Die Oper wurde in der Adriatic Arena aufgeführt. Es handelt sich um eine Neuproduktion in Zusammenarbeit mit dem Theater Bremen unter dem Dirigat des in Österreich geborenen Gustav Kuhn, Regie Michael Hampe. Ab 15. März 2009 wird diese Inszenierung in Bremen zu sehen sein. Das ist sicherlich für viele Opernfreunde eine willkommene Gelegenheit, nach Bremen zu fahren, da das großartige Werk selten szenisch aufgeführt wird.
Den Vater Erisso der jungen Anna, die den Feind Maometto liebt, sang Francesco Meli mit wunderbarer Tenorstimme. Anna selbst wurde mit hellem jugendlichem Sopran, der sich im Laufe der langen Partie deutlich steigerte, von der Lettin Marina Rebeka verkörpert. Calbo, der um Annas Hand anhält und sie schließlich erhält, war der ausdrucksstarken Daniela Barcellona auf den Leib geschneidert. Sie glänzte in der Hosenrolle, die ihr Koloraturen über mehrere Register hinweg abverlangte. Die Titelrolle des Maometto war auch diesmal wieder Michele Pertusi vorbehalten, der in jeder Hinsicht zu überzeugen vermochte. Die Nebenrollen wurden mit geschmeidigen Belcanto-Sängern besetzt: Enrico Iviglia sang den Condulmiero, Cosimo Ponozzo den Selimo. Es sang der Coro di camera di Praga unter Lubomìr Mátl; das Bühnenbild schuf Alberto Andreis, die Kostüme Chiara Donato.
Die stimmlichen Anforderungen an die Sänger sind auch in dieser Oper ungeheuer. Hinzu kommt die extreme Handlung, die nicht glücklich ausgeht, sondern mit dem Selbstmord Annas tragisch endet. Auch die männlichen Helden sind keine Sieger-, sondern eher Verlierertypen. Ihre militärische Lage in der belagerten Stadt ist aussichtslos, das Kriegsglück schwankt im Laufe der Handlung. Da die Oper im Italien des frühen 19. Jahrhunderts, das auf der Bühne keine Extreme sehen wollte, sondern eine gewisse klassische Mäßigung bevorzugte, aus der Reihe fiel und ihr dort zunächst kein großer dauerhafter Erfolg beschieden war, sah sich Rossini veranlasst, diese Oper später für Paris zu überarbeiten, ein Schicksal, dass seiner „Ermione“ verwehrt blieb, möglicherweise, weil dort zu sehr „weibliche“ Leidenschaften im Mittelpunkt standen, während im Maometto II immerhin eine Heer- und Waffenschau auf die Bühne gebracht werden kann.
An dieser Stelle wage ich eine Kritik an der Inszenierung. Wie die Fotos schonungslos zeigen, ist diese ausgesprochen konventionell; sie hätte ohne Weiteres aus den 60er bis 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammen können. Ein Opernpublikum, das keine Experimente wünscht, kann der „Augenlust“ frönen und im Laufe der Aufführung orientalische prachtvolle Gewänder und Rüstungen, diverse in heroischer Pose ausgestreckte Schwerter, Bögen, Krummdolche etc. sowie vor dem Abend- oder Nachthimmel düster aufragende Burgzinnen studieren.
Wenn dann aber auch noch ein wenig inspiriertes, lediglich handwerklich sauber abgespultes Dirigat hinzukommt, wird es „eng“. Bei mir hinterließ die Aufführung daher insgesamt trotz der hingebungsvollen Bemühungen der Sänger keinen nachhaltigen Eindruck, zumal ich noch im Banne der noch extremeren und meiner Meinung nach viel packender inszenierten „Ermione“ stand. Anders verhielt es sich bei der konzertanten Aufführung des „Maometto II“ im Concertgebouw Amsterdam am 12. Mai 2007, die als musikalisches Ereignis in der Erinnerung bleibt.
Autorin: Astrid Fricke, besuchte Aufführung am 18.8.2008
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