Der Vorsitzende der Rossini-Gesellschaft Bernd-Rüdiger Kern, Professor in Leipzig hat in seinem Aufsatz "Rossini und Metternich" in dem von Michael Kilian herausgegebenen Sammelband mit dem Titel "Jenseits von Bologna - Jurisprudentia literarisch" (Berliner Wissenschaftsverlag, 2006) einen weiteren hervorragenden Beitrag zur Rossini-Forschung geliefert.
Mancher Rossinifreund mag sich bisher gefragt haben, wie Rossini, der in ganz Europa geschätzt wurde, zu den Mächtigen der Zeit gestanden hat, inwieweit er überhaupt ein "politischer Mensch" gewesen ist. Nun erfährt man durch diesen ausführlichen und in allen Punkten eindrucksvoll belegten Aufsatz überrascht, dass Rossini und der österreichische Kanzler Metternich eine Freundschaft pflegten, die insgesamt vierzig Jahre andauerte, nämlich von 1819 bis 1859.
Metternich, der erfolgreich die politische Aufgabe meisterte, eine Neuordnung Europas nach den napoleonischen Kriegen zu schaffen, bewunderte glühend Rossinis Musik und besuchte seine Opern, wann immer er es einrichten konnte, in Wien, Verona und Venedig. Er kannte und schätzte die bedeutenden Rossini-Sänger der Zeit und drängte den verehrten Kompositeur, nach dessen gewollten Rückzug vom kompositorischen Opernschaffen, seine "Faulheit" aufzugeben und der Welt neue Stücke zu schenken.
Umgehend wies Rossini höflich, jedoch stolz und bestimmt, dieses Ansinnen zurück. Im Übrigen traf er Metternich auch privat, unterhielt sich mit ihm, speiste mit ihm. Auffallend ist, dass Metternich Rossinis Genie als einer der ersten erkannte. Da Metternichs Name auch für Restauration und Unterdrückung der Freiheitsbewegungen in Europa steht, kann angenommen werden, dass Rossinis Kontakte zu diesem jedenfalls von den italienischen Zeitgenossen auch kritisch gesehen wurden.
Allen Rossinifreunden sei eine Lektüre dieser interessanten Arbeit dringend ans Herz gelegt. Originalbeitrag (PDF-Datei, 9 MB).
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