26. November 2010

Juan Diego Flórez in der Essener Philharmonie

Groooße Erwartungen - und noch größere Enttäuschung gestern Abend beim Flórez-Konzert in der weitgehend ausverkauften Essener Philharmonie. Die ersten dunklen Ahnungen kamen auf, als der Dirigent launig ankündigte, das Publikum möge seine Programmhefte getrost zur Seite legen, das Programm sei nämlich komplett umgestellt worden. Eine Begründung dafür gab er nicht.

Flórez vermied dann an diesem Abend konsequent alles, was irgendwie schwierig zu singen ist. Keine Rodrigo-Arie aus Rossinis "Otello", kein Qui tollis aus Rossinis "Messa di Gloria", keine Arie des Georges aus "La Dame Blanche" von Boieldieu, die im Programm standen. Dafür brachte er die drei Herzogsarien aus Verdis "Rigoletto", die Arie des Paolino aus Cimarosas "Il Matrimonio segreto", dann "Roméo et Juliette" von Gounod und den Tenorerguss aus "Un Giorno di Regno" von Verdi. Als Zugabe sang er das letzte Drittel aus der Tonio-Arie der "Fille du Régiment" von Donizetti, natürlich nach unten transponiert. Um einigermaßen auf zwei Stunden Konzertzeit zu kommen, wurden seine Auftritte jeweils durch Ouvertüren gestreckt.

Das war's. Für 115 Euro Spitzenpreis. Trotzdem war der Applaus recht gut, da das Vorgetragene achtbar klang und das wahre Können des Tenors erkennen ließ. Eine Gruppe Peruaner schwenkte die Landesfahne und applaudierte besonders herzlich. Bezeichnend war, dass sich nach der Pause ein Sprecher des Hauses an  das Publikum wandte mit der Bitte, Ton- und Videomitschnitte doch zu unterlassen, Herr Flórez bäte darum. Vielleicht wollte Herr Flórez Zeugnisse dieses Konzertes verhindern? Ob er indisponiert war? Wir können es nur vermuten.

Dieter Kalinka (besuchtes Konzert am 25.11.2010)

PS: Soeben erfahren wir von Freunden aus Frankfurt, dass es ihnen im dortigen Flórez-Konzert ähnlich ergangen ist. Hier der Link zu einem entsprechenden Artikel in op-online.de.

4 Kommentare:

  1. Wenn schon totale Programmänderungen, aus welchen Gründen auch immer, unvermeidlich sind, sollte man das zahlende Publikum nicht vor der Veranstaltung auch noch die teuren, nutzlosen Programmheftchen kaufen lassen.

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  2. Das Konzert in Frankfurt am 22.11. war eine absolute Katastrophe. Florez entschuldigte sich mit Krankheit (Mitleids-Bonus!). Aber das Konzert hätte abgesagt und verschoben werden müssen, wie 3 Tage vorher in Baden Baden.
    Die Eintrittspreise in Frankfurt gingen bis zu EU 225 !!! Der billigste Platz kostete EU 66.
    Eine "Abzocke" ohnegleichen.

    Dieter aus Frankfurt

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  3. Schade, dass Ihr leider nur ein weniger gutes Konzert erlebt habt. Das war Ostern in Berlin und im Sommer in Orange/ Provence wirklich ganz anders. Hinterher gab es stehende Ovationen. Der Kritiker in Berlin schrieb am nächsten Tag, daß jeder Ton ein Goldschatz gewesen sei. Das können wir nur bestätigen. Vermutlich war Flórez in Essen tatsächlich, vielleicht durch das Wetter bedingt, etwas angeschlagen und nicht ganz auf der Höhe. Vielleicht hat ihn auch der Veranstalter gedrängt, nicht abzusagen - kann man alles nur vermuten. Wir wären gerne nach Essen gekommen, um uns selber ein Bild vom Konzert zu machen - das hat aber leider nicht geklappt.

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  4. Nachdem sich die Negativ-Stimmen, mehr oder weniger vorsichtig, in Presse und Internet häuften wurden die weiteren auf dieser Tournee vorgesehenen Konzerte abgesagt.
    Da hat man wohl gemerkt, dass auch ein "Star" der Szene dem zahlenden Publikum nicht alles zumuten darf.

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