17. Mai 2011

Ein Kölner in Hamburg...erlebt eine herzerfrischende Cenerentola

Bildschirmfoto vom Videofilm auf Theater-tv.net
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Nach der Lektüre der Kritik über Rossinis  "La Cenerentola" des Hamburger Abendblattes hatte ich zunächst gar keine Lust mehr, nach Hamburg zu fahren. Aber dann habe ich mich doch dazu entschlossen und es nicht bereut!

Mein Fazit: Die Cenerentola war sehr, sehr schön!  Kritiken werden ja oft über die Premiere verfasst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, die zweite oder dritte Vorstellung zu besuchen. Dann sind die Künstler viel entspannter als bei der Erstaufführung.

Das unter der Leitung von Antonello Allemandi spielende Orchester der Hamburgischen Staatsoper war hervorragend. Ein Einspringer hat es immer schwer. Allemandi war für den erkrankten  Andrés Orozco-Estrada eingesprungen und bewältigte diese Aufgabe mit Bravour.  Am 17.6.2001 habe ich Allemandi schon einmal in der Oper Marseille als Dirigenten von "Tancredi" erlebt und war von ihm begeistert. Allemandi ist inzwischen einer der führenden Dirigenten des italienischen Faches.

Die spanische Mezzosopranistin Maite Beaumont als Angelina war ein Traum. Der als Rossini-Tenor renommierte Russe Maxim Mironov als Don Ramiro stand ihr in keiner Weise nach. Seine Stimme ist enorm gewachsen, vor allem in der Mittellage und Tiefe. Die Höhe war ja schon immer sehr gut. Ich habe schon vor sechs Jahren, als ich ihn zum ersten Mal hörte, gedacht, wenn Flórez nicht wäre, wäre Mironov die Nummer 1.

Auch die anderen Künstler, Viktor Rud als Dandini und Enzo Capuano als Don Magnifico, waren gut. Die beiden "fiesen" Schwestern, Gabriele Rossmanith und Renate Spingler, beide aus dem Haus der Hamburger Staatsoper, waren einfach köstlich und hinreißend giftig. Eine von ihnen erzählte mir, dass die Ensemblemitglieder sechs Wochen lang geprobt hatten. Da die Kostüme teilweise aus Plastikmaterial gefertigt waren, wurde dabei heftig geschwitzt und die Proben gestalteten sich sehr anstrengend. 

Die Kostüm- und Bühnenbildgestaltung (André Barbe) war mal ganz was Neues, bunt, lebhaft, lustig, ein überwältigender Einfallsreichtum, eine Meisterleistung. Ich habe noch nie so viel gelacht. Dieses Gewimmel, diese Spielfreude, Vergnügen pur! Regisseur des Ganzen war Renaud Doucet, früher Choreograf und Tänzer. Köstlich, wie Don Magnifico in einem riesigen, überdimensionalen Sparschweintresor wohnt, der auf der ersten Etage steht und von dem er mit einem offenen Aufzug nach oben oder unten fahren kann. Und: Es gibt nicht den üblichen Kamin, dessen Feuer Cenerentola zu hüten hat. Vielmehr ist sie eine graue, unterdrückte Büromaus am Schreibtisch, die dann am Ende durch Reinheit und Güte ihren Ramiro erobert. 

Hubert Sieben, Köln

Besuchte Aufführung 15.05.2011

Weitere Vorstellungen in dieser Saison: 20.05.2011, 22.05.2011, 29.05.2011, 02.06.2011, 09.06.2011 und 11.06.2011.
Nach der laufenden Saison sind weitere Aufführungen für den 20.09.2011, 23.09.2011 und 28.09.2011 vorgesehen, 
aber dann singt Kate Aldrich die Angelina.
In den dann folgenden Aufführungen am 09.12.2011, 16.12.2011, 25.12.2011 und 31.12.2011 singt anstelle von Mironov 
Alek Shrader den Don Ramiro und die Angelina wird von Maria Markina gesungen.

1 Kommentar:

  1. Sie sprechen mir aus der Seele! Oper ist für mich (und viele andere Opernfreunde, glaube ich) nicht nur ein akustisches, sondern auch ein visuelles Erlebnis.

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