Peter Berne: Belcanto - Historische Aufführungspraxis
in der italienischen Oper von Rossini bis Verdi (mit CD)
2008 Wernersche Verlagsgesellschaft mbH
ISBN 978-3-88462-261-2 (3-88462-261-7)
„Belcanto? Was ist das?“ - „Prima!“ - „Schöne Musik!“ - So oder ähnlich könnten die Antworten von Passanten lauten, die in irgendeiner Fußgängerzone danach befragt werden. Der „Belcanto“ scheint gegenwärtig wieder mehr ins Blickfeld der Opernliebhaber gerückt zu sein. Rührige Gesangssolisten, wie Cecilia Bartoli oder eine Reihe von Sopranisten, haben Arbeitsquellen und persönliche Partituren historischer Gesangsidole aufgespürt und versuchen nun, diese Kunst vergangener Tage nachzugestalten. Auch der Rundfunk liefert hier seinen Beitrag. Mehrfach gab es in der zurückliegenden Zeit Sendungen zu diesem Thema. Die ausgestrahlten Darstellungen fußten dabei auch auf den Erkenntnissen des Buches „Belcanto – Historische Aufführungspraxis in der italienischen Oper von Rossini bis Verdi“ von Peter Berne.
Der Österreicher Peter Berne arbeitete viele Jahre als Dirigent an Theatern seines Heimatlandes und in Deutschland und Skandinavien. Heute leitet er das Internationale Opernstudio Kloster Kirchbach im österreichischen Waldviertel. Als langjährigem Schüler des legendären Repetitors und Gesangslehrers Luigi Ricci ist ihm die Vermittlung von Stil, Interpretation und historischer Aufführungspraxis der italienischen Oper ein zentrales Anliegen.
Mit seiner Untersuchung über die historische Aufführungspraxis in der italienischen Oper richtet sich der Autor zwar vornehmlich an Sänger, Dirigenten und Korrepetitoren. doch schreibt Peter Berne so anschaulich, fesselnd und verständlich, dass auch musikalisch wenig Vorgebildete seine Ausführungen mit Gewinn lesen dürften. Bei musikwissenschaftlichen Themen ist häufig eine mit lateinischen oder griechischen Begriffen gespickte Fachsprache anzutreffen. Dies wird in Bernes Buch weitgehend vermieden.
Naturgemäß ist das Zitat gesangsspezifischer Begriffe in den detaillierten Ausführungen zur Technik unvermeidlich, doch diese werden eingehend erläutert und sind für das Verständnis keine Hemmschwelle. Dazu ist dem Kompendium eine liebevoll aufbereitete CD beigefügt, auf der an 48 Einzelbeispielen die gesangstechnischen Begriffe und Ausführungsmodi auch akustisch dargestellt sind. Somit ist auch hörbar nachvollziehbar, „wie“ und „was“ in der italienischen Oper zu singen ist, denn in der italienischen Gesangstradition der Barockoper gab es viele Interpretationsvorgaben zu beachten und zu berücksichtigen.
Der Inhalt des Buches gliedert sich in zwei Hauptabschnitte. Im ersten Teil werden zunächst Entwicklung und Idee des Belcanto anhand von Quellen, der Überlieferungen bedeutender Gesangslehrer und des Geltungsbereiches dieses Stils aufgezeigt. Der zweite Teil behandelt dann umfänglich die Aufführungspraxis von den Ausdrucksmitteln des Belcanto-Singens über die unterschiedlichen Arten, den Verzierungen bis hin zur Rezitativgestaltung.
Für den Laien besonders faszinierend sind im ersten Teil die Kapitel, in denen Peter Berne von seiner Studienzeit bei Luigi Ricci berichtet. Dieser wurde 1893 in Rom als Sohn eines Kirchensängers geboren. Enthusiasten denken meist an Beschreibungen aus Büchern, wenn Gestaltungsfragen des Belcanto-Gesanges erörtert werden, denn niemand weiß ohne akustische Aufzeichnungen nach fast zwei Jahrhunderten genau, wie Vortrag, Ausgestaltung und Verzierungen einmal geklungen haben. Ist es doch bekannt, dass gerade im ausgehenden 19. Jahrhundert der „schöne Gesang“ durch die neuen Kompositionsweisen nahezu in Vergessenheit geriet.
Luigi Ricci ist das Bindeglied eines Zeitalters mit Möglichkeiten zur Tonaufzeichnung zu den mehr beschreibenden Überlieferungen der Gesangstraditionen des Belcanto. Er begann seine Laufbahn als Mitarbeiter von Antonio Cotogni, der in Rom nach seiner aktiven Zeit als Bariton eine bedeutende Gesangsschule leitete. Cotogni wurde 1831 geboren und verstarb 1918 hochbetagt. Er hat persönlich mit Rossini den Figaro des „Barbiere“ und später mit Verdi die Baritonrollen aus dessen mittlerer Schaffensperiode einstudiert. Er stand mit allen berühmten Komponisten und Gesangsheroen seiner Zeit in engem Kontakt. Die gesangstechnischen Erfahrungen, Traditionen und Gestaltungsmöglichkeiten eines langen Sängerlebens gab er akribisch an seine Schüler weiter. Die frühe „Schellackzeit“ hat den Klang seiner Stimme noch in einigen Aufnahmen festgehalten.
Nach Cotognis Tod arbeitete Ricci als Repetitor, Assistent von Tullio Serafin und als Gesangslehrer. Zu seinen Schülern gehörten die größten Sänger der italienischen Oper im 20. Jahrhundert. Gigli, Lauri-Volpi, Elvira de Hidalgo, Maria Caniglia beispielsweise oder Tito Gobbi und Leontyne Price wurden von ihm unterrichtet. So konnte Ricci all das weitergeben, was er in den 13 Jahren bei Cotogni gelernt hatte.
Ricci hat Beispiele und Vorgaben der gesanglichen Gestaltung Cotognis als Notenbild niedergeschrieben und in Partituren eingearbeitet. Aber nicht nur Technik und Tradition wurden so bewahrt, auch die Unterrichtsmethoden übernahm Ricci von ihm. Die Zusammenarbeit mit berühmten Komponisten wie Mascagni ergänzte und erweiterte dazu sein Wissen um die Gesangskunst. Von der Presse wurde er als „Italy`s greatest coach“ bezeichnet. Viele namhafte Dirigenten haben ihn darum auch als Kenner der Tradition und Repetitor bei ihren Arbeiten hinzugezogen. Vor seinem Tode im Jahre 1981 verkaufte er die Notenbibliothek an seine Schülerin Jane Klaviter. Nach deren Ableben wird diese in den Besitz einer amerikanischen Universitätsbibliothek übergehen. Riccis mündliche Überlieferungen und sein schriftlicher Nachlass bilden zusammen mit den Abhandlungen Manuel Garcias zur Gesangskunst die wichtigsten Quellen für die Aufführungspraxis der Belcantozeit.
Der zweite Teil des Buches wendet sich nun den technischen Einzelheiten der Ausdrucksmittel, den unterschiedlichen Arten des Gesanges, den Verzierungen und Variationen zu. Hierbei bleibt es nicht bei allgemeinverbindlichen Anmerkungen und Ratschlägen. Es wird auch eingehend auf die unterschiedlichen Vorstellungen hingewiesen, die Rossini, Donizetti oder Verdi mit der Reproduktion der Ausdrucks- und Stilmittel ihrer Gesangskompositionen verbanden. Ein Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit Ausführungsfragen des Secco- und Accompagnatorezitativs. Dabei wird deutlich, wie wichtig die genaue textinterpretierende Gestaltung dieses Teils einer Oper für die Aussage der damit verbundenen Musiknummern ist. Rezitative sind somit keineswegs lästige Szenenabschnitte, die der Zuschauer überhören sollte, um schnell zum nächsten Gesangserlebnis zu gelangen.
Alle Details der technischen Möglichkeiten und Voraussetzungen finden eine optische und akustische Verdeutlichung in zahlreichen Notenbeispielen und den gesanglichen Darstellungen der beigefügten CD. Die „rot“ eingetragenen Notenergänzungen geben auch dem Laien eine Anschauung von dem Umfang an Erfordernissen und Voraussetzungen, die ein Sänger mit einzubringen hat, wenn er eine Szene in Aussage und Stil nach den Vorstellungen des Komponisten der Belcantozeit korrekt wiedergeben will. Vor zweihundert Jahren unterließen es die Musiker nämlich, alles das in die Partituren zu schreiben, was auf Grund der Ausbildung eines Sängers und der Traditionen als allgemeingültig und bekannt vorausgesetzt werden konnte. Diese Gepflogenheit wandelte sich dann im Verlaufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erinnert sei in diesem Zusammenhang, dass Rossini als einer der ersten begann, Verzierungen mit ihren Variationen auszuschreiben und den Interpreten vorzugeben.
Den Abschluss des Buches bilden zahlreiche Beispiele für die Praxis zur Einrichtung eines Belcanto-Stückes.
Die Entwicklung der italienischen Oper ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat mit ihrem mehr realistisch geprägten Gesangsverständnis eine Rezeptionsverlagerung der musikalischen Ausdrucksmittel und Darstellungen hervorgerufen. Die interpretatorischen Mittel des Belcantostils waren dadurch den Zuhörern weitgehend unglaubwürdig geworden oder verschwanden gar gänzlich aus dem Bewusstsein der Opernbesucher. Der geänderte Zeitgeschmack reduzierte dazu vielfach diesen Gesangsstil auf ein reines Wohlklangerlebnis. Die Stilmittel der Belcantoepoche weichen zwar von den heute gemeinhin gepflegten ab, sie sind aber deshalb in Wahrheit und Trefflichkeit der Darstellung nicht weniger glaubwürdig oder richtig. Jede Zeit hat nun einmal ihre eigenen Ausdrucksmittel.
Allen, die der Vielfalt, den Eigenarten und den Qualitäten des Belcantostils nachspüren möchten, sei dieses Buch als spannende und anregende Lektüre empfohlen.
Dieter Kalinka (Bochum)
in der italienischen Oper von Rossini bis Verdi (mit CD)
2008 Wernersche Verlagsgesellschaft mbH
ISBN 978-3-88462-261-2 (3-88462-261-7)
„Belcanto? Was ist das?“ - „Prima!“ - „Schöne Musik!“ - So oder ähnlich könnten die Antworten von Passanten lauten, die in irgendeiner Fußgängerzone danach befragt werden. Der „Belcanto“ scheint gegenwärtig wieder mehr ins Blickfeld der Opernliebhaber gerückt zu sein. Rührige Gesangssolisten, wie Cecilia Bartoli oder eine Reihe von Sopranisten, haben Arbeitsquellen und persönliche Partituren historischer Gesangsidole aufgespürt und versuchen nun, diese Kunst vergangener Tage nachzugestalten. Auch der Rundfunk liefert hier seinen Beitrag. Mehrfach gab es in der zurückliegenden Zeit Sendungen zu diesem Thema. Die ausgestrahlten Darstellungen fußten dabei auch auf den Erkenntnissen des Buches „Belcanto – Historische Aufführungspraxis in der italienischen Oper von Rossini bis Verdi“ von Peter Berne.
Der Österreicher Peter Berne arbeitete viele Jahre als Dirigent an Theatern seines Heimatlandes und in Deutschland und Skandinavien. Heute leitet er das Internationale Opernstudio Kloster Kirchbach im österreichischen Waldviertel. Als langjährigem Schüler des legendären Repetitors und Gesangslehrers Luigi Ricci ist ihm die Vermittlung von Stil, Interpretation und historischer Aufführungspraxis der italienischen Oper ein zentrales Anliegen.
Mit seiner Untersuchung über die historische Aufführungspraxis in der italienischen Oper richtet sich der Autor zwar vornehmlich an Sänger, Dirigenten und Korrepetitoren. doch schreibt Peter Berne so anschaulich, fesselnd und verständlich, dass auch musikalisch wenig Vorgebildete seine Ausführungen mit Gewinn lesen dürften. Bei musikwissenschaftlichen Themen ist häufig eine mit lateinischen oder griechischen Begriffen gespickte Fachsprache anzutreffen. Dies wird in Bernes Buch weitgehend vermieden.
Naturgemäß ist das Zitat gesangsspezifischer Begriffe in den detaillierten Ausführungen zur Technik unvermeidlich, doch diese werden eingehend erläutert und sind für das Verständnis keine Hemmschwelle. Dazu ist dem Kompendium eine liebevoll aufbereitete CD beigefügt, auf der an 48 Einzelbeispielen die gesangstechnischen Begriffe und Ausführungsmodi auch akustisch dargestellt sind. Somit ist auch hörbar nachvollziehbar, „wie“ und „was“ in der italienischen Oper zu singen ist, denn in der italienischen Gesangstradition der Barockoper gab es viele Interpretationsvorgaben zu beachten und zu berücksichtigen.
Der Inhalt des Buches gliedert sich in zwei Hauptabschnitte. Im ersten Teil werden zunächst Entwicklung und Idee des Belcanto anhand von Quellen, der Überlieferungen bedeutender Gesangslehrer und des Geltungsbereiches dieses Stils aufgezeigt. Der zweite Teil behandelt dann umfänglich die Aufführungspraxis von den Ausdrucksmitteln des Belcanto-Singens über die unterschiedlichen Arten, den Verzierungen bis hin zur Rezitativgestaltung.
Für den Laien besonders faszinierend sind im ersten Teil die Kapitel, in denen Peter Berne von seiner Studienzeit bei Luigi Ricci berichtet. Dieser wurde 1893 in Rom als Sohn eines Kirchensängers geboren. Enthusiasten denken meist an Beschreibungen aus Büchern, wenn Gestaltungsfragen des Belcanto-Gesanges erörtert werden, denn niemand weiß ohne akustische Aufzeichnungen nach fast zwei Jahrhunderten genau, wie Vortrag, Ausgestaltung und Verzierungen einmal geklungen haben. Ist es doch bekannt, dass gerade im ausgehenden 19. Jahrhundert der „schöne Gesang“ durch die neuen Kompositionsweisen nahezu in Vergessenheit geriet.
Luigi Ricci ist das Bindeglied eines Zeitalters mit Möglichkeiten zur Tonaufzeichnung zu den mehr beschreibenden Überlieferungen der Gesangstraditionen des Belcanto. Er begann seine Laufbahn als Mitarbeiter von Antonio Cotogni, der in Rom nach seiner aktiven Zeit als Bariton eine bedeutende Gesangsschule leitete. Cotogni wurde 1831 geboren und verstarb 1918 hochbetagt. Er hat persönlich mit Rossini den Figaro des „Barbiere“ und später mit Verdi die Baritonrollen aus dessen mittlerer Schaffensperiode einstudiert. Er stand mit allen berühmten Komponisten und Gesangsheroen seiner Zeit in engem Kontakt. Die gesangstechnischen Erfahrungen, Traditionen und Gestaltungsmöglichkeiten eines langen Sängerlebens gab er akribisch an seine Schüler weiter. Die frühe „Schellackzeit“ hat den Klang seiner Stimme noch in einigen Aufnahmen festgehalten.
Nach Cotognis Tod arbeitete Ricci als Repetitor, Assistent von Tullio Serafin und als Gesangslehrer. Zu seinen Schülern gehörten die größten Sänger der italienischen Oper im 20. Jahrhundert. Gigli, Lauri-Volpi, Elvira de Hidalgo, Maria Caniglia beispielsweise oder Tito Gobbi und Leontyne Price wurden von ihm unterrichtet. So konnte Ricci all das weitergeben, was er in den 13 Jahren bei Cotogni gelernt hatte.
Ricci hat Beispiele und Vorgaben der gesanglichen Gestaltung Cotognis als Notenbild niedergeschrieben und in Partituren eingearbeitet. Aber nicht nur Technik und Tradition wurden so bewahrt, auch die Unterrichtsmethoden übernahm Ricci von ihm. Die Zusammenarbeit mit berühmten Komponisten wie Mascagni ergänzte und erweiterte dazu sein Wissen um die Gesangskunst. Von der Presse wurde er als „Italy`s greatest coach“ bezeichnet. Viele namhafte Dirigenten haben ihn darum auch als Kenner der Tradition und Repetitor bei ihren Arbeiten hinzugezogen. Vor seinem Tode im Jahre 1981 verkaufte er die Notenbibliothek an seine Schülerin Jane Klaviter. Nach deren Ableben wird diese in den Besitz einer amerikanischen Universitätsbibliothek übergehen. Riccis mündliche Überlieferungen und sein schriftlicher Nachlass bilden zusammen mit den Abhandlungen Manuel Garcias zur Gesangskunst die wichtigsten Quellen für die Aufführungspraxis der Belcantozeit.
Der zweite Teil des Buches wendet sich nun den technischen Einzelheiten der Ausdrucksmittel, den unterschiedlichen Arten des Gesanges, den Verzierungen und Variationen zu. Hierbei bleibt es nicht bei allgemeinverbindlichen Anmerkungen und Ratschlägen. Es wird auch eingehend auf die unterschiedlichen Vorstellungen hingewiesen, die Rossini, Donizetti oder Verdi mit der Reproduktion der Ausdrucks- und Stilmittel ihrer Gesangskompositionen verbanden. Ein Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit Ausführungsfragen des Secco- und Accompagnatorezitativs. Dabei wird deutlich, wie wichtig die genaue textinterpretierende Gestaltung dieses Teils einer Oper für die Aussage der damit verbundenen Musiknummern ist. Rezitative sind somit keineswegs lästige Szenenabschnitte, die der Zuschauer überhören sollte, um schnell zum nächsten Gesangserlebnis zu gelangen.
Alle Details der technischen Möglichkeiten und Voraussetzungen finden eine optische und akustische Verdeutlichung in zahlreichen Notenbeispielen und den gesanglichen Darstellungen der beigefügten CD. Die „rot“ eingetragenen Notenergänzungen geben auch dem Laien eine Anschauung von dem Umfang an Erfordernissen und Voraussetzungen, die ein Sänger mit einzubringen hat, wenn er eine Szene in Aussage und Stil nach den Vorstellungen des Komponisten der Belcantozeit korrekt wiedergeben will. Vor zweihundert Jahren unterließen es die Musiker nämlich, alles das in die Partituren zu schreiben, was auf Grund der Ausbildung eines Sängers und der Traditionen als allgemeingültig und bekannt vorausgesetzt werden konnte. Diese Gepflogenheit wandelte sich dann im Verlaufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Erinnert sei in diesem Zusammenhang, dass Rossini als einer der ersten begann, Verzierungen mit ihren Variationen auszuschreiben und den Interpreten vorzugeben.
Den Abschluss des Buches bilden zahlreiche Beispiele für die Praxis zur Einrichtung eines Belcanto-Stückes.
Die Entwicklung der italienischen Oper ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat mit ihrem mehr realistisch geprägten Gesangsverständnis eine Rezeptionsverlagerung der musikalischen Ausdrucksmittel und Darstellungen hervorgerufen. Die interpretatorischen Mittel des Belcantostils waren dadurch den Zuhörern weitgehend unglaubwürdig geworden oder verschwanden gar gänzlich aus dem Bewusstsein der Opernbesucher. Der geänderte Zeitgeschmack reduzierte dazu vielfach diesen Gesangsstil auf ein reines Wohlklangerlebnis. Die Stilmittel der Belcantoepoche weichen zwar von den heute gemeinhin gepflegten ab, sie sind aber deshalb in Wahrheit und Trefflichkeit der Darstellung nicht weniger glaubwürdig oder richtig. Jede Zeit hat nun einmal ihre eigenen Ausdrucksmittel.
Allen, die der Vielfalt, den Eigenarten und den Qualitäten des Belcantostils nachspüren möchten, sei dieses Buch als spannende und anregende Lektüre empfohlen.
Dieter Kalinka (Bochum)
Lieber Herr Kalinka,
AntwortenLöschendanke, dass Sie sich dieses Buches angenommen haben. Auch ich habe es gelesen und teile ganz und gar Ihre Bewertung dieses hervorragenden Buches.Es wäre sehr zu wünschen,wenn es sich dort etablieren könnte, wo es von besonderem Nutzen wäre,nämlich bei den Musikhochschulen und den Gesangslehrern.
Herzlichen Gruß
EliMan
EliMan