11. Mai 2008

Donizettis "Maria Stuarda" in Lüttich

Es berichten Ira und Dieter:

Liebe Rossini-Freunde,

das Lütticher Opernhaus wartete mal wieder mit einer außergewöhnlichen Belcanto-Oper auf: "Maria Stuarda" von Donizetti, ein über 100 Jahre lang nicht aufgeführtes Werk, das gleichwohl zu Donizettis besten zählt. Am Donnerstag, 08.05., waren wir in Lüttich. Das Haus war ausverkauft, und das sogar mitten in der Woche. Auch die Namen der beiden Hauptprotagonistinnen Patrizia Ciofi (Maria) und Marianna Pizzolato (Elisabetta) hatten wohl die Opernbesucher magisch angezogen.


Beide Sängerinnen erfüllten mit ihrer Leistung voll die Erwartungen des Publikums. Die Ciofi, die im dritten Akt rund 50 Minuten praktisch "allein" zu singen hatte, wurde am Ende der Vorstellung als erste vor den Vorhang gerufen und nach kurzem, stürmischen Applaus ging das Publikum für sie allein in rhythmisches Klatschen über, eine Ehre, die nicht häufig einem Sänger widerfährt. Am Ende gab es sogar Standing Ovations für alle. Die Pizzolato war eine würdige Partnerin der Ciofi, mit einer sängerisch vergleichbaren Leistung. Insbesondere die herrlichen Legatobögen der Ciofi begeisterten immer wieder zu Zwischenapplaus. Die männlichen Gesangspartner – Danilo Formaggio (Leicester) und Federico Sacchi (Talbot) - schlugen sich achtbar, reichten aber nicht an die Brillanz der Frauen heran.

Ein Schwachpunkt war das Orchesterspiel unter dem Dirigenten Luciano Acocella, der etwas langweilig und einförmig dirigierte. Bei einigen Bläsereinsätzen ließ er die nötige Präzision vermissen und verstand es nicht, die zur Steigerung dramatischer Momente besonders wichtigen Streicher zu entsprechenden Aufschwüngen anzufeuern. Die Personenregie war etwas einfallslos, eher steif und reichte bei weitem nicht an die kürzlich in Bremen gesehene Cenerentola von Hampe heran. Das Bühnenbild aus Einheitselementen, die durch variable Versatzstücke die Lokalitäten der Handlung dem Stück entsprechend illustrierten, war modern stilisiert, vermittelte aber in angemessener Weise die romantisch geprägte Stimmung des Geschehens.

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