Personenregie als auch der Darstellungskunst.

Aber es gibt – und das war für mich persönlich der wichtigere Teil der Reise – in Wien noch ein weiteres bedeutendes Opernhaus: Das Theater an der Wien, - mit einem Spielplan und Besetzungen, die das Herz höher schlagen lassen. Während unseres Aufenthalts liefen die „Barocken Festtage“ mit so ziemlich allem, was in diesem Musik-Genre Rang und Namen hat. Wir konnten leider nur zwei Vorstellungen besuchen, das Konzert von Max Emanuel Cencic und eine Aufführung von Glucks „Orfeo ed Euridice“.

Das Konzert von Max Emanuel Cencic stand unter dem Motto „Farinelli & Friends“ mit Arien von Riccardo Broschi, Nicola Antonio Porpora, Niccolò Jommelli und Georg Friedrich Händel und Zugaben von Händel und Giuseppe Selitto. Eigentlich mag ich solche „Potpourri“-Veranstaltungen mit aus dem Zusammenhang gerissenen Arien nicht besonders, - es gelingt dabei zu selten, einen Spannungsbogen aufzubauen, der die ständigen Unterbrechungen durch Applaus und Abgänge übersteht, und ohne inspirierte Begleitung des Solisten geht es schon gar nicht. Die konnte das eher akademisch korrekt spielende Instrumentalensemble „I virtuosi delle muse“ unter Stefano Molardi leider nicht bieten, so dass die zwischen den Arien-Gruppen gespielten Ouvertüren und ein Concerto grosso von Vivaldi denn auch nicht viel Freude bereiteten. Äußerst schade für Cencic, der stilsicher und schönstimmig sang, bei elegischen Stücken große Bögen spann und Koloraturkaskaden gekonnt ins Publikum schleuderte. Ich kann nur hoffen, bald Gelegenheit zu haben, ihn in einer Bühnenproduktion zu erleben.

Die zweite Zugabe – eine Arie von Giuseppe Selitto - hier als Video von YouTube:



Das große Ereignis wurde „Orfeo ed Euridice“. Es wurde die Wiener Fassung gespielt, bei deren Uraufführung 1762 der Orfeo von einem Altkastraten gesungen wurde. Die Fassung für Parma 1769 hat Gluck dann für einen Soprankastraten umgeschrieben und für Paris, wo Kastraten verpönt waren, 1774 eine teilweise neue Fassung des Werks erstellt und die Partie des Orphée für einen Haute-Contre – einen hohen französischen Tenor – umgearbeitet und um eine neue Bravour-Ariette am Ende des ersten Aktes erweitert. In der Folgezeit war dann bekanntlich die Rolle des Orfeo der italienischen Fassung eine Domäne der Altistinnen bzw. Mezzosoprane, in Deutschland entwickelte sich aber auch eine gewisse Tradition, die Rolle des Orfeo eine Oktave tiefer von einem Bariton singen zu lassen, um die Partie mit einem Mann besetzen zu können; auf die Gesamtaufnahme mit Fischer-Dieskau sei verwiesen, in Hamburg habe ich noch 1980 Tom Krause als Orfeo gehört. Da der Orfeo – anders als später dann eine Reihe männlicher Partien in Rossinis opere serie - keine genuine Hosenrolle für eine Altistin ist, ist die heute mögliche Besetzung mit einem Countertenor m. E. die rollendeckendste Alternative, was die Wiener Aufführung voll bestätigt hat.

Im Theater an der Wien verkörperte Bejun Mehta mit seinem durchaus männlich klingenden Alt und seiner großen Bühnenpräsenz einen herausragenden Orfeo. Trauer und Freude vermochte er ungekünstelt zu vermitteln, maßvoll eingestreute Verzierungen wirkten nicht als aufgesetzte Mätzchen. Stimmlich harmonierte er hervorragend mit dem warmen Sopran von Miah Persson als Euridice und dem zwitschernden Amor von Sunhae Im. Zusammen mit dem Arnold Schoenberg Chor und dem Freiburger Barockorchester unter der musikalischen Leitung von René Jacobs gelang eine lebendige und packende Darbietung, die deutlich machte, was Gluck mit dieser Reformoper vermitteln wollte: Musik für die Seele!


Hier nun – YouTube sei wieder Dank - Bejun Mehta im Theater an der Wien mit „Che farò senza Euridice“:





Aber nicht nur die musikalische Ausführung begeisterte, sondern auch die Inszenierung von Stephen Lawless im Bühnenbild von Benoit Dugardyn, von der dieser Probenmitschnitt einen kleinen Eindruck geben kann. Auf der Bühne steht als Halbrund eine Nachbildung des Musikvereinssaales , durch dessen Türen blauer Himmel zu sehen ist. Es ist der Tag der Hochzeit von Orfeo und Euridice, die Gäste erscheinen, und dann kommt die Nachricht vom Tod Euridices, die im Hochzeitskleid hereingetragen und im Klavier bestattet wird. Das Elysium ist ein Blumenhain, ein Haufen aufgeschichteter Instrumentenkoffer stellt den Hades dar. Nachdem Amor für das Happy-End gesorgt hat, wird die Hochzeitsfeier fortgesetzt, - vielleicht war ja alles auch nur ein Albtraum Orfeos? Solisten und Chor sind in einer durchchoreographierten Personenregie (Bewegungsregie: Lynne Hockney) fast ständig in Bewegung, punktgenau zur Musik und oft auch tänzelnd.

Es war ein bewegender und beglückender Abend.

(Besuchte Vorstellungen vom 12. bis 16. Oktober 2008)

3. November 2008

Rossini ist umgezogen!

Nun ist es also passiert: Rossini musste sein lauschiges Plätzchen im Kurpark von Bad Wildbad mit Blick auf das Kurtheater verlassen und steht nun zentral auf dem eingefassten Quelltopf gegenüber dem Palais Thermal. Dagmar hat das "Ereignis" im Bild links festgehalten.

Und die lokale Presse berichtet:

Denkmal-an-einst-geplanten-Standort-versetzt

Feierliche Einweihung - Gruppenbild mit Rossini






Nächsten Sommer werden wir ihm dann also weniger diskret zur Begrüßung und zum Abschied das nackte Bäuchlein tätscheln können…


(Foto: PZ)

Erbauliches-am-Kurtheater-_ :
Es tut sich wieder etwas am Wildbader Kurtheater. Nach längerer Pause gehen die Arbeiten nun in die nächste Runde: Die beiden Anbauten für Wintergarten und Sanitär-Räume werden in Angriff genommen…

19. September 2008

Fundsache: So kann man es auch ausdrücken...

…wenn man – angeregt durch den Mafia-Club aus Billy Wilders Film Some Like it Hot und andere speisende Filmstars - ein „Kochbuch für die Freunde der italienischen Oper“ verfasst: dann ist Luciano Pavarotti ein „Heldentenor“ und „gründete“ 1990 „zusammen mit José Carreras und Placido Domingo das Gesangstrio ‚Die drei Tenöre’“.

10. September 2008

Siegmund aus der Masterclass

Ein Blick zurück auf das Festival „Rossini in Wildbad“ 2002. Wer damals beim Abschlusskonzert der Masterclass von William Matteuzzi dabei war, wird sich erinnern: etwas im Rahmen des Festivals „Unerhörtes“ stand auf dem Programm – Richard Wagner! Ein junger Tenor aus Neuseeland sang Winterstürme wichen dem Wonnemond aus der „Walküre“ und gewann damit einen Förderpreis. Nun gab Andrew Sritheran am 7. September 2008 bei der – zu Recht - umjubelten Walküren-Premiere in Lübeck sein Rollen-Debüt und sang einen höchst bemerkenswerten Siegmund.

Die Masterclass 2002 scheint ein guter Jahrgang gewesen zu sein: Der Tenor Roberto De Biasio singt jetzt an diversen italienischen Opernhäusern.

Weitere Infos zu den beiden Sängern im Beitrag Junge-Karrieren-Karrierestart

3. September 2008

Von Bad Wildbad an die Scala!


Bad Wildbad scheint ein guter Ort für einen Start in eine internationale Karriere zu sein - insbesondere für Tenöre.

Nachdem Pavol Breslik (s. Junge-Karrieren-Karrierestart) den Sprung auf die großen Bühnen der Opernwelt geschafft hat und demnächst sein Debüt an der Met geben wird, ist auch Michael Spyres – in Bad Wildbad dieses Jahr Rossinis Otello und letztes Jahr Alberto in Rossinis „La gazzetta“ – auf dem Weg zu einer internationalen Karriere: ab der kommenden Spielzeit ist er nicht nur – wie bereits berichtet – Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin, sondern wird im April 2009 auch sein Debüt als Belfiore in Rossinis „Il viaggio a Reims“ an der Mailänder Scala geben. Weitere Einzelheiten auf der Internetseite Michael Spyres – Biographie mit diversen Videos und Audioaufnahmen.

Video: Michael Spyres - Otello

Junge Karrieren - Karrierestart in Bad Wildbad und Pesaro

Masterclass Raul Giménez (Bad Wildbad 2007)

Aktualisiert am 10. September 2008

Bei Rossini in Wildbad haben wir schon einige vielversprechende junge Sänger und Sängerinnen kennen gelernt, - was ist aus ihnen geworden? Hier einige aktuelle Biographien aus dem Internet, zeitlich geordnet nach dem Jahr des ersten Auftritts:
ROF Pesaro (Accademia Rossiniana)
"Il viaggio a Reims" 2001 - 2007

Belcanto-Oper in Hamburg - Ein Trauerspiel


Der Festspielsommer ist vorbei – Zeit für eine Vorschau auf die kommende Saison an der Hamburgischen Staatsoper, vorrangig aus der Sicht einer Rossini- und Belcantobegeisterten.

Belcanto-Opern in Hamburg? Leider weiterhin Fehlanzeige! Es sind jetzt sogar noch weniger als letzte Spielzeit, die mit sechs Strauss-Opern (davon drei als Premieren bei insgesamt fünf Opernpremieren!) völlig unausgewogen war. Nachdem nun Rossinis „Il turco in Italia“ in der wunderbaren Inszenierung von Christoph Loy nicht mehr auf dem Spielplan steht, gibt es in Hamburg nur noch:

- „Il barbiere di Siviglia“ von Rossini in einer zeitlosen Inszenierung von Gilbert Deflo aus dem Jahr 1976, - auch nach 36 im Laufe der letzten Jahrzehnte besuchten Vorstellungen immer noch gern gesehen, aber nur bei einer interessanten neuen Besetzung noch attraktiv genug;

- „L’elisir d’amore“ von Donizetti, ebenfalls in einer Uralt-Inszenierung aus dem Jahr 1977; „Inszenierung und Bühnenbild nach Jean-Pierre Ponnelle“ bedeutet in der Realität , dass dem Publikum seit Jahren nur noch ein Einheitsbühnenbild ohne Szenenwechsel geboten wird, ein Ärgernis für all diejenigen, die noch die Inszenierung in ihrer ursprünglichen Gestalt mit Heuwagen etc. kennen;

- Als Inszenierung aus neuerer Zeit steht nur „La Fille du Régiment“ von Donizetti aus dem Jahr 2006 auf dem Spielplan, eine liebenswerte und witzige Inszenierung von Alexander von Pfeil.

Eine Oper von Bellini oder eine opera seria von Donizetti gibt es – abgesehen von der misslungenen und schnell wieder verschwundenen „Lucia di Lammermoor“ von 1998 - in Hamburg ohnehin nur noch dann, wenn Edita Gruberova das gerade im Repertoire hat, aber in Hamburg natürlich nur konzertant. Und opere serie von Rossini? Zuletzt in den 80er Jahren konzertante Aufführungen von „Semiramide“ und „Guglielmo Tell“.

Und was ist nun in der kommenden Spielzeit musikalisch zu erwarten?
Die Intendantin und Generalmusikdirektorin Frau Simone Young hat – wenn ich mich recht erinnere – zu Beginn ihrer Intendanz mit der Spielzeit 2005/2006 angekündigt, Opern komplett – also ohne die üblichen Striche – zu bieten. Dies scheint aber nur für die von ihr selbst dirigierten Werke zu gelten, - eine „Traviata“ ohne Striche war ein Genuss, eine ungekürzte „Frau ohne Schatten“ erschien endlos. Beim „Barbiere di Siviglia“ aber gab es auch in den vergangenen Spielzeiten wieder die besonders ärgerlichen Amputationen insbesondere beim Duett Almaviva-Figaro, in der Musikstunde und im Terzett Almaviva-Rosina-Figaro.

Dass es auch anders geht, zeigt ein Rückblick auf die 80er Jahre: Wenn Alberto Zedda dirigierte, kam man voll in den Genuss der von ihm editierten Fassung, lediglich die große Arie des Almaviva gab es nicht zu hören, da fehlten damals bekanntlich aber auch die hierzu fähigen Tenöre. Dass das heute glücklicherweise anders ist, scheint von den derzeit in Hamburg Verantwortlichen aber nicht zur Kenntnis genommen zu werden; denn selbst als in der vorletzten Spielzeit ein Almaviva-Sänger wie Antonino Siragusa zur Verfügung stand, war von der großen Arie „Cessa di più resistere“ nichts zu hören, - da machten sich Enttäuschung und Unmut breit unter den Besuchern, die wissen, was andernorts geboten wird und auch in Hamburg eigentlich selbstverständlich sein sollte und natürlich auch machbar wäre, - so hat Rockwell Blake 1998 diese Arie – wenn auch ohne Chor-Beteiligung – hier gesungen, und das war sensationell.

Die Auswahl der Dirigenten für die drei Belcanto-Opern erscheint recht ungewöhnlich. Namhafte Dirigenten oder gar belcantoerfahrene Spezialisten waren bereits in den beiden vergangenen Spielzeiten nicht mehr zu erleben, die Zeiten, in denen Alessandro De Marchi den Philharmonikern Rossini-Drive erfolgreich abforderte, sind wohl leider vorbei. Rossini und Donizetti scheinen vielmehr Experimentierfeld und Bewährungsprobe für dirigentischen Nachwuchs zu werden. Kommende Spielzeit sollen beim „Barbiere di Siviglia“ Alexander Winterson – Studienleiter an der Hamburgischen Staatsoper - , beim „Elisir d’amore“ und der „Fille du Régiment“ Florian Csizmadia – Chordirektor der Hamburgischen Staatsoper – am Pult stehen. Das können natürlich – und hoffentlich! - angenehme Überraschungen werden, ich möchte mir da kein Vorurteil erlauben, es zeigt aber, welchen Stellenwert dieses Repertoire in Hamburg hat, das zudem bei Überlastung der Philharmoniker auch gerne den Hamburger Symphonikern überlassen wird, - was beim „Turco in Italia“ vergangene Spielzeit übrigens m. E. keineswegs von Nachteil war.

Was die Besetzungen anbelangt, so können wir uns immerhin auf einige Vorstellungen des „Barbiere di Siviglia“ mit Lawrence Brownlee (hoffentlich mit der großen Arie!) und Silvia Tro Santafé – teils zusammen mit George Petean – freuen. Ansonsten wird aus dem Ensemble besetzt bzw. man kann auf Neuentdeckungen hoffen. Wie das letzte Spielzeit ausging, ist im unten stehenden Bericht von Hartmut nachzulesen.

In Sachen Belcanto-Oper müssen wir Hamburger uns also anderswo umhören und z. B. des öfteren nach Bremen fahren. Dort stehen kommende Spielzeit mit Rossinis „Maometto II“, Rossinis „La Cenerentola“ (WA) und Bellinis „Norma“ gleich drei Opern aus der Belcanto-Ära auf dem Spielplan, alle szenisch, dazu gibt es mit Wagners „Rienzi“ und Cavallis „La Didone“ noch zwei weitere Raritäten. Und es besteht die begründete Aussicht, dass es in den kommenden Spielzeiten so interessant weitergeht. Wie uns der Bremer Intendant Herr Frey anläßlich der Mitgliederversammlung der Deutschen Rossinigesellschaft, die dieses Jahr wegen der „Cenerentola“ in der Inszenierung von Michael Hampe in Bremen stattfand, mitteilte, wird es in Bremen in fünf aufeinander folgenden Spielzeiten jeweils die Premiere einer Rossini-Oper geben. Auch Bremerhaven bietet Interessantes: „Maria Stuarda“ von Donizetti.

Auch in Hamburg gibt es natürlich im übrigen Repertoire einige empfehlenswerte Höhepunkte:

Mit einer Barockoper kann man sich allerdings nicht über die Belcanto-Misere hinweg trösten. Dieses Repertoire ist nun völlig vom Spielplan verschwunden. Die letzte Produktion machte im Juli das Internationale Opernstudio in der kleinen Opera Stabile: „La Calisto“ von Cavalli, für mich ein Saisonhöhepunkt mit einer sehr unterhaltsamen Inszenierung und mit der wunderbaren Christiane Karg, die leider nicht als Ensemblemitglied in Hamburg bleibt, sondern nach Frankfurt geht.

Die Spielzeit beginnt mit Verdi-Wochen mit sieben Opern aus dem Repertoire (vom 6. September bis 12. Oktober). Der „Rigoletto“ wird das Hamburg-Debüt von Joseph Calleja bringen, Franz Grundheber soll wieder den Macbeth singen, Michele Pertusi *den Falstaff und in „Simon Boccanegra“ Mardi Byers die Amelia, - eine Sängerin, auf deren Hamburg-Debüt alle diejenigen gespannt sind, die sie in ihrer Lübecker Zeit dort als ausgezeichnete Adriana Lecouvreur und u.a. in „I masnadieri“ erlebt haben.

*Aktueller Hinweis (8.9.): Wegen Erkrankung von Michele Pertusi singt Roberto de Candia den Falstaff.

Besonders freue ich mich wieder auf Verdis „Don Carlos“ in der fünfaktigen französischen Fassung, für mich persönlich die wichtigste Inszenierung in meinem ganzen bisherigen Opernleben, bei der ich auch nach über einem Dutzend seit der Premiere 2001 besuchter Vorstellungen immer noch neue Details entdecke. Abgesehen von der Rolle der Elisabeth, in der es ein Wiedersehen und Wiederhören mit dem langjährigen und von vielen vermissten Ensemblemitglied Danielle Halbwachs geben wird, ist die gleiche Besetzung wie in der vergangenen Spielzeit vorgesehen. Ich hoffe, der unten folgende Bericht von Hartmut wird einige Leser veranlassen, sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen (nur drei Vorstellungen: 21. und 28. Sept., 12. Okt.). Von Berichten vom Hörensagen über die beiden nach wie vor umstrittenenen Szenen dieser Konwitschny-Inszenierung sollte sich niemand abschrecken lassen: zum Autodafé, das ich persönlich besonders packend finde, weil es quasi unter unbewusster „Mitwirkung“ des Publikums stattfindet, kann man sich in freier Platzwahl ein ruhiges Plätzchen in einer der oberen Ranglogen suchen, wenn man einfach nur in Ruhe zuhören möchte, und die Pantomime „Ebolis Traum“ zur Ballettmusik ist m. E. allemal witziger und unterhaltsamer als ein Maskenball mit Balletteinlage in weißen Tütüs.

An Opernpremieren erwartet uns eine interessante Mischung: „Die Walküre“, „Die lustige Witwe“ (in einer Inszenierung von Harry Kupfer), Brittens „Death in Venice“ (mit Michael Schade), Glucks „Iphigénie en Tauride“ (unter Alessandro De Marchi) und Verdis „Attila“ (konzertant). Ein besonderes Erlebnis wird sicherlich wieder Elisabeth Connell als Turandot sein, in der vergangenen Spielzeit war ihre Darbietung einfach unglaublich faszinierend und sängerisch hervorragend.

Für Daten und Besetzungen – auch des übrigen Repertoires – sei auf die Internet-Seite Hamburgische-Staatsoper-Spielplan verwiesen.


Hier die Berichte von Hartmut aus der Hamburgischen Staatsoper:

Gioachino Rossini - “Il barbiere di Siviglia“

Nur in der Rubrik „Stargastspiel in der Provinz“ war leider der BARBIER am 27.4. zu verbuchen, denn SILVIA TRO SANTAFÉ deklassierte die Herren mit ihrem dunkeltimbrierten und mit enormer Höhe versehenen, raumfüllenden und doch so beweglichen Mezzo gewaltig. Besonders auffällig wurde es in Ensembles, bei denen mehrere Sänger nacheinander dieselbe Passage hatten, weil sie dann plötzlich auf „ihr“ Tempo (und das Rossini angemessene) anzog und SIMON HEWITT, der im Graben samt dem höchst repertoire-alltäglichen Orchester auf deutlich Langsameres eingestellt schien, kaum hinterher kam.
Am größten war der Unterschied zum Almaviva von JUAN JOSÉ LOPERA, der zwar ein recht angenehmes Timbre und auch die nötige Höhe hatte, sich aber mit den Koloraturen plagte, die er entweder verwischte oder mit unschöner Aspiration versah. Etwas besser schlug sich in diesem Punkt OLEG ROMASHYN, nur versandete das ohnehin nicht große Organ nach der Pause, bis er nahezu unhörbar war, und schauspielerisch ist er für einen Figaro vorerst noch viel zu steif. Ordentlich der Basilio von TIGRAN MARTIROSSIAN, dem man nur das extreme Grimassenschneiden abgewöhnen müsste; nicht weiter auffällig ALFONSO ANTONIOZZI als Bartolo. Und so blieb es der zweiten Dame, GABRIELE ROSSMANITH, vorbehalten, als Berta mit einigen sonst nie zu hörenden Linien im Finale I noch etwas Besonderes beizusteuern.
Hartmut aus Hamburg - Besuchte Vorstellung am 27. April 2008


Giuseppe Verdi - „Don Carlos“

In der Generalprobe 2001 hatten mich die DON CARLOS-Inszenierung von PETER KONWITSCHNY (und einige schwache Sängerleistungen) dermaßen verärgert, dass ich bei der Premiere zuhause und der Produktion überhaupt für die nächsten Jahre fern blieb. Inzwischen stehe ich dem Ganzen freilich nicht mehr so ablehnend gegenüber, wenn man einmal von der Ballettmusik (eine erstklassige Slapstick-Nummer im falschen Stück) und dem als Medienspektakel die Musik erschlagenden Autodafé absieht; neue Sänger haben dafür gesorgt, dass deutlich wird, wie gründlich und genau Konwitschny über weite Strecken an der psychologischen Ausdeutung der Personen gearbeitet hat. Zudem wurde an diesem Abend nicht nur höchst intensiv gespielt, sondern auch so gesungen, wobei die Krone für mich zu gleichen Teilen an zwei Sänger geht. Zum einen an den virtuos auf der Kante zwischen liebenswertem Kerl und geistigen Aussetzern balancierenden JEAN-PIERRE FURLAN in der Titelpartie. Das Organ ist nicht eigentlich schön und die ein oder andere Höhe kommt auch zu gestemmt, aber was er an Stehvermögen und Musikalität zu bieten hat, ist erstklassig, und derart schier endlose Atemphrasen bekommt man von kaum einem deutlich berühmteren Kollegen zu hören. Zum anderen an MICHELLE BREEDT, die eine sowohl in den Bewegungen als auch stimmlich gleichermaßen temperamentvolle wie elegante Eboli sang, virtuos in den Koloraturen des Schleierliedes, mit dramatischem Feuer in den Ausbrüchen, aber immer schlank im Ton und auf Linie. GEORGE PETEAN gab den Posa als politischen Idealisten mit Einsicht in die Realität, sein in allen Registern ausgeglichener und höhensicherer Bariton gehört ja zu den wenigen Hoffnungen im Verdi-Fach, wenn er weiter so technisch souverän und ohne „powern“ singt, dürfte da noch einiges zu erwarten sein.
Beim Philipp von PETER ROSE weiß man gleich beim ersten Auftritt, wer hier das Sagen hat; eine enorm starke Persönlichkeit, die am Ende aber trotz ausgeprägter Musikalität optisch den stärkeren Eindruck hinterlässt, zu rauh – im Piano manchmal schon brüchig – klingt das Organ.
Der bald 70jährige HARALD STAMM hatte da fast mehr Linie und das schönere Timbre zu bieten, besonders gefährlich war sein Inquisitor freilich nicht. Den einzig jungen Bass hatte diesmal TIM MIRFIN, der damit als Carlo V. entsprechend auffiel.
Die junge Italienerin RACHELE STANISCI hatte die Elisabeth anstelle der frühzeitig krank gemeldeten Angela Marambio übernommen. Schönen Bögen im Piano stand eine relativ harte Forte-Höhe sowie begrenztes Volumen gegenüber, eine solide Besetzung, vorerst nicht mehr.
Am Pult stand diesmal PHILIPPE AUGUIN, der sich mit dem für die französische Version erforderlichen deutlich weicheren Klangbild hörbar besser auskannte als seinerzeit Metzmacher und besonders den Streichern einen wunderbar runden Ton entlockte, über der Schönheit aber trotzdem nicht die dramatische Spannung vergaß.
Hartmut aus Hamburg - Besuchte Vorstellung am 2. März 2008

27. August 2008

Pesaro - Opernfreude in bella Italia

Piazzale della Libertà: die große Kugel

Die nach italienischen Maßstäben "ruhige" Hafenstadt Pesaro, in der nördlichen Region „Le Marche“ an der Adria unweit Riminis gelegen, ist für Freunde des Belcanto-Gesangs ein unwiderstehliches Highlight im Festival- und Opernkalender.

Alle Jahre wieder gibt es Rossini-Opern, Kirchenmusiken und Konzerte zu erleben, die auch strengen Anforderungen an Qualität hinsichtlich der Stimmen, der Aufführungspraxis und nicht zuletzt der Authentizität des verwendeten Notenmaterials genügen dürften. Und so liest man in jeder Ankündigung nebst ausführlichem Verzeichnis der jeweiligen Sponsoren gleich zu Beginn als feierliche Einleitung den Satz: "Edizione critica della Fondazione Rossini, in collaborazione con Casa Ricordi , a cura di….".

Teatro Rossini

Obwohl Opernfreunde aus der ganzen Welt einfallen, darunter auch viele japanische Gäste – die Japaner haben eine eigene Rossini-Gesellschaft und reisen um den halben Erdball, um an ihrem geliebten Festival teilzuhaben – , so sind doch das Straßenbild und die Strandpromenade mit ihren ordentlich aufgestellten Liegen und Sonnenschirmen weniger durch das auch international etwas in die Jahre gekommene Opernpublikum geprägt, sondern vielmehr durch ganze Heerscharen entspannt-frohgestimmter vorwiegend junger italienischer Urlauber, Singles und Paare mit Kindern, die mit Oper offensichtlich wenig im Sinn haben.

Piazza del popolo

Für alle agilen und neugierigen Pesaro-Besucher gilt trotz des Termindrucks durch zahlreiche Veranstaltungen: Ein Bummel durch die Altstadt, Plausch mit den Nachbarn, ein Ausflug in die umliegende, an die Toscana erinnernde bergige Landschaft und nicht zuletzt dolce fa niente am Strand bilden eine hinreißende Verbindung zwischen Kultur, Sonne und Meer. Was kann es Schöneres geben? In Pesaro klappt alles wie am Schnürchen, auch der kostenlose Transfer zu der zur Oper umfunktionierten Sportarena "Adriatic Arena".

Adriatic Arena

Die Nebenkosten (kleiner Imbiss, Cappuccino) sind nicht überzogen, die italienischen Gastgeber glänzen mit Liebenswürdigkeit und Lockerheit, und es fehlt völlig an der kreischenden Verkaufsatmosphäre und Hektik mancher Touristenorte.

Am Strand von Pesaro

In diesem August war es wieder soweit: Das Rossini Opera Festival in der Geburtsstadt des Meisters lud ein, diesmal wies das "Programma" mit "L`equivoco stravagante" ("Die verrückte Verwechslung"), "Maometto II" und "Ermione" drei Opernproduktionen aus, über die ich berichten möchte.
Autorin: Astrid Fricke