7. Februar 2011

Rückblick auf die Händel-Festspiele 2010 in Halle

Händel-Denkmal auf dem Markt von Halle (alle Fotos: R. Fricke)

Schwerpunkt der Händel-Festspiele 2010 war diesmal das "Orlando-Thema". Für das von Ludovico Ariost 1516 erschienene Versepos "Orlando furioso", das von Rittern, Helden, kämpfenden Damen, Zauberern und Fabeltieren handelt, begeisterten sich auch Komponisten, darunter Georg Friedrich Händel. 

Da wir die Opernfassungen von Vivaldi ("Orlando furioso" in der Oper Frankfurt a.M.) und Haydn ("Orlando paladino" im Staatstheater Braunschweig)  schon gehört und besprochen hatten, waren wir sehr gespannt nicht nur auf die Vertonung von Händel, sondern auch auf einige weitere Veranstaltungen, die den Paladin Orlando behandelten.

Händels Oper "Orlando", die am 27. Januar 1733 im Londoner King´s Theatre ihre Uraufführung erlebte und als "herrlichste aller Händel-Opern" bezeichnet wird, begründete auch 1922 in Halle die Händel-Festspieltradition.

Über die Inszenierung dieser Oper haben wir hier im Belcantoblog schon berichtet, ebenfalls über den Festvortrag von Prof. Dr. Albert Gier mit dem Titel "Damen, Ritter, Waffen und Liebe. Ariosos Orlando furioso auf der Opernbühne".

Erwähnt sei hier noch das "Literarische Konzert" von und mit Uwe Schweikert am 4. Juni im Händel-Haus, bei der verschiedene Genres gemischt wurden: Dichtung und Musik, eingebettet in eine moderierende Einführung durch Uwe Schweikert. Ihm gelang es, die Zeitlosigkeit und fortwährende Faszination des Stoffes, der unzählige Male von Dichtern, Malern und Opernkomponisten aufgegriffen wurde, zu vermitteln. Jörg Lichtenstein trug ausgewählte Verse Ludovico Ariosts aus dem "Rasenden Roland" vor, Luciana Mancini sang mit herrlichem kultiviertem Mezzo Arien aus den Ariosto-Opern Händels Alcina und Ariodante, schließlich das ergreifende "Già l´ebro mio ciglio" aus dem 3. Akt der Oper Orlando begleitet von  Mitgliedern der LAUTTEN COMPAGNEY Berlin.

Der Ausflug ins historische Goethe-Theater in Bad Lauchstädt mit den zum Orlando-Thema passenden Opern "Il Palazzo incantato" und "Il Combattimento" wurde hier im Blog ebenfalls schon behandelt.

Zum "Muss" in Halle zählt natürlich auch ein Besuch des Händel-Hauses, ein Gang über den Marktplatz und der Besuch einer Orgelmusik in der Marktkirche:


Markt und Marktkirche zu Halle
Während der Festspiele war zwischen dem 3. und 12. Juni 2010 täglich bei freiem Eintritt um 12 Uhr eine halbe Stunde Orgelmusik zu hören. Es gab Orgelmusiken zum 300. Geburtsjahr von Wilhelm Friedemann Bach, dem "hallischen Musikdirektor und wohlbestallten Organisten" gespielt von seinem Amtsnachfolger Irénée Peyrot. Am Samstag, den 5. Juni erklang zunächst auf der kleinen Orgel, auf der Georg Friedrich Händel (1685-1759) selbst das Orgelspiel erlernt hatte, Händels Suite F-Dur HWW 427. 

Kleine Orgel in der Marktkirche

Diese Orgel steht auf der Osttempore, sie wurde 1663-1664 von Georg Reichel erbaut; das Werk besitzt sechs Register. 1972 wurde die Orgel umfassend restauriert und erklingt seitdem wieder in der ursprünglichen Stimmung (etwa eine kleine Terz = 1 1/2 Töne - über der heutigen Normalstimmung). "Musik besonders des 16. und 17. Jahrhunderts erklingt dadurch in großer Klarheit und Eindrücklichkeit" (Programmzettel). Diese Einschätzung stimmt, die Orgel "singt" regelrecht, klingt zu Beginn weich und relativ leise, wird dann allmählich volltönender - ein wahrhafter Hörgenuss.

Große Orgel (1713-16) in der Marktkirche
Im Gegensatz dazu dann die große Orgel auf der Westtempore mit 56 Registern und über 4000 Pfeifen, vom Halberstädter Christoph Cuntius  in den Jahren 1713-1716 erbaut und am 3. Mai 1716 in Anwesenheit Johann Sebastian Bachs eingeweiht. Auf ihr erklangen ebenfalls an diesem Samstag Werke von Samuel Scheidt (1587-1654), Wilhelm Friedemann Bach sowie Johann Sebastian Bach (1685-1750). Hier nahm uns nun der mächtigere, kühlere Orgelton gefangen, den wir gewöhnt sind.

Nach diesem Kunstgenuss genossen wir bei herrlichem Sonnenschein im Café Rossini den Ausblick auf den Marktplatz und die Marktkirche.


Im Schatten des wuchtigen Händel-Denkmals freuten wir uns als Rossini-Freunde über die Referenz an Rossini, die das Ristorante italiano "Rossini" dem Sohn aus Pesaro auch auf der Eis- und Getränkekarte erwiesen hatte.



Rossini und Händel auf der Karte des "Rossini" in Halle (Vergrößern: Bitte in das Bild klicken) 
Einige der vielen roten Straßenbahnen rollten mit dem Endziel "Frohe Zukunft" an uns vorbei. Das wünschen wir auch den nächsten Händel-Festspielen 2011, dessen Programm schon vorliegt.

Astrid Fricke

1 Kommentar:

  1. Auch bei uns im Westen wird seit Jahren Händels Musik gepflegt, nämlich im Aalto-Theater in Essen. Jüngst macht dort das Opernoratorium „Hercules“ in der Regie von Hilsdorf Furore, das m.E. zu den herausragenden Aufführungen des Aalto-Theaters in dieser Saison gehören dürfte.

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