11. Januar 2009

"Lucia di Lammermoor" in Berlin

Foto: DOB









Dieter berichtet aus Berlin:



Donizettis "Lucia di Lammermoor"

Dauerbrenner-Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin

Die Deutsche Oper begann Ende des letzten Jahres mit einer Serie von Wiederaufnahmen der Produktion von Filippo Sanjust, die im Dezember 1980 Premiere hatte. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten werden sich Star-Sopranistinnen in der Gestaltung der Titelrolle abwechseln. Die von mir besuchte Vorstellung am 22.12.08 war die 102. Aufführung seit der Premiere. Eine beeindruckende Anzahl, und im Laufe von fast drei Jahrzehnten sind in dieser Produktion wohl so ziemlich alle Künstler aufgetreten, die in diesem Fach Rang und Namen haben.

Mich interessierte vor allem Ruth Ann Swenson, die in den ersten Vorstellungen die Titelrolle singt. Seit vielen Jahren bin ich ein Fan von ihr und begrüßte die Möglichkeit, sie nach ihrer schweren Erkrankung und chemotherapeutischen Behandlung wieder auf der Bühne zu erleben. Noch immer hat ihr Instrument den charakteristischen warmen Ton und Leuchtkraft in der Höhe.

José Bros war ein tadelloser Edgardo; intensiv, ausdrucksvoll und mit schönem Legato. Der Enrico des mir bis dato unbekannten Domenico Balzano (anstelle des ursprünglich vorgesehenen Markus Brück) war akzeptabel, aber nicht außergewöhnlich. Eine absolute Luxusbesetzung: Michael Spyres in der kleinen Partie des Arturo. Recht anständig, wenn auch im Timbre nicht ausgesprochen italienisch der Raimondo von Arutjun Kotchinian, seine Partie war stark gekürzt. Diese „abgespeckte“ Fassung empfand ich als Ärgernis, ein Rückfall in die 40er, 50er Jahre. Amputiert waren: die zweite Strophe der Cabaletta nach Enricos Cavatina, das Duett Lucia/Raimondo, die Turmszene. Nach Abzug der Pausen betrug die „Netto“-Spieldauer des Abends knapp zwei Stunden.

Aus dem Orchestergraben kam wenig Erfreuliches: zu laut, unsensibel. Das Berliner Publikum quittierte es dem Dirigenten, Gianluca Martinenghi, mit anhaltenden Buh-Stürmen.

Die Inszenierung: eine Huldigung an das gemalte Kulissen-Theater des 19. Jahrhunderts. Da kann der Melomane nicht meckern! Allerdings konnte ich von Personenregie nichts mehr entdecken. Zum Glück ist die Lucia eine Gesangsoper, und die romantischen Kulissen eignen sich gut als Starvehikel für wechselnde Besetzung mit international berühmten Sängerinnen/Sängern. In dieser Spielzeit sind noch Vorstellungen am 1. und 6. März mit Elena Mosuc vorgesehen.

Dieter (Frankfurt a. M.)

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