Die nach italienischen Maßstäben "ruhige" Hafenstadt Pesaro, in der nördlichen Region „Le Marche“ an der Adria unweit Riminis gelegen, ist für Freunde des Belcanto-Gesangs ein unwiderstehliches Highlight im Festival- und Opernkalender.
Alle Jahre wieder gibt es Rossini-Opern, Kirchenmusiken und Konzerte zu erleben, die auch strengen Anforderungen an Qualität hinsichtlich der Stimmen, der Aufführungspraxis und nicht zuletzt der Authentizität des verwendeten Notenmaterials genügen dürften. Und so liest man in jeder Ankündigung nebst ausführlichem Verzeichnis der jeweiligen Sponsoren gleich zu Beginn als feierliche Einleitung den Satz: "Edizione critica della Fondazione Rossini, in collaborazione con Casa Ricordi , a cura di….".
Obwohl Opernfreunde aus der ganzen Welt einfallen, darunter auch viele japanische Gäste – die Japaner haben eine eigene Rossini-Gesellschaft und reisen um den halben Erdball, um an ihrem geliebten Festival teilzuhaben – , so sind doch das Straßenbild und die Strandpromenade mit ihren ordentlich aufgestellten Liegen und Sonnenschirmen weniger durch das auch international etwas in die Jahre gekommene Opernpublikum geprägt, sondern vielmehr durch ganze Heerscharen entspannt-frohgestimmter vorwiegend junger italienischer Urlauber, Singles und Paare mit Kindern, die mit Oper offensichtlich wenig im Sinn haben.
Für alle agilen und neugierigen Pesaro-Besucher gilt trotz des Termindrucks durch zahlreiche Veranstaltungen: Ein Bummel durch die Altstadt, Plausch mit den Nachbarn, ein Ausflug in die umliegende, an die Toscana erinnernde bergige Landschaft und nicht zuletzt dolce fa niente am Strand bilden eine hinreißende Verbindung zwischen Kultur, Sonne und Meer. Was kann es Schöneres geben? In Pesaro klappt alles wie am Schnürchen, auch der kostenlose Transfer zu der zur Oper umfunktionierten Sportarena "Adriatic Arena".
Die Nebenkosten (kleiner Imbiss, Cappuccino) sind nicht überzogen, die italienischen Gastgeber glänzen mit Liebenswürdigkeit und Lockerheit, und es fehlt völlig an der kreischenden Verkaufsatmosphäre und Hektik mancher Touristenorte.
In diesem August war es wieder soweit: Das Rossini Opera Festival in der Geburtsstadt des Meisters lud ein, diesmal wies das "Programma" mit "L`equivoco stravagante" ("Die verrückte Verwechslung"), "Maometto II" und "Ermione" drei Opernproduktionen aus, über die ich berichten möchte.
Autorin: Astrid Fricke
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